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Salon Albert

Hallo Kinder,

die Besuche in meinem literarischen Salon sind immer ein Wagnis.
Nie könnt ihr euch sicher sein, ob aus euren Ohren nicht Orchideen wachsen, böse Puppen euch mit ihrem Blick verhexen oder Nashörner auf euch zu galoppieren.
Aber dieses Mal habt ihr Glück! Denn trotz des aktuellen Themas denke ich nicht daran, euch zu fragmentieren. Das wäre nicht nur nicht jugendfrei, sondern auch äußerst geschmacklos! Wie ihr aber wisst, bin ich eine Qualle von auserwähltem Geschmack!
Kichert da etwa jemand? Ah ja, da hinten das rundliche Mädchen in dem schlichten rosa Kleid und den Blumen im Haar. - Pamela heißt du? Wie schön!

Wo waren wir stehen geblieben?
Ach ja, bei Italo Calvino! Heute sehen wir lieber zu, wie ein Autor seinen Helden zerteilt. Keine Angst, dabei fließt kein Blut! Denn Calvino hatte keine Lust, einen Horrorstreifen zu schreiben, sondern wollte mit dem "Geteilten Visconte" vielmehr eine Allegorie über den Verlust einer einheitlichen Identität erzählen ...
Was gibt es jetzt schon wieder zu kichern, Pamela? Das macht mich ganz nervös!

Also, Calvino liebte den Neuanfang oder die Möglichkeit, immer wieder von vorne zu beginnen ...
Was das mit dem zerteilten Mann zu tun hat, fragst du Palmina?
Ob der Mann zerteilt wurde, weil Calvino mit seinem ersten Helden nicht zufrieden war? Nein, so war das nicht ... obwohl, eigentlich hängt das eine schon mit dem anderen zusammen.
Hm. Probieren wir es vielleicht von einem anderen Ende her. Beginnen wir "Wenn ein Reisender in einer Winternacht". Das ist ein berühmter Roman Calvinos.
Kennt ihn zufällig einer von euch? Nein? Macht nichts.

Dieser Roman ist deshalb berühmt geworden, weil er nur aus Anfängen besteht. Immer, wenn es gerade spannend wird und man sich richtig in die Handlung hinein versetzt hat, bricht der Roman ab und fängt wieder neu an. Der Roman ist also aus lauter Bruchstücken zusammen gesetzt.
Und der Leser, also wir, müssen sehen, was wir aus den einzelnen Stücken machen. Zum Beispiel können wir dem Romanhelden folgen, der wie wir den Roman lesen möchte und sich über die Brüche ärgert, oder wir hängen nur die Anfänge aneinander und studieren ihre unterschiedlichen Erzählhaltungen und Gattungen. Oder wir lesen alles von vorne bis hinten durch und erfahren so, dass das Buch immer unterbrochen wird, weil es falsch gebunden wurde! Und zwar von einem Verbrechersyndikat, dessen Ziel es ist, das falsche Buch als Wirklichkeit zu verkaufen."

"Was heißt da falsch?!" ruft Palmina dazwischen. "Wenn Calvino Anfänge so gut findet, findet er es doch wohl richtig, immer wieder anzufangen."

"Genau!" meint ein rothaariges Mädchen. "Und wenn mich nicht alles täuscht, probiert Calvino an uns genau das Gleiche aus wie das Verbrechersyndikat am fiktiven Leser: Er präsentiert uns eine bruchstückhafte, fragmentierte Geschichte als die wirkliche!"

"Stimmt", gibt Albert zu und reibt sich hinter seinen Brillengläsern die Augen. "Ich sehe, ich kann euch nicht übers Ohr hauen. Es sind tatsächlich nicht die Verbrecher, die das Buch zerstückelt haben, sondern Calvino. Und Calvino wollte ein Buch schreiben, das nicht linear, sondern intertextuell miteinander verbunden ist. Also ein Buch, dessen einzelne Bruchstücke gegenseitig aufeinander verweisen und miteinander vernetzt sind. Der Leser sollte sich in einem Labyrinth der Bedeutungen befinden, aus dem er nur dann wieder heraus findet, wenn er das Labyrinth selbst als sinnbildhafte Botschaft des Buchs begreift."

"Hypertext", sagt ein Junge im grün-weißen Ringelpullover. "Im Internet sagt man nicht Intertext, sondern Hypertext, wenn Texte untereinander verlinkt sind. Außerdem kann man sich beim Surfen auch wie in einem Labyrinth verlieren. Allerdings man muss keine Botschaft begreifen, um wieder heraus zu finden, sondern sich nur mit der Maus rausklicken!"

"Du vielleicht!" sagt Albert. "Aber jemand, der nicht bemerkt, dass das Medium nicht absolut, sondern auch nur Teil eines Ganzen ist, kann sich durchaus in den virtuellen Welten verlieren."

"Verstehe ich nicht", sagt der Junge.

"Der Internet-Nutzer muss wissen, dass das Internet nur Mittel zum Zweck ist, nicht die Wirklichkeit selbst."

"Sowieso", sagt der Junge, "das weiß doch jeder!"

"Und der Geteilte Visconte?" fragt Palmina. "Was hat der 'Reisende in der Winternacht' mit dem 'Geteilten Visconte' zu tun?"

"Habe ich euch schon mal was über Oulipo erzählt?" sagt Albert unvermittelt.

Palmina verdreht die Augen.

"Calvino ist zwar schon seit 1985 tot, ist aber immer noch Oulipo-Mitglied!" sagt Albert.

"Eigentlich wolltest du uns den 'Geteilten Visconte' vorlesen", nörgelt Palmina. "Ich bin nur deshalb gekommen, weil ich wissen wollte, was mit dem los ist."

"Oulipo steht für Ouvroir literature potentiell", fährt Albert fort und übersetzt gleich: "Werkstatt für Potentielle Literatur!"

Albert sieht nur Unverständnis oder Ungeduld auf den Gesichtern seiner Gäste.
Palmina runzelt verärgert die Stirn und Pamela gähnt sogar! Albert spielt seinen letzten Trumpf aus:

"M.!"

Pamela zuckt zusammen.

"Mmmh?" fragt das rothaarige Mädchen.

"M. wie 'Mix Max'!" sagt Albert. "M. wie 'Maus', 'Medardo di Terralba' oder wie 'Mann mit Protese reitet durch den Wald' ..."

Pamela seufzt.

"O.k., o.k.!" sagt Palmina. "Wir haben verstanden: M. kann für alles stehen. Das ist also Oulipo, die literarische Werkstatt der unendlichen Möglichkeiten! Und jetzt bitte die Geschichte vom geteilten Visconte!"

"Halt, halt!" ruft Albert. "Oulipo kann noch viel mehr! Zum Beispiel die Methode S + 7!"

"Die kenne ich!" ruft der Junge, plötzlich wieder hellwach. "Dafür braucht man nur einen beliebigen Text und ein Wörterbuch. Die Substantive werden mit den Wörtern, die sieben Stellen weiter im Wörterbuch stehen, ausgetauscht. Mit der Formel entstehen völlig neue, meistens witzige oder auch absurd hintergründige Texte!"

"Ich hab's!" sagt das rothaarige Mädchen aufgeregt. "Das ist der Bogen zu den Fragmenten und zu den Anfängen: Die Texte werden bis zum Satz-, Wort- oder Buchstabenmaterial zerlegt und sind dann unendlich miteinandern kombinierbar!"

"Wunderbar", sagt Palmina. "Dann können wir jetzt ja endlich zum Geteilten Visconte kommen!"

"Warum bist du heute denn so ungeduldig?" fragt Albert. "Wir machen es uns hier zwischen Gedanken-Fragmenten gemütlich und du funkst immer dazwischen!"

"Genau deshalb", sagt Palmina. "Fragmente machen mich nervös! Was machen die fragmentarischen Texte denn für einen Sinn, wenn sie zu keinem Ende kommen?"

Pamela lacht.

"Und wer sagt dir, dass der Geteilte Visconte nicht auch ein Fragment ist?" fragt Albert.

"Ich hoffe einfach, dass es Calvino gereicht hat, seinen Helden zu zerstückeln", sagt Palmina. "Und dass er die Geschichte dafür ganz gelassen hat."

Albert rückt sich die Brille zurecht und trinkt ein paar Schluck Wasser aus seiner Flasche.
"Gut", sagt er nach einer kurzen Pause. "Dann kümmern wir uns jetzt um den Visconte.
Die Geschichte des Visconte, Medardo di Terralba, spielt im ausgehenden Mittelalter. Der vielleicht achtzehnjährige Medardo meldet sich für den Krieg gegen die Türken und wird schon bei seinem ersten Kampf von einer Kanonenkugel entzwei gerissen. Und zwar auf höchst unwahrscheinliche, also romanhafte Weise. Nämlich so, dass ihm noch genau ein Auge, ein Ohr, eine Backe, die halbe Nase, der halbe Mund, das halbe Kinn und die halbe Stirn übrig geblieben war. Er wurde also mit einem glatten Schnitt durchtrennt und beide Hälften waren genau gleich, mit der Ausnahme, dass der rechten Hälfte das Herz fehlte. Aber
ausgerechnet diese war es, die schließlich wieder nach Hause zurückkehrte ..."

Pamela stößt einen Seufzer aus.

Albert klappt das Buch auf und liest:

"Der geteilte Visconte

IV
[...]
"Seht dort oben!" sagte einer der Knechte. Da gewahrten sie die Birnen, die sich von dem dämmernden Himmel abhoben, und erschraken bei dem Anblick. Denn die Früchte waren nicht ganz; man sah lauter längsseits durchgeschnittene Birnenhälften, die noch alle an ihren Stielen hingen. Von jeder Birne blieb nur die rechte Hälfte (oder die linke, je nach dem Standort des Beschauers, aber bei allen war es die gleiche Seite), und die andere Hälfte war verschwunden, abgeschnitten oder vielleicht abgebissen.
"Hier ist der Visconte vorbeigekommen", sagten die Knechte. Gewiss hatte er nach dem vieltägigen Fasten in seiner Klausur des Nachts Hunger bekommen und war den erstbesten Baum hinaufgeklettert, um Birnen zu essen.
Als die Knechte weitergingen, trafen sie auf einem Stein einen halben Frosch an, der vermöge seiner Froschnatur noch lebendig umhersprang.
"Wir sind auf der richtigen Fährte", sagten sie und setzten ihren Weg fort. Sie verirrten sich, weil sie eine halbe Melone zwischen Blättern übersehen hatten, und mussten zurückgehen, bis sie sie gefunden hatten.
So verließen sie die Felder und kamen in den Wald; dort sahen sie einen halbierten Pilz, einen Steinpilz, dann einen andern, einen roten giftigen Satanspilz, und wie sie immer weiter durch den Wald gingen, stießen sie von Zeit zu Zeit auf solche Pilze, die mit einem halben Stiel aus dem Boden ragten und nur einen halben Schirm öffneten. Es sah aus, als wenn sie durch einen glatten Schnitt gespalten wären, und von der anderen Hälfte war nicht einmal eine Spore mehr übrig. Es gab Pilze jeder Sorte, Boviste, Pfifferlinge, Schwämme; und die giftigen waren etwa ebenso zahlreich vertreten wie die essbaren.
Als die Knechte dieser sich immer wieder verlierenden Spur folgten, gelangten sie zu der sogenannten "Nonnenwiese", in deren Mitte sich ein Weiher befand. Der Morgen graute, und am Rande des Weihers spiegelte sich Medardos spärliche, in den schwarzen Mantel gehüllte Gestalt im Wasser, auf dem weiße oder gelbe oder erdfarbene Pilze schwammen. Es waren das die Hälften der Pilze, die er mitgenommen hatte und die jetzt auf der durchsichtigen Fläche verstreut waren. Im Wasser wirkten sie ungespalten, und der Visconte betrachtete sie [...]

"Gruselig!" sagt das rothaarige Mädchen. "Dem würde ich lieber nicht begegnen."

"Toll!" sagt Palmina. "Hier habe ich endlich den Eindruck, dass Calvino das Bruchstückhafte selbst auch unheimlich ist."

"Was hast du nur gegen Fragmente?" blafft der Junge Palmina an. "Wir sind doch nicht mehr im Mittelalter, wo man an den einen Gott, die eine Wahrheit, die eine Idee von Schönheit und Ordnung glaubt! Wir sind im Heute, im Zeitalter, wo alles erlaubt ist, und jeder sich seine eigene Welt zusammen basteln kann."

"Dann bastele ich mir eben eine Welt zusammen, in der keine halbe Menschen herumlaufen!" sagt Palmina schlagfertig. "Du kannst ja ruhig dem Visconte Gesellschaft leisten!"

"Dem bestimmt nicht!" sagt der Junge. "Der scheint ja nicht richtig im Kopf zu sein! Warum zerschneidet er die Pilze zuerst, um sie im Wasser doch wieder ganz sehen zu können? Der erträgt es nicht, halb zu sein! Er sehnt sich nach dem Ganzen! Und weil er es den anderen nicht gönnt, ganz zu sein, zerschneidet er die Pilze! Das ist jämmerlich!"

"Ich frage mich, ob er mit einem Auge so viel sehen kann, wie mit zwei!" sagt das rothaarige Mädchen unvermittelt. "Eigentlich hat er dann doch nur den halben Gesichtskreis."

"Das mit dem halben Körper und dem einen Auge ist sicher nicht medizinisch, sondern allegorisch gemeint!" sagt Palmina.

"Ach und wie?"

"Dass er eben nicht mehr die Ganzheit als Ganzheit wahrnimmt, sondern nur noch als Teil. Das Ganze ist halb und nicht ganz! "

"Eben!" sagt das rothaarige Mädchen. "Er sieht nur noch die Hälfte!"

"Am besten lese ich euch einmal eine Stelle vor, in der der Visconte seinem Neffen erklärt, auf welche Weise er jetzt die Dinge wahrnimmt", versucht Albert zwischen den beiden zu vermitteln:

V

[...] "So könnte man jedes ganze Ding halbieren", sagte mein Onkel, während er bäuchlings auf der Klippe lag und jene zuckenden Polypenhälften steichelte, "so könnte ein jeder aus seiner stumpfsinnigen und unwissenden Ganzheit herausfinden. Ich war ganz, und alle Dinge kamen mir natürlich und verworren vor, dumm wie die Luft; ich glaubte alles zu sehen, und es war doch nur die Schale. Solltest du jemals zu einer Hälfte deiner selbst werden, und das wünsche ich dir, mein Junge, wirst du Dinge verstehen, die der Intelligenz ganzer Gehirne verschlossen bleiben. Du wirst dann die Hälfte deiner selbst und der Welt verloren haben, aber die verbliebene Hälfte wird tausendmal tiefer und kostbarer sein. Und auch du wirst wollen, dass alles zerrissen und gespalten sei nach deinem Bilde, denn Schönheit und Weisheit und Gerechtigkeit finden sich nur in der Zerstückelung. [...] "

"Sage ich doch", sagt Palmina. "Das Ganze wird nur noch als Fragment wahrgenommen."

"Auf jeden Fall ist der Typ nicht auf der Höhe der Zeit", sagt der Junge. "Der nimmt sich viel zu wichtig und will den anderen seine Meinung aufdrängen! Nur weil er selbst zerteilt wurde, will er alles andere auch zerteilen!"

"Ich denke, dir gefällt das?" meint Pamela.

"Aber doch nicht so!" sagt der Junge. "Ich habe zwar die gleiche Meinung wie der Visconte, dass die Vorstellung von Ganzheit eine Illusion ist, aber deshalb teile ich doch meine Umgebung nicht in zwei Hälften! Das Befreiende an unserer modernen, nicht mehr auf Ganzheit und Vollkommenheit ausgerichtete Sichtweise ist doch, dass wir die unterschiedlichen Lebensentwürfe der anderen tolerieren! Dass wir erkennen, dass das Fragmentarische eigentlich das Ganze ist!"

Pamela lacht, nimmt sich Alberts Buch und liest in seltsam pathetischem Tonfall einen Absatz daraus vor:

"O Pamela, das ist der Vorteil davon, wenn man halbiert ist: man begreift bei jedem Menschen und bei jedem Dinge, wie ein jeder und ein jedes an seiner eigenen Unvollkommenheit leidet. Ich war ganz und begriff nicht; stumpf und ohne mich mitteilen zu können, bewegte ich mich inmitten der Schmerzen und Wunden, die überall dort verteilt sind, wo sich jemand weniger als ganz zu glauben wagt. Nicht ich allein, Pamela, bin ein gespaltenes und entwurzeltes Wesen, sondern du ebenso und alle andern. Jetzt nun habe ich teil an einer Brüderlichekit, die mir früher, als ganzer Mensch, unbekannt war: sie verbindet mich mit allen Verstümmelungen und Mägeln der Welt. Wenn du mit mir kommst, Pamela, wirst du lernen, an den Leiden der anderen teilzuhaben und deine Leiden dadurch zu heilen, dass du die ihren heilst."

"Was ist das denn jetzt?" fragt der Junge irritiert. "Das hört sich nach einer Kehrtwendung von 180 Grad an! Ich denke, Medardo will die anderen von seiner Sichtweise überzeugen, anstatt sich in die anderen hineinzufühlen!"

"Der hat sicher eine gespaltene Persönlichkeit!" sagt das rothaarige Mädchen. "Wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde."

"Pah!" macht der Junge. "Dann wäre der Kanonenschuss ja umsonst gewesen. Calvino wollte einen zerissenen Menschen beschreiben, keinen Kranken! A propos: Was ist eigentlich aus der Hälfte des Viscontes geworden, die noch ein Herz im Leib hatte?"

"Volltreffer!" sagt Albert. "Tatsächlich kehrt auch diese Hälfte irgendwann nach Hause zurück. Im Gegensatz zum herzlosen Visconte möchte der gute Visconte allerdings nicht zerstören, sondern überall helfen und aufbauen. Und diese gute Hälfte hat zu Pamela die gerade vorgelesenen Sätze gesprochen. "

"Sehr rührend ", sagt Palmina und weiß nicht, ob ihr die Wendung der Geschichte gefallen soll oder nicht.

"Es kommt noch viel rührender", sagt Pamela. "Er verliebt sich in mich ..."

"In dich?" rufen der Junge, das rothaarige Mädchen und Palmina befremdet.

"Ja, ich bin doch Pamela", fährt Pamela ungerührt fort. "Das Problem ist nur, dass sich auch schon der schlechte Visconte in mich verliebt hat ..."

"Aber wieso denn in dich?" fragt Palmina nervös. "Der Visconte ist doch nur eine Romanfigur..."

"Und ich das Fragment eines Romans!" sagt Palmina. "Übrigens kann ich dich beruhigen: Die Geschichte geht am Ende gut aus: Beide Teile Medardos vereinigen sich wieder und ich bekomme einen ganzen Mann!"

"Wie langweilig!" ruft der Junge. "Calvino traut offensichtlich seinen eigenen Thesen nicht!"

"Wie stimmig!", sagt Palmina. "Die Sehnsucht nach dem Ganzen sichtbar zu machen und dennoch das Fragmentarische als das Eigentliche mitzudenken!"

"Wie aufregend", sagt das rothaarige Mädchen. "Einen so erfahrenen Mann zu heiraten!"

"Wie herrlich", sagt Pamela, "jetzt noch rechtzeitig zum Abendessen zu kommen: Medardo kocht Pilze und Tintenfisch!"

Italo Calvino: Der geteilte Visconte. Aus dem Italienischen von Oswalt von Nostitz. Deutscher Taschenbuch Verlag. München 1986. 104 Seiten.

 © Rossipotti No. 15, Mai 2007