Lied


Bedeutung

Die meisten älteren Menschen verbinden heutzutage mit dem Wort Lied meist nur Volkslieder und Kirchenlieder. Diese finden sie ziemlich altmodisch oder auch langweilig. Kinder und jüngere Menschen denken bei Lied wahrscheinlich vor allem an Kinderlieder, denen sie schnell entwachsen und sie deshalb bald nicht mehr singen.


Kinderlied „Kommt ein Vogel geflogen” (Volksweise aus Österreich)
entnommen aus dem Liederbuch
Kinder wollen singen - Gemeinfreies Liedgut fürs ganze Jahr

Der aus dem Englischen stammende Begriff song ist heute dagegen bei Kleinen und Großen sehr beliebt. Viele wünschen sich sehnlichst, ein Superstar zu werden und mit einem hitverdächtigen Song an die Spitze der Charts, das heißt der Tabellenliste, zu stürmen oder selbst ein gefragter Songschreiber zu werden. Dabei ist Song nur ein Synonym oder ein anderes Wort für das deutsche Wort Lied.
Beides bezeichnet ein Gedicht oder lyrisches Textstück, das mit einer Melodie versehen wurde. Meistens enden diese vertonten, lyrischen Textstücke mit einem Reim. Da reimt sich „Herz" auf „Schmerz" oder „Sonne" auf „Wonne" oder „feel" auf „real" oder „day" auf „away".
Lieder oder Songs zählen allerdings nicht nur wegen der Reime zu den Gedichten, sondern vor allem auch wegen ihres Sprachrhythmus' und ihrer knappen (Strophen-)Form. Im Englischen heißen Songtexte deshalb auch lyrics. Dass die englische Sprache die Unterhaltungsmusik weltweit beherrscht, lässt sich übrigens erst seit der Zeit der britischen Musicband The Beatles und den 1960er Jahren durchgängig beobachten.
Hundert Jahre davor dominierte im 19. Jahrhundert das deutsche Kunstlied diesen Markt. Damals wanderte die deutsche Bezeichnung ins Französische („le lied") und ins Englische („the lied").
Doch egal, ob wir von einem deutschen Lied oder einem englischen song sprechen oder vom französischen chanson, vom italienischen canzone, von der griechischen odé und anderen Liedern mehr, sie alle erzählen mit lyrischen Mitteln Geschichten, die mit Gesangstimme und Musikinstrument eine weitere Wirkung hinzu gewinnen. Vielleicht liegt es genau an dieser zusätzlichen musikalischen Dimension, dass man Liedern schon in vorchristlicher Zeit und seither immer wieder eine magische Kraft zuschrieb.
Auch wenn man nicht an die direkt magische Wirkung von Liedern glaubt, so kann man doch feststellen, dass Lieder unser vielschichtiges Leben in einfachen Worten erklären, ihm eine Struktur geben und unterschiedliche Gefühle wie Wut, Sehnsucht, aber auch Liebe auslösen können. Durch diese Kraft können Lieder nicht zuletzt in schwierigen Zeiten Hoffnung geben oder Menschgruppen in ihren Zielen untereinander verbinden.

Volks- und Kunstlied

Im Grunde kann man alle Lieder oder Songs in Volks- oder Kunstlieder einteilen.
Volkslieder wurden über Jahrhunderte mündlich weitergegeben. Ihre Autoren und Komponisten sind meistens unbekannt. Es gibt aber auch Volkslieder bei der der Autor bekannt, die Melodie dagegen eine allgemeine Volksweise ist.
Bei Volksliedern hat jede Strophe meistens dieselbe Melodie. Oft haben Volkslieder Kehrreime. Das bedeutet: Nach jeder neuen Strophe gibt es eine Wiederholung von einigen gleichlautenden Zeilen. Oft wird auch statt Kehrreim das französische Wort Refrain benutzt. Es hat dieselbe Bedeutung.
Beim Kunstlied sind dagegen Dichter und Komponist bekannt und werden in Liederbüchern auch als deren Urheber namentlich genannt. Meistens existieren zuerst die Worte oder Gedichte, die ein Dichter ohne das Ziel der Vertonung geschrieben hat. Diese Gedichte inspirieren einen Musiker zu einer Melodie, die er durchkomponiert. Das heißt, er variiert sie entsprechend dem jeweiligen Stropheninhalt. Bei Kunstliedern haben die einzelnen Strophen deshalb oft nicht die gleiche Melodie. Aus dem Grund sind Kunstlieder oft komplizierter vertont als Volkslieder. Geschrieben werden sie in der Regel nicht für den normalen Laie oder das Volk, sondern für ausgebildete Sänger, die oft von Instrumenten begleitet werden. Es gibt aber auch Kunstlieder wie C-a-f-f-e-e von Karl Gottlieb Hering, die sehr einfach sind und von jedem gesungen werden können.
Ein bekanntes Beispiel für eine schwieriges Kunst-Lied ist dagegen Die Forelle mit dem Text von Christian Daniel Schubarth (1739-1791) und der Musik von Franz Schubert (1797-1828).
Oft kommt es vor, dass ein Gedicht oder Text von verschiedenen Komponisten vertont wird. Manchmal sogar noch zweihundert Jahre später nach Entstehen des Textes. Wie zum Beispiel die Liedersammlung Carmina Burana sechshundert Jahre später von Carl Orff oder Die neue launige Forelle, die der deutsche Musiker Wolfram Langner erst 2009 zu dem alten Text von Schubarth komponiert hat.
Manchmal ist es auch umgekehrt, zuerst ist die Musik da und dazu wird ein Text geschrieben. Bei Songs von Rockgruppen macht das ein Songwriter, manchmal aber auch der Komponist oder auch der Frontsänger der Gruppe.

Übrigens sind heute viele Kunstlieder so bekannt, dass ihre Verfasser in den Hintergrund getreten oder auch beinahe vergessen sind und die Lieder deshalb von vielen als Volkslied aufgefasst werden. Lieder wie Hopp, hopp, hopp, Pferdchen lauf Galopp (geschrieben von Karl Hahn und komponiert von Karl G. Hering) oder Der Kuckuck und der Esel (geschrieben von Hoffmann von Fallersleben und komponiert von Carl Fr. Zelter) sind längst in Sammlungen von Volksliedern gewandert und werden kaum als Kunstlied wahrgenommen.

Volks- und Kunstlieder kann man noch viel feiner als nach der Bekanntheit ihrer Verfasser und Dichter und nach bestimmten anderen Gesichtpunkten einteilen. Sie lassen sich zum Beispiel nach ihrem Inhalt in Kirchenlieder, Naturlieder, Lob- und Spottlieder, Klagelieder, Trinklieder, Erzähllieder oder sogenannten Balladen, Liebeslieder, Abschiedslieder einteilen.
Lieder lassen sich aber auch nach ihrer gesellschaftlichen Bedeutung oder nach Berufsständen einteilen. Und zwar in höfische Lieder, Soldatenlieder, Kinderlieder, politische Lieder, Lieder der Handwerker, der Arbeiter, der Bauern.
Selbst die Vortragsart kann dazu dienen, Lieder zu kennzeichnen. Es gibt Chor- und Sololieder, Lieder mit Begleitung auf dem Klavier oder einem Orchester oder dem Chorvortrag ganz ohne Musikinstrumente (dazu sagt man a cappella).
Auch die Gelegenheiten, zu denen bestimmte Lieder gesungen werden, können zur Einteilung herangezogen werden: Tanz- oder Marschlied, Geburtstagslied, Weihnachtslied, Staatsfesttagslied wie die Nationalhymne.

Geschichte


Mittelalterliche Notenschrift (1486-88)

Nahezu für jeden Lebensbereich, für jede Situation, für jedes Gefühl gibt es ein Lied. Trotzdem wissen wir nicht, wann, warum und wo auf der Erde das erste Lied entstand. Man nimmt an, dass der Mensch schon sehr früh sowohl sein tägliches Leben als auch seine besonderen, feierlichen und religiösen Zeremonien mit gesungenen, meist gereimten Worten verbunden hat.
Warum diese Annahme sicherlich richtig sein wird, lässt sich aus der eigenen Erfahrung heraus belegen: Eine mühsame Arbeit wie beispielsweise das Aussammeln von weißen Bohnen geht sehr viel schneller von der Hand, wenn ein gereimter Sprechgesang (wie etwa „Jedes Böhnchen gibt ein Tönchen") einen Rhythmus vorgibt, der die Eintönigkeit der wiederkehrenden Handgriffe erträglicher oder sogar vergessen macht.
Warum soll das in der Frühzeit unserer Ahnen anders gewesen sein?
Soviel wir heute wissen, liegen die Wurzeln des heutigen Begriffs Lied im Germanischen. Hier war das liet ganz allgemein etwas Gesungenes. Das Wort leuda meinte in dieser Zeit eine lobende, kurze Dichtung, eine Strophe. Auch im Mittelhochdeutschen – also lange nach den Germanen – bezeichnete liet lediglich eine Strophe, diu liet waren dagegen mehrstrophige Lieder. Daneben taucht in der frühen deutschen Literatur die Bezeichnung Lied auch bei epischen (erzählenden) Großformen wie den Heldenepen auf. Bekannt sind bis heute das Nibelungenlied oder auch das Rolandslied (siehe auch Ritterliche Dichtung).
Man nimmt an, dass auch die langen, epischen Lieder gesungen wurden. Es wurden allerdings viel weniger Melodien als Texte überliefert. Und falls Noten zu den Liedtexten gefunden wurden, so beschreiben sie nur die Auf- und Abwärtsbewegung der Noten ohne deren genauen Rhythmus, weil das damals so üblich war. Aus diesen Gründen weiß man nicht wirklich, ob alle Liedtexte gesungen und vor allem auch wie sie gesungen wurden.
Die erste große, uns heute bekannte Liedersammlung ist die Carmina Burana aus dem Mittelalter. Sie enthält vor allem lateinische, aber auch ein paar mittelhochdeutsche, lateinisch-deutsche und lateinisch-französische Texte des 11.-13. Jahrhunderts. Die Sammlung enthält Trink-, Tanz-, Spiel- und Liebeslieder, Spottgesänge und daneben auch geistliche Lieder. Die Verfasser sind überwiegend anonym oder unbekannt, aber man nimmt an, dass die Lieder von fahrenden Schülern und Geistlichen, sogenannten Vaganten, aufgeschrieben wurden. Sie gilt damit als Inbegriff mittelalterlicher Vagantendichtung.

Während in Mittelalter und der frühen Neuzeit nur vereinzelt Lieder gesammelt wurden, gibt es seit der Aufklärung mehrere Liedersammlungen. Ein herausragender Sammler war der in seiner Zeit sehr einflussreiche Dichter und Wissenschaftler Johann Gottfried Herder (1744-1803). Er beschäftigte sich intensiv mit dem Liedgut vieler Völker. Er sammelte Texte, übersetzte und veröffentlichte sie unter dem Titel Stimmen der Völker in Liedern. Dafür bearbeitete Herder die Texte aber sehr frei. Das heißt, viele Lieder sind uns nicht mit den ursprünglichen Worten überliefert worden, sondern mit denen, die Herder passend fand. Trotzdem hatte dank seines Wirkens das Volkslied starken Einfluss auf viele deutschen Dichter und Musiker.
Nach Herder waren es vor allem Autoren der Romantik, die leidenschaftlich Texte aus dem Volk, nämlich Märchen, Sagen und auch viele Lieder, sammelten. Bekannt ist die Volksliedsammlung Des Knaben Wunderhorn, die von den Dichtern Achim von Arnim (1781-1831) und Clemens Brentano (1778-1842) heraus gegeben wurden. Nur durch solche Sammlungen wurde es möglich, dass wir heute noch Lieder in einem sehr alten Wortlaut oder in dem gesprochenen Deutsch des 19. Jahrhunderts und mit den ursprünglichen Melodien singen.


Kunstlied von Franz Schubert, Text: Wilhelm Müller, 1822

In musikalischer Hinsicht erreichte das Lied ein sehr hohes Niveau durch die Vertonungen von Gedichten mit Klavierbegleitung durch die Komponisten Mozart und Beethoven. Richtig bedeutend und über die deutschen Grenzen hinaus bekannt, wurde das Kunstlied aber vor allem durch die Komponisten der Romantik: Franz Schubert, Robert Schumann und Johannes Brahms. Diese Komponisten vertonten romantische, lyrische Texte unter anderem von Johann Wolfgang Goethe, Novalis, Joseph Freiherr von Eichendorff und Clemens Brentano.
Die Liedersammlungen des 19. Jahrhunderts blieben bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts prägend und viele Lieder gehen auch noch heute in Liederbücher ein.

Die Popularität der alten Volks- und Kunstlieder wurde aber längst durch die Entstehung vieler neuer Stilrichtungen von Rock’n’Roll über Chanson und Pop bis hin zu HipHop abgelöst.

Verschiedene Stilrichtungen

Die Formvielfalt des Liedes ist riesig und reicht durch alle Kulturen von der tiefsten Vergangenheit der Menschen bis in die unmittelbare Gegenwart. In all den Jahrtausenden wandelte sich das Lied mit seiner Musik (oder die Musik mit dem Lied) und passte sich so immer wieder den Lebensbedingungen und dem neuen Lebensgefühl der Völker an. Deshalb gibt es in den einzelnen Epochen auch ganz verschiedene Lieder und unterschiedliche Darbietungsweisen. Aus dieser Vielfalt können hier nur einige, wenige Beispiele herausgegriffen werden:

  • Kirchenlied: Kirchenlieder gehören zu den ältesten Liedformen des Christentums. Ursprünglich waren sie einstrophige, christliche Hymnen oder Marienlyrik in lateinischer Sprache. Im 16. Jahrhundert wird Martin Luther der bekannteste Lieddichter im religiösen Bereich. Im Zeitalter des Barocks dichtete Paul Gerhardt viele Kirchenlieder, die noch heute in den Gesangsbüchern stehen.
  • Minnelied: Minnelieder wurden zwischen dem 12.-15. Jahrhundert in Handschriften aufgeschrieben und gesammelt. Sie waren Teil der Ritterdichtung und besangen in mehreren Strophen in erster Linie die Liebe zu einer meist adligen, unerreichbaren Frau, daneben aber auch persönliche Erlebnisse. Die Sänger selber waren singende Ritter, Adlige, Geistliche, Städter oder fahrende Studenten unbekannter Herkunft. Sehr bekannte Minnesänger waren Walther von der Vogelweide (um 1170 geboren, um 1230 gestorben) und Wolfram von Eschenbach (um 1160-80 geboren, um 1220 gestorben).
  • Meistersang: Der regeltreue Meistergesang war im 15.-16. Jahrhundert Teil der bürgerlichen Kultur. Es waren vor allem Handwerksmeister, die sich zum Singen in kleinen und großen Gruppen zusammenschlossen. Bekannter Meistersänger war Hans Sachs (1494 geboren, 1576 gestorben). Die letzte Vereinigung von solchen Meistersingern existierte in Deutschland übrigens bis 1872 in Memmingen.
  • Chanson: Chanson ist ein musikalisches Genre aus dem französischen Kulturraum, das durch einen Sänger, eine Sängerin mit instrumentaler Begleitung vorgetragen wird. Seine Wurzeln reichen bis ins 16. Jahrhundert. Eine internationale Blütezeit hatte die Chansonmusik in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In dieser Zeit entsprang aus ihr auch das Kabarettlied. Besonderes Merkmal der Chansons ist die starke Konzentration auf die Textaussage. Oft bedienen sich Chansonschreiber einer poetischen Bildsprache und verwenden abschnittsweise Sprechgesang oder komplett gesprochene Texte im Wechsel mit gesanglichen Passagen.
    Chansons decken textlich eine Vielzahl von Themen und Stimmungen ab: Vom politisch geprägten Inhalt über komische Situationen bis zu Liebesliedern. Chansons berichten von allen Situationen des Lebens, oft mit den Mitteln der Ironie und der Satire. Die Konzentration auf Alltagsgeschichten macht die Chansonmusik lebensnah und für das Publikum leicht nachvollziehbar.
    Als deutschsprachiger Chansonnier und bekannter Liedermacher gilt Reinhard Mey, der sich intensiv mit der französischen Tradition auseinander setzte und zahlreiche deutsche und französische Texte verfasste. Auch Udo Jürgens wird manchmal als Chansonsänger bezeichnet.
  • Schlager: Der Begriff Schlager entstand um 1867 in Wien und bezeichnet ein volksnahes Lied mit einer harmonischen Melodie und einem einfachen, schnell zu erfassenden Text in der jeweiligen Landessprache. Der Inhalt des Liedes und die Musik gehen dadurch den Zuhörern so nahe, dass das Lied oft zu einem „Ohrwurm" wird und sie unter Umständen tagelang nicht „loslässt". Die Lieder der Schlagersänger und Schlagersängerinnen des 19. Jahrhunderts hatten großen Erfolg und waren damals Hits. Hit bedeutet übrigens Schlag, Einschlag, Treffer und bezeichnet Musikstücke oder Lieder, die beim Publikum „einschlagen", also einen sehr großen Erfolg haben.
    Die Erfindung des Grammophons sowie die aufkommende Filmindustrie trugen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts schnell zu der Verbreitung des Schlagers bei, weshalb man sagen kann, dass der Schlager ein Produkt der Industriegesellschaft ist. Als solches will er vor allem viel und nicht unbedingt besonders lange verkauft werden. Im Unterschied zum alten Volks- und Kunstlied ist der Schlager also sehr schnelllebig. Schlagersänger arbeiten für ein Massenpublikum, indem ihre Texte allgemeine menschliche Wunschträume ansprechen. Musikalisch richtet sich der Schlager meist nach der jeweils vorherrschenden Tanzform.
  • Rock ’n’ Roll (englisch, kurz für rock and roll, was in der deutschen Sprache „schaukle und wälze" bedeutet) ist eine Musikrichtung der 1950er und frühen 1960erJahre. Sie entstand in den USA. Mit der Rockmusik verbunden ist das Lebensgefühl einer Jugend, die gegen das Leben der Eltern und Großeltern protestierte. In dieser Protestkultur spielten die Liedtexte eine große Rolle. Kennzeichnend für die meisten Rock-’n’-Roll-Bands ist die Besetzung mit einem Sänger, der vor der Gruppe steht und als Frontmann bezeichnet wird. Die Rockmusik breitete sich sehr schnell weltweit aus und mit ihr trat die englische Sprache ihren Siegeszug durch die Jugendszenen an. War der Wortinhalt bei den Musikgruppen vor 50 und 100 Jahren ein wichtiges, wenn nicht sogar das Hauptmerkmal, so ist er gegenwärtig im deutschen Sprachraum meist hinter Melodie und Rhythmus zurückgetreten. Eine der Ursachen ist darin zu sehen, dass die meisten Texte in englischer Sprache gedichtet und gesungen werden. Musik und Text bilden für Hörer ohne gute Englischkenntnisse keine Einheit. Es gibt aber einzelne Interpreten und Musikgruppen, die bei ihren Liedern nur die deutsche Sprache verwenden. Ein Beispiel dafür ist die Sängerin Nena. Sie war der Star der Neuen Deutschen Welle. Die Neue Deutsche Welle kam 1976 auf und stellte eine deutschsprachige Variante von Punk dar. (Punk ist eine Jugendkultur, Mitte der 1970er Jahre in New York und London entstanden, mit provozierendem Aussehen und der eigenen Musikrichtung New Wave, also Neue Welle.) Noch heute singt Nena ihre Songs in deutscher Sprache und stellt damit bei allen ihren Darbietungen für ihr deutschsprachiges Publikum eine Einheit von Textverständnis und Musik her.
  • Liedermacher: Der Liedermacher ist im deutschsprachigen Raum ein Sänger, der Musik und Texte seines Programms überwiegend selbst geschrieben oder für sich bearbeitet hat. Der Vortrag eines Liedermachers basiert meist auf eigener Interpretation und musikalischer Begleitung, auch wenn die Aufführung gelegentlich mit einer Begleitband erfolgt. Ein großes Augenmerk liegt auf dem anspruchsvollen, oft witzigen oder auch scharfen kritischen Text. Es gibt verschiedene Wurzeln der modernen Liedermacher. Einige sind in der 68er Studentenbewegung der BRD zu suchen. Andere in der staatlich gelenkten und geförderten Singebewegung der DDR im gleichen Jahrzehnt oder bei einzelnen Protestsängern der DDR wie Wolf Biermann. Auch die Ostermarsch- und Umweltschutzbewegung sowie der Gewerkschaftskampf wurden und werden von Liedern mit politischen Themen begleitet. Zu den bekannten, politisch engagierten Liedermachern zählen unter anderem Hannes Wader, Wolf Biermann, Konstantin Wecker.
  • Hip-Hop und Rap: Hip-Hop und Rap stellen nicht nur eine Musikrichtung dar, sondern sie sind gleichzeitig Elemente der gegenwärtigen Jugendkultur. Der Hip-Hop hat seine Wurzeln in der Musik der Afro-Amerikaner. Der Rap (Sprechgesang) stammt aus der Musik- und Liedtradition Jamaikas. Seit Anfang der 1990er Jahre hat sich Hip-Hop international verbreitet, tonangebend bleiben aber die Interpreten aus den USA. Aber gerade der Rap wird in Deutschland, Österreich und der Schweiz von sehr jungen Jugendlichen und in deutscher Sprache betrieben.

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