Utopie


Der Begriff Utopie stammt von den griechischen Wörtern ou (kein/nicht) und topos  (Ort) ab und bedeutet zusammengesetzt also Nicht-Ort. Als Etwas, das an keinem Ort anzutreffen ist, ist die Utopie eine Art Wunschidee oder Wunschtraum von einem idealen Ort, an dem die Menschen gut zusammen leben. Im Gegensatz zu diesen schönen, positiven Utopien gibt es auch negative Utopien. Sie entwerfen Horrorszenarien für unser zukünftiges Leben.

Unterschiedliche Utopien

 Wir alle wünschen uns manchmal, dass die Welt anders und besser  wäre, als sie gerade ist.
Eine Utopie ist eigentlich nur eine Beschreibung dieser Wünsche.
Die Utopie ist nicht immer unmöglich, aber sie zeichnet sich dadurch aus, dass sie zu dem Zeitpunkt, an dem sie erdacht wird, nicht oder noch nicht möglich ist. Es gibt also noch keinen Ort auf der Welt für sie.
Allerdings gibt es nicht nur positive Utopien, sondern auch das genaue  Gegenteil, die so genannte Anti-Utopie oder negative Utopie. Auch die anti-utopischen Bücher gehören zum Genre der utopischen Literatur. Sie  sind oft sehr spannend und voll von Herausforderungen und Abenteuern.

Darüber, wie der Idealzustand oder im Gegenteil auch der befürchtete Zustand einer zukünftigen Gesellschaft nun eigentlich sein soll, gibt es sehr verschiedene Meinungen.
Sehr viele Philosophen, Politiker und Dichter  haben sich deshalb mit diesem Thema auseinandergesetzt und dicke Bücher geschrieben.

Da es nun aber viele verschieden Meinungen auf der Welt  gibt, gibt es auch sehr unterschiedliche (positive und negative) Utopien.
Bei der politischen und gesellschaftlichen Utopie geht es zum Beispiel  recht oft um die gerechte Verteilung von Geld, Gütern, Arbeit und darum,  ob man das ganze Geld nicht doch lieber wieder abschaffen sollte. Die Menschen sind in einer politischen Utopie frei und werden nicht vom  Staat ausgehorcht und hinterhältig unterdrückt.

Sehr interessant sind auch die technischen oder wissenschaftlichen Utopien.
Dort machen vielleicht Roboter alle Arbeit , so dass wir Menschen uns  entspannt auf die faule Haut legen können. Oder alle Krankheiten sind durch überragende wissenschaftliche Forschung geheilt, und Menschen sind in der  Lage, mit schnellen Raumschiffen andere Planeten zu besiedeln.
Das klingt jetzt noch unmöglich, aber vor etwa 100 Jahren war ein heute ganz normales Flugzeug noch eine technische Utopie. Viele Leute haben damals über die Flugversuche der Gebrüder Wright, den  Erfindern des ersten Flugzeuges, gelacht, bis ihnen die Bäuche weh taten.
Aber heutzutage fliegen wir, schwuppdiwupp, ganz selbstverständlich  mit den großen Flugmaschinen in den Urlaub. So wird dann eine Utopie zur alltäglichen Wirklichkeit.
Die Grundidee der technischen Utopie wird oft vom Science-Fiction Roman  übernommen. Dieser unterscheidet sich aber dadurch von der utopischen Literatur, dass es in ihm eher darum geht, unentdeckte Welten zu erforschen, und nicht darum, eine perfekte oder zumindest bessere Gesellschaft zu erschaffen.

Es gibt auch theologische, also religiöse Utopien wie z.B. das Paradies oder das Reich Gottes, in dem alle glücklich sind und es  keine Sorgen und Krankheiten mehr gibt . Viele Religionen haben  Beschreibungen von solchen schönen Utopien in ihren heiligen Schriften.

Du kannst dir aber auch ganz einfach einmal deine eigene Utopie  ausdenken und aufschreiben.

Literarische Utopie

Bereits im Jahr 1516 erschien ein Roman mit dem Namen Utopia von Thomas Morus. Er handelt von einer besseren Gesellschaft auf einer fernen Insel und gab dem Genre seinen Namen. Erfunden hat Morus die literarische Utopie aber nicht. Denn davor haben die Menschen natürlich auch schon darüber nachgedacht, wie die Welt und die Gesellschaft besser werden kann.

Als Erfinder der literarischen Utopie gilt dagegen Platon, der bereits 427 bis 347 v. Chr. gelebt hat. Platon ist einer der berühmtesten griechischen Philosophen. Man weiß, dass er auch lange über die Utopie gegrübelt hat, weil er einen Dialog verfasst hat, in dem die Hauptfiguren über die Geschichte eines idealen Staates erzählen und diskutieren. Der Dialog-Text heißt Kritias und erwähnt zum ersten Mal überhaupt das sagenumwobene Inselreich Atlantis. In Platons Dialog versucht die aggressive Seemacht Atlantis den als Ideal dargestellten Stadtstaat Athen mit Gewalt zu unterwerfen. Den mutigen, heldenhaften Athenern gelingt es jedoch, den Angriff abzuwehren. Kurz darauf wird Atlantis ganz überraschend von einer furchtbaren Naturkatastrophe komplett zerstört.
Heute wird allgemein davon ausgegangen, dass diese Geschichte ein philosophisches Gedankenexperiment Platons war. Das heißt, dass der Mythos von Atlantis nicht auf historischen Fakten beruht, sondern dass Platon die Geschichte erzählt hat, um den Idealen Staat einmal in einer gefährlichen Situation zu zeigen.

Ein weiteres Werk der utopischen Literatur, in dem es um Atlantis geht, ist der Roman Das neue Atlantis von Francis Bacon. Es gehört zusammen mit dem Roman von Thomas Morus zu den bekanntesten Werken der Renaissance. Das neue Atlantis ist eine Art ausgedachter Reisebericht in Form eines Romans, und es beschreibt eine wissenschaftliche Utopie mit großem technischen Fortschritt.

Knapp hundert Jahre später (1726) schrieb Jonathan Swift den utopischen Abenteuerroman Gullivers Reisen. In dem heute noch spannenden Kinderbuch erleidet Gulliver auf seinen Reisen Schiffbruch, wird von grimmigen Piraten überfallen und strandet nach mehreren Unglücken an sehr ungewöhnlichen Orten. Da gibt es zum Beispiel Länder, die von Zwergen, Riesen oder gar sprechenden Pferden bewohnt werden. Oder es gibt fliegende Inseln, auf denen verwirrte Wissenschaftler wohnen. Da Jonathan Swift mit der Geschichte nicht nur Gullivers Abenteuer erzählt, sondern auch die verschiedenen Staats- und Gesellschaftsformen beschreibt, denen Gulliver begegnet, ist Gullivers Reisen auch ein utopischer Roman.

Übrigens ist es auffallend, wie viele Utopien sich auf Inseln abspielen. Das Buch Robinson Crusoe von William Dafoe kennen sicher viele, aber die meisten denken wahrscheinlich nicht, dass die Geschichte eine Utopie ist. Zwar wird in dem Roman keine gute oder schlechte Staats- oder Gesellschaftsform beschrieben. Aber wenn man gut aufpasst, merkt man, wie das Leben des Robinson Crusoe auf der Insel als ein besseres, idealeres dargestellt wird als das Leben, welches er in England hatte. Das unwahrscheinliche Leben auf der Insel wird so zu Utopie.
Robinson Crusoe selber war und ist so beliebt, dass aus ihr eine ganz eigene Kunstform entstanden ist, die man Robinsonade nennt. Es geht dabei um Literatur, aber auch Filme, welche als Thema die unfreiwillige Isolation auf einer Insel verarbeiten.

Auch das Buch Herr der Fliegen von William Golding ist eine solche utopische Robinsonade. Aber dieses Mal geht das Inselleben so richtig schief. Die Geschichte handelt von Kindern, die durch einen Flugzeugabsturz ganz alleine auf einer unbewohnten Insel landen. Auf sich selbst gestellt, erschaffen die Kinder dort eine schlechte und gewalttätige Gesellschaft.

Zwei Beispiele für durchweg negative Utopien sind George Orwells 1984 und Gudrun Pausewangs Die Wolke. In 1984 schildert Orwell eine Welt, in der alle Menschen überwacht werden und keinerlei persönliche Freiheiten mehr haben. Und in Die Wolke überlegt sich Pausewang, wie wir und unsere Umwelt sich ändern würden, wenn eine Atomkatastrophe über uns herein brechen würde.
Die Hauptfiguren in diesen beiden Büchern wie auch in den meisten anderen negativen Utopien wehren sich gegen die schlechte Gesellschaft und versuchen ein besseres Leben zu entwerfen.

Animation © Annika Uppendahl

http://www.hanisauland.de/lexikon/u/utopie.html
http://www.br-online.de/kinder/fragen-verstehen/wissen/2006/01256/
http://www.wdr.de/tv/quarks/sendungsbeitraege/2006/0328/002_science.jsp