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Abenteuer mit der Flupppuppe

Vorwärts

Suppe

„Lassen Sie ihn in Ruhe!“, sagte der Druide leise, aber bestimmt. „Er braucht seinen Schlaf, um wieder zu Kräften zu kommen.“

„Helden brauchen keinen Schlaf“, flötete eine weibliche Stimme nahe an Betrüger-Schorschis Ohr. „Und wenn Sie ein bisschen mehr zur Seite gehen würden, könnten wir wenigstens ein Foto von ihm machen.“

Betrüger-Schorschi konnte das süßliche Parfüm der Frau riechen, und er wusste nicht, ob es ihm gefiel. Aber er war zu müde, um weiter darüber nachzudenken. Die Frau sollte einfach verschwinden und ihn in Ruhe lassen.

Jetzt hörte er die klappernden Absätze der Frau. Hatte sie eingesehen, dass es besser war, wieder zu gehen?

Aber nein, jetzt zischelte sie irgendjemand irgendetwas zu. Und dann sagte einer mit blecherner Stimme zum Druiden: „Die Bewohner des Blauen Gebirges haben ein Recht darauf, ihren Helden zu sehen und zu feiern!“

„Das hier ist kein Held“, sagte der Druide ruhig. „Das ist Betrüger-Schorschi, der uns beinahe alle umgebracht hätte.“

„Aber, aber mein lieber Druide“, säuselte die Frauenstimme, „wen interessiert das denn jetzt noch? Der Zweck heiligt bekanntlich die Mittel! Onkel Schoschi hat uns unsere Freiheit wieder gegeben! Das Baby ist weg, und wir leben! Das Blaue Gebirge wird einen Aufschwung erleben, wie wir ihn bisher noch nie erlebt haben! Außerdem bin ich mir sicher, dass Onkel Schoschi von Anfang an alles genau geplant hat!“ 

„Netter Versuch“, sagte Emily. „Aber der Typ hier wankt leider genauso stumpfsinnig durchs Leben wie das Baby, das er vertrieben hat.“

„Robi, sag doch auch mal etwas“, sagte die Frauenstimme, „wenn wir nicht das erste Interview in den Kasten kriegen oder wenigstens ein paar Fotos vom Retter des Blauen Gebirges, sind wir unseren Job los!“

Betrüger-Schorschi stöhnte. Ihm war übel vor Müdigkeit, und er wollte schlafen. Konnte die Frau mit ihrem Gequassele nicht einfach aufhören und samt ihrem blechernen Robi verschwinden?

„Schluss! Aus!“, sagte der Druide, der bemerkt hatte, dass Betrüger-Schorschi unruhig geworden war. „Betrüger-Schorschi braucht noch ein paar Stunden Schlaf! Verlassen Sie jetzt bitte den Kesselberg!“

„Ein paar Stunden?!“, sagte die Frau entsetzt. „Da ist unsere Sendung doch längst vorbei!“

Sie stöckelte wütend zu Robi und riss ihm die Kamera aus dem Arm. Dann boxte sie sich am Druiden vorbei zu Betrüger-Schorschi.

Mehrere Blitzlichter zuckten Betrüger-Schorschi durch die geschlossenen Lider. Er blinzelte mit den Augen und sah, wie sich eine Blondine in einem eng anliegenden Kleid und einem unglaublichen Atombusen über ihn beugte. Ihre Augen konnte er nicht sehen, denn sie waren von der runden Kameralinse verdeckt. Dafür sah er ihre knallrot angemalten Lippen und ihre langen Beine, die in einem merkwürdigen, beinahe unnatürlichen Winkel zueinander standen.

In jeder anderen Situation hätte er sich über den Annäherungsversuch dieser comicartig überzeichneten Atombusen-Blondine gefreut. Aber in diesem Moment verursachte ihm ihr Anblick nur Übelkeit. Reflexartig richtete er sich auf und erbrach das wenige, das er noch im Magen gehabt hatte, auf ihre roten Schuhspitzen.

„Igitt!“, schrie die Blondine entsetzt auf und machte ein paar Schritte rückwärts. „Können Sie nicht aufpassen?“

„Was erwarten Sie denn von ihm?“, sagte Emily „Das ist ein Rüpel!“

Emily stellte sich vor die Kamera und sagte: „Interviewen Sie doch mich! Ich habe Ihrem Helden immerhin geholfen, den Blauen Diamanten zu bekommen.“

„Warum sagst du das nicht gleich?!“, sagte die Blondine wütend und putzte mit einem Taschentuch energisch ihre Schuhe ab. Als sie damit fertig war, hatte sie sich offensichtlich wieder im Griff. Denn jetzt flötete sie: „Du bist also mit unserem Helden unterwegs gewesen? Wie aufregend! Daraus können wir vielleicht sogar eine Lovestory stricken! Wie wunderbar! Roby, stell dir vor: Wir von X-TV haben das Exklusivinterview von seiner Angebeteten schon fast im Kasten! Emily, würdest du bitte mit uns nach draußen kommen? Hier drin ist es doch etwas ungemütlich, findest du nicht?“

„Hier nervt vor allem Ihr ewiges Geflöte“, sagte Emily. „Aber von mir aus können wir gerne ein bisschen raus gehen. Mir egal, vor welchem Hintergrund die Bewohner des Blauen Gebirges meine Message hören werden!“

Die Blondine nickte Robi nervös zu und stöckelte zur Steintreppe. Robi packte die Technik zusammen und machte sich mit Emily an den Aufstieg.

Betrüger-Schorschi drehte sich seufzend um und schlief wieder ein.

 

Als er sechs Stunden später erwachte, saßen der Druide, Emily, der Torwart und ein undefinierbares, lilafarbenes Wesen, das am ehesten wie ein riesiger mutierter Frosch aussah, um einen großen, tönernen Suppentopf.

Betrüger-Schorschi setzte sich erfreut auf. Eine kräftige, würzige Suppe war genau das, was er jetzt brauchte!

„Na endlich“, sagte Emily und zeigte in Betrüger-Schorschis Richtung. „Ich habe einen Mords-Hunger!“

„Ausgeschlafen?“, fragte der Druide.

„Ich hoffe, seine Suppen sind wirklich so gut, wie ihr Ruf“, sagte das lila wabbelige Wesen. „Ich will nicht umsonst hier her gekommen sein!“

Es grinste Betrüger-Schorschi an und entblößte dabei eine Reihe kleiner, spitzer Zähne. Betrüger-Schorschi fühlte sich geschmeichelt. Offensichtlich hatten sie mit dem Essen extra auf ihn gewartet. Er trat zu den anderen an den Topf und zuckte verwundert zusammen: Der Topf war leer!

Emily sah ihn hämisch an.

„Du hast doch wohl nicht erwartet, dass wir dir nach all dem, was du uns eingebrockt hast, auch noch eine Suppe kochen würden?“

Der Druide sah Emily streng an und sagte: „Genug jetzt, Emily. Er wird die Suppe kochen, die Flupppuppe wird kommen und ihn nach Hause fliegen.“

„Beim nächsten Mal lasse ich ihn auf jeden Fall nicht wieder herein“, versprach der Torwart.

„Beim nächsten Mal lässt du hoffentlich überhaupt niemanden mehr herein“, sagte der Druide. „Selbst dann nicht, wenn dieser jemand mit der Flupppuppe kommen sollte.“

„Ich verstehe nicht ganz“, sagte Betrüger-Schorschi. „Sie wollen mich wieder nach Hause schicken?“

„Ganz recht“, sagte der Torwart. „Es war ein Irrtum, Sie herein zu lassen. Ich habe der Flupppuppe vertraut. Offenbar war das falsch!“

„Aber warum denn?“, rief Betrüger-Schorschi. „Die Flupppuppe hat mich wahrscheinlich hier her gebracht, um euch zu helfen! Und sie hatte Recht, denn ich habe alles in Ordnung gebracht! Ich habe das Baby vertrieben, und ihr lebt wieder!“

„Ich glaube auch, dass die Flupppuppe wusste, was sie tat, als sie Betrüger-Schorschi ins Blaue Gebirge gebracht hat“, sagte der Druide. „Tatsächlich hat sich einiges zu unserem Besseren gefügt. Aber wer weiß, ob das so bleiben wird? Sicher ist auch die Flupppuppe der Meinung, dass du wieder in dein eigenes Land gehen solltest.“

„Ich will nicht nach Hause!“, sagte Betrüger-Schorschi bockig. „Ihr könnt mich doch nicht einfach wegschicken, nach all dem, was ich für euch getan habe!“

„Sieh mal, Betrüger-Schorschi“, versuchte der Druide die Gründe genauer zu erklären. „Du handelst offensichtlich nach ganz anderen Gesetzen als wir. Wahrscheinlich fällt es dir deshalb so leicht, hier alles durcheinander zu bringen. Wer weiß, wie deine Welt in Unordnung geraten würde, wenn dort einer von uns auftauchen würde.“

„Und wer weiß, was Ihnen morgen wieder alles einfällt?“, fügte der Torwart hinzu. „Vielleicht sprengen Sie dann den Nylonfadenturm von Urban, weil er nicht in Ihr Weltbild passt?“

„Unsinn!“, sagte Betrüger-Schorschi. „Ich bin doch nicht kriminell!“

„Und das Baby?“, sagte der Torwart. „Haben Sie das etwa nicht mit betrügerischen Machenschaften von seinem Platz vertrieben? Und der Blaue Diamant? Haben Sie den etwa nicht der Geizigen Geisel gestohlen?“

„Aber doch nur, weil Sie selbst, der Druide und Emily das so wollten!“

„Gewiss!“, sagte der Torwart. „Aber der Punkt ist doch der, dass es von uns niemand gewagt hätte, das Baby zu vertreiben oder den Blauen Diamanten zu stehlen!“

„Aber doch nur zu eurem Besten!“, schrie Betrüger-Schorschi. „Ich habe doch alles nur zu eurem Besten getan!“

„Sie können froh sein, dass wir Sie nur des Landes verweisen“, wiegelte der Torwart ab.

„Suppe! Wann gibt es endlich Suppe?“, rief der lila Frosch.

„Du hast Recht, Frox“, sagte der Druide. „Es ist Zeit für Suppe!“

Der Druide reichte Betrüger-Schorschi zwei Beutel und forderte ihn auf, Suppe zu kochen.

„Emily“, sagte Betrüger-Schorschi, ohne auf die Beutel zu achten. „Findest du auch, dass ich gehen sollte? Nach all dem, was wir zusammen erlebt haben?“

„Haben wir das?“, meinte Emily und schaute ihn dabei scheel an. „Wenn ich mich recht erinnere, war ich die meiste Zeit unserer gemeinsamen Reise aus Papier. Kein angenehmes Gefühl übrigens! Meine Finger sind immer noch nicht ganz verheilt, und wenn deine Finger nicht so hässlich wären, würde ich mir am liebsten ein paar davon an meine Hand transplantieren!“

„Suppe, Suppe, Suppe!“, rief Frox wieder und schwang seinen Suppenlöffel über dem Kopf.

Der Torwart und der Druide sahen Betrüger-Schorschi auffordernd an.

Mit zitternden Fingern knüpfte Betrüger-Schorschi die Bänder der beiden Beutel auf und sah hinein. In dem einen Beutel waren Karotten, Kartoffeln, Lauch, getrocknete Pilze und einige Wurzelknollen, die Betrüger-Schorschi unbekannt waren. In dem anderen Beutel waren verschiedene Kräuter und Gewürze.

„Und Wasser?“, fragte Betrüger-Schorschi mit erstickter Stimme. „Woher bekomme ich Wasser?“

Der Druide stand auf und verschwand hinter einer Felsspalte. Kurze Zeit später kam er mit einem großen Tonkrug voller Wasser wieder. Er schüttete das Wasser in den Suppentopf und verschwand nochmals, um ein paar dicke Äste für das Feuer und ein Messer zu holen. Dann ordnete er ein paar lose Felsbrocken in Kreisform an und legte die Äste in deren Mitte. Er holte aus seinem Brustbeutel einige Kräuter, streute sie auf die Äste und sagte dazu etwas, das sich wie „kume vochenze kume“ anhörte.

Bald prasselte unter dem Kessel ein helles Feuer, und Betrüger-Schorschi blieb nichts anderes übrig, als mit dem Kochen der Suppe anzufangen. Lustlos schnitt er das Gemüse und die Knollen mit dem Messer klein und fragte sich, warum er das überhaupt machte.

Würde er damit nicht nur die Flupppuppe anlocken? Und würde ihn die Flupppuppe nicht gleich wieder über die Berge in seine Heimat tragen? Womit hatte er das verdient? Sollten ihn die Bewohner hier nicht viel eher hochleben lassen, als ihn aus ihrem Land zu jagen?

Frox schaute gierig über Betrüger-Schorschis Schulter. Aus seinem breiten Maul sabberte klebrig aussehender Speichel.

Betrüger-Schorschi rückte angewidert zur Seite. Er holte sich aus dem Kräuterbeutel einen Bund Petersilie und hackte mit dem Messer wütend darauf herum.

Mit halbem Ohr hörte er, wie Emily gerade damit prahlte, was sie den Fernsehleuten von X-TV erzählt hatte:

„...und dann sagte ich der Tussi, dass ich Onkel Schorschi meinen Ekel-Schnulli verpasst habe und er in meinen Armen glücklich eingeschlafen ist ...“

„Hat sie dir das abgenommen?“, unterbrach sie der Torwart.

„Natürlich“, sagte Emily. „Die ist doch total bescheuert. Die würde sogar glauben, wenn ich ihr sagen würde, dass ich sie selbst gerade vor einer giftigen Riesen-Schlange gerettet hätte. Solange sie eine gute Story bekommt, frisst sie alles. Auf jeden Fall habe ich ihr glaubhaft vermitteln können, dass Betrüger-Schorschi ohne meine Hilfe nie mit dem Blauen Diamanten zurück gekommen wäre. Viel eher wäre er heulend in der Wüste liegen geblieben oder hätte sich rührend um die Geizige Geisel gekümmert. So ein Waschlappen ist das! Und trotzdem kann er so grob sein! Habe ich euch eigentlich schon die Episode erzählt, als er mir fast die Hände abgerissen hätte? Nein?! Stellt euch vor, solange ich noch einigermaßen bei Kräften war, rührte mich Betrüger-Schorschi nicht an, sondern lag mir nur jammernd in den Ohren! Aber als ich dann zu Papier geworden war und wehrlos vor ihm lag, hatte er nichts Besseres zu tun, als mich anzugrapschen und mich fest an sich zu drücken! Und als wir dann endlich bei der Geizigen Geisel waren, riss er mir vor Gier fast die Finger, nein sogar die ganzen Hände ab ...“

‚Warum erzählt sie so einen Blödsinn?’, dachte Betrüger-Schorschi. ‚Warum macht es ihr Spaß, die Tatsachen zu verdrehen und so maßlos zu übertreiben? Ich habe sie nicht angegrapscht! Ich habe sie schützend vor mich gehalten!’

Emilys Reden verletzten Betrüger-Schorschi. Er hatte gedacht, dass er mit Emily während der letzten Tage zu einem stillschweigenden gegenseitigen Verständnis gekommen wäre. Er hatte geglaubt, dass sie ihn allmählich respektierte und ihm vertraute. Hatte sie ihm nicht erst vor ein paar Stunden noch gesagt, dass er „voll seinen Mann gestanden“ hätte?!

War das pure Ironie gewesen, oder verbarg sie jetzt im Moment ihre echten Gefühle ihm gegenüber vor den anderen, um immer noch das coole, abweisende Mädchen sein zu können?

Er hatte keine Lust, vor den anderen gegen Emilys gemeine Reden zu protestieren. Denn ihm war das Kind in den letzten Tagen wirklich ans Herz gewachsen. Er hatte sich für sie verantwortlich gefühlt. Außerdem war er ihr dankbar, dass sie ihm in der Wüste geholfen hatte. Daran würde auch ihr wüstes Geschwätz jetzt nichts ändern. Außerdem glaubte er kaum, dass die anderen an seinen Einwänden interessiert wären. Sie behandelten ihn ja jetzt schon so, als ob er gar nicht mehr neben ihnen sitzen würde, sondern redeten in der dritten Person über ihn! Er war eine „persona non grata“ geworden, eine unerwünschte Person.

Er kippte die restlichen, geschnittenen Kräuter in die Suppe und rührte sie mit der Suppenkelle einige Male um. Die Suppe duftete herrlich und erinnerte Betrüger-Schorschi daran, dass er auch schon bessere Tage erlebt hatte. Vor seinem inneren Auge entstand das Bild von dem gemeinsamen Suppenessen mit der Flupppuppe in der Küche der Familie Pop. Er dachte an den Beginn seiner Reise, seine Aufbruchsstimmung und seine Hoffnung, reich und berühmt zu werden. Er dachte daran, wie zuversichtlich er gewesen war, dass die Flupppuppe dann immer bei ihm bleiben würde und wie glücklich ihn dieses Ziel gemacht hatte. Und plötzlich wusste Betrüger-Schorschi, dass er keinesfalls schon bereit war, wieder nach Hause zu fliegen. Er würde um jeden Preis verhindern, weggeschickt zu werden! Erst würde er hier die Früchte seiner abenteuerlichen Taten ernten! Und wenn er an die Atombusen-Blondine dachte, die ihn sogar bis hierher verfolgt hatte, um mit ihm ein Interview zu führen, war er sich sicher, dass das nicht schwer werden würde. Eigentlich musste er nur die Atombusen-Blondine und ihren blechernen Kameramann auftreiben und ihnen seine Version der Dinge schildern! Er würde sein umwerfendes Ich-bin-so-verwegen-und-mutig-Gesicht aufsetzen und mit charmant-gewinnendem Blick in die Kamera lächeln. In Null-Komma-Nix würde er damit sowohl die männlichen als auch die weiblichen Bewohner des Gebirges weich geklopft haben und wieder der heiß umschwärmte Retter des Blauen Gebirges sein!

Es war falsch gewesen, dem Druiden, dem Torwart und Emily gegenüber loyal zu sein, denn sie dankten es ihm in keiner Weise! Richtig war dagegen, sich wieder allein auf sich selbst und seine trickreichen Qualitäten zu verlassen. Er war Betrüger-Schorschi. Er war frei und nur der Flupppuppe Rechenschaft schuldig! Und er würde der Flupppuppe beweisen, was für ein toller Kerl er war!

„Warum grinst du so dämlich?“, fragte Emily. „Heckst du schon wieder irgendwelche allgemeingefährlichen Taten aus?“

„Das wird ihm nicht gelingen“, sagte der Druide und zeigte mit seinem Suppenlöffel nach oben. „Die Flupppuppe ist im Anflug. Jetzt gibt es Suppe und danach werden wir uns in aller Form von unserem Retter verabschieden.“

Tatsächlich! Da flog die Flupppuppe!

In gemächlichen Kreisen flog sie abwärts. Selbstvergessen wie ein Blatt trudelte sie nach unten. Offensichtlich hatte auch sie es nicht besonders eilig.

„Flupppuppe!“, rief Frox, „endlich gibt es Suppe!“

„Es müssen starke Beine sein, die gute Tage ertragen können“, begrüßte die Flupppuppe die Anwesenden mit einem ihrer Lieblings-Sprichwörter.

„Und die schlechten?“, fragte Betrüger-Schorschi.

„Still!“, sagte Frox, „wir wollen Suppe essen!“

Er stieß seinen Löffel in den Suppentopf, schlürfte und sabberte dabei so lautstark, dass er den anderen beinahe den Appetit verdarb. Während einer kleinen Schlürfpause sagte er anerkennend: „Lecker! Wirklich lecker! Ich habe selten eine so knusprige Flupppuppensuppe gegessen!“

Jetzt konnten sich auch die anderen nicht mehr zurück halten. Gierig stürzten sie sich auf die Suppe, stießen ihre Löffel in den Topf und löffelten die Suppe gemeinsam aus. Der Druide und der Torwart in der Hoffnung, dass damit bald das Chaos der letzten Tage beendet sein würde, Emily, weil sie wirklich hungrig war und keinen Anlass sah, ihren Hunger vor den anderen zu verbergen und die Flupppuppe aus Profession.

Und Betrüger-Schorschi? Betrüger-Schorschi schlang die Suppe runter, weil er wie Emily sehr hungrig war und außerdem nicht wusste, wann er das nächste Mal wieder etwas zu essen bekommen würde. Doch obwohl er die Suppe selbst gekocht hatte und es eine original Flupppuppensuppe war, hatte ihm Suppe noch nie so bitter geschmeckt wie diese. Das einzige, was ihm die Suppe ein wenig versüßte, war der Gedanke, dass er die Pläne des Druiden und des Torwarts durchkreuzen würde. Er brauchte nur die Flupppuppe von seinen eigenen Plänen zu überzeugen. Prüfend schaute er die Flupppuppe an. Ihre schwarzen, knopfartigen Augen waren wie immer merkwürdig ausdruckslos und gaben keine Auskunft über ihre Gefühle oder Gedanken. Aber ihre schlanken Beine wurden von dem Herzblut in ein warmes, rotes Licht getaucht.

Würde die Flupppuppe bei diesem weiteren Betrug mitmachen? Würde ihr Gewissen es ihr erlauben, ihn nicht nach Hause, sondern zur Atombusen-Blondine zu bringen? Hatte die Flupppuppe überhaupt ein Gewissen?

„Aller guten Dinge sind drei“, sagte die Flupppuppe und legte ihren Suppenlöffel beiseite.

„Ja, es ist an der Zeit, Betrüger-Schorschi heim zu bringen“, sagte der Druide. „Doch wir wollen ihn nicht ohne ein Abschiedsgeschenk gehen lassen.“

Der Druide verschwand hinter einem Felsblock und kam bald darauf mit einem handlichen Lederbeutel wieder.

„Ich habe dir ein paar hühnereigroße, sehr reine und hochkarätige Steine des Kesselbergs eingepackt. Sicher ist dir schon aufgefallen, dass der Kesselberg aus blauem Diamant besteht. Ich denke, mit dem Inhalt des Beutels wirst du in deiner Welt einige Zeit lang auskommen. Das umso mehr, als es dort meines Wissens nach überhaupt keine Diamanten in dieser Größe gibt!“

Betrüger-Schorschi nahm den Beutel und presste ein „Danke“ zwischen den Zähnen hindurch. Der Sack war angenehm schwer, so angenehm, dass Betrüger-Schorschi mindestens zwei Dutzend Diamanteneier darin vermutete.

„Hier kauft Ihnen die Diamanten übrigens keiner ab“, fügte der Torwart hinzu. „Sie sind hier so viel wert, wie in Ihrer Welt vielleicht Kieselsteine. Kommen Sie also nicht auf falsche Gedanken.“

„Blut ist dicker als Wasser“, sagte die Flupppuppe und machte sich zum Abflug bereit.

Betrüger-Schorschi nickte. Er schnallte sich den Lederbeutel an seinen Gürtel, sprang auf den Rücken der Flupppuppe, hob die Hand zum Gruß und flog mit der Flupppuppe ohne ein weiteres Wort des Abschieds davon.

 

ENDE Flupp! Teil 1

Der Teil 2 folgt in der nächsten Rossipotti-Ausgabe. Wenn du die Fortsetzung schon vorher lesen möchtest, dann kaufe dir das E-Book von Flupp!