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Etwas Anderes

Die Entstehung der Schneeflocke

Ich bin Juan aus Brasilien und ich interessiere mich für merkwürdige Naturerscheinungen. In meiner großen Bibliothek kann ich nachlesen, wie etwas funktioniert.
Diesmal habe ich die Schneeflocke untersucht. Wenn man eine Schneeflocke auseinander nimmt, sieht man, dass sie aus lauter kleinen Schneekristallen besteht. Die Schneekristalle haben sich zu Flocken zusammen geballt, denn sie haben lauter spitze Ecken und verkanten sich daher leicht untereinander.

Die Schneekristalle selbst sind aber nicht reine Zufallsprodukte, sondern sie haben alle eine gleichmäßige Struktur: sie sind platt und sehen von nahem betrachtet fast wie kleine europäische Häkel-Deckchen aus. Das Grundmuster, das bei allen Schneekristallen auftaucht ist das Sechseck bzw. der Stern mit sechs Strahlen.

In Wirklichkeit sind Schneekristalle aber nicht gehäkelt, sondern gesteckt. Der Schneekristall besteht aus noch kleineren Eiskristallen, die im Querschnitt sechseckig sind und jeweils 6 Stellen aufweisen, an denen sich gerne weitere Kristalle anlagern. Den Grundbaustein, den Eiskristall, kann man sich also wie einen LEGO-Baustein vorstellen, mit 6 Steckmöglichkeiten. Wenn man mit diesen Sechseck-Bausteinen ein wenig herumspielt, hat man schnell einen sechseckigen Stern zusammen gesteckt.

Und so entsteht nun der Schneekristall in der Natur: Hoch droben am Himmel gibt es zuerst Wasserdampf, der sich bei niedrigen Temperaturen dazu entschließt zu Eis zu werden. Dafür braucht es erstmal einen sogenannten Kristallisationskeim, ein Staubkorn an das sich die ersten Eiskristalle anlagern können. Ist diese Hürde erstmal geschafft, wachsen weitere Kristalle an die bereits vorhandenen. Sie wachsen mit der oben beschriebenen sechseckigen Stecktechnik.

An den Stellen, an denen der Kristall am kühlsten ist, lagern sich besonders gerne neue Bausteine an und das ist jeweils an den äußeren Kanten des Schneekristalls. So kommt es, dass die Schneekristalle immer größer werden und ihre Verästelungen immer weiter von der Mitte weg wachsen.

Wenn der Schneekristall schließlich unten bei uns ankommt, hat sich je nach den Temperatur-, Druck- und Feuchtigkeitsverhältnissen auf dem Weg ein einzigartiger Schneekristall herausgebildet. Jede Schneeflocke, die aus vielen Schneekristallen besteht, gibt es also nur ein Mal, und jede erzählt ihre eigene Geschichte.

Ich hoffe, ihr könnt euch jetzt etwas unter Schnee vorstellen.
Viele Grüße von Juan (Itacoatiara).

   Rossipotti No.1, Dezember 2003