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Salon Albert

Fragmente sind eigentlich nichts besonderes. Ihr braucht nur ein Glas auf den Boden zu schmeißen und schon habt ihr eine Menge davon.
In der Kunst sieht es damit etwas anders aus. Da muss zuerst ein Krieg ausbrechen, der Künstler sterben oder einige Jahrhunderte ins Land gehen, bevor eine Plastik, ein Gemälde oder eine alte Handschrift zum Fragment wird.
Noch seltener sind allerdings künstlerische Fragmente, die nicht zufällig, sondern mit voller Absicht zum Fragment geworden sind. Denn dafür braucht es ein ganz bestimmtes geistiges Klima, das bei Künstlern die Überzeugung heranreifen lässt, nicht die Vollendung, sondern das Bruchstück sei die eigentliche Daseinsform menschlicher Existenz.
In der Literatur sind vor allem die Frühromantiker für diese Einstellung bekannt. "Ein guter Roman muss Fragment bleiben", schreibt Friedrich Schlegel in seinem 116. Athenäums-Fragment und meint damit einen Roman, der wie das Leben nie vollendet, immer im Werden und offen für neue Formen und Inhalte ist.
Daneben gibt es natürlich auch Autoren, die das Fragment synonym für "Zerrüttung", "Narben", und "gestörtem Kreislauf" verwenden, Gottfried Benn beispielsweise. Doch gleichgültig ob man dazu eine negative oder positive Einstellung hat: Das Fragment prägt wesentlich unsere moderne Ästhetik. Wenn ihr wissen wollt, wie, kommt mit in meinen literarischen Salon:

 
 © Rossipotti No. 15, Mai 2007