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Salon Albert

 

Hallo Kinder,

zuerst möchte ich mich bei Caro für ihre aufopferungsvolle Hilfe bedanken! Caro hat im letzten literarischen Salon Umberto Ecos Foucaultsches Pendel umgeschrieben und mir damit das Leben gerettet!
Danke Caro, ich stehe tief in deiner Schuld!
Trotzdem sitzt mir der Schreck noch gewaltig in den Gliedern, und ich möchte heute deshalb keinerlei Experimente wagen.
Halten wir deshalb jetzt einen möglichst normalen Salon ab, bei dem nicht wir, sondern der Autor und seine Romanfiguren abheben.
Keine Angst! Ihr werdet trotzdem auf eure Kosten kommen.
Denn ich werde euch den englischen Kultautor Douglas Adams und sein Buch Per Anhalter durch die Galaxis vorstellen, ein Kultbuch der Science Fiction Szene.
Mit Kult meint man übrigens die beinahe schon religiöse Verehrung einer Person oder Sache. Adams ist für seine Fans also so etwas ähnliches wie ein Gott und sein Anhalter die dazu gehörende Bibel.
Und Science Fiction heißt übersetzt so viel wie Wissenschaftliche Fiktion oder fiktive Wissenschaft. Sciene Fiction ist damit fantastische Literatur, die andere, mögliche Welten in der Gegenwart oder in der Zukunft entwirft und dabei viel Wert auf technische oder wissenschaftliche Erfindungen legt.
Manche Science Fiction Autoren haben beinahe seherische Fähigkeiten und ihre fantastsichen Erfindungen werden ein paar Jahre später tatsächlich Wirklichkeit!
Bekannt sind zum Beispiel Jules Vernes U-Boote und Mondraketen, die zu seinen Lebzeiten noch als wilde Fantasterei abgetan wurden, aber schon wenige Jahrzehnte nach seinem Tod gebaut wurden.
Auch Douglas Adams, der 2001 mit 49 Jahren viel zu früh gestorben ist, war so ein Visionär, der seiner Zeit ein paar Jahre voraus war. In seinen Büchern wimmelt es nur so von geistreichen, witzigen Einfällen, von denen einige später auch Eingang in die Welt des Computers fanden.
So zum Beispiel der elektronische Reiseführer aus dem Buch Per Anhalter durch die Galaxis, eine Vorlage des heutigen E-Books, oder der "Babelfisch", den Adams für das selbe Buch erfand. Den Babelfisch steckt man ins Ohr, und kann dann alle Sprachen des Universums verstehen. So einen sagenhaften Fisch gibt es zwar bis heute noch nicht, dafür aber Übersetzungsprogramme im Computer, die zumindest ähnliches versuchen. Als Verbeugung vor ihrem spirituellem Erfinder hat man das Übersetzungsprogramm von Alta Vista sogar "Babel Fish" genannt.
A propos Computer: Douglas war ein großer Fan von Computern, vor allem von Apple Computern, dessen "Chief Fantasist" (Chef Fantasierer) er war. Ihn fasziniert vor allem die Einfachheit und Schlichheit von (Apple)Computern. Auf einer Apple Veranstaltung, zu der er als Redner eingeladen war, sagte er: "Es gibt kein noch so kompliziertes Problem, auf das man nicht eine sehr einfache Antwort finden würde, wenn man es nur richtig anfängt. Die Zukunft des Computing ist Einfachheit."

Auch die Zukunft des literarischen Salons ist Einfachheit und deshalb halte ich mich jetzt kurz und knapp an die Fakten:

Der Roman Per Anhalter durch die Galaxis ist der erste von fünf Bänden.
Die Geschichte wurde zuerst im Radio ausgestrahlt und erst danach zu Büchern umgeschrieben. Dabei wurden ein paar Dinge verändert, aber im Großen und Ganzen blieb der Plot gleich.
Der menschliche Held des Buchs heißt Arthur Dent, arbeitet bei einem englischen Radiosender und liegt am Anfang der Geschichte im Matsch vor einem großen, gelben Bulldozer, um zu verhindern, dass sein Haus abgerissen wird. Arthur hält das Haus in dem Moment für die wichtigste Sache der Welt, bis sein Freund Ford Prefect vorbei kommt, ihn gegen seinen Willen in ein Pub mitschleppt und unglaubliche Dinge behauptet.

Albert nimmt einen Schluck Wasser, grugelt geräuschvoll und fängt an, im zweiten Kapitel von Per Anhalter durch die Galaxis zu lesen:

"'Sechs Gläser Helles', sagte Ford Prefect zum Barmann im Horse and Groom, 'und ein bisschen dalli, die Welt geht gleich unter.'
Der Barmann im Horse und Groom verdiente keine solche Behandlung, er war ein würdiger, alter Mann. Er schob seine Brille auf der Nase zurecht und sah Ford Prefect blinzelnd an. Ford nahm keine Notiz von ihm und starrte aus dem Fenster, also sah der Barmann Arthur an, der hilflos mit den Schultern zuckte und nichts sagte.
Der Barmann sagte: 'Ach wirklich, Sir? Prima Wetter für sowas', und machte sich ans Zapfen der Biere.
Dann versuchte er's nochmal.
'Sehen Sie sich das Spiel heute nachmittag an, Sir?'
Ford drehte sich zu ihm um. "Nein. Hat keinen Zweck', sagte er, und guckte wieder aus dem Fenster.
'Was denn, ausgemachte Sache für Sie, Sir?' fragte der Barmann, 'Arsenal ohne Chance?'
'Nein nein', sagte Ford, 'es ist nur, dass die Welt gleich untergeht.'
'O ja, Sir, das sagten Sie', sagte der Barmann und guckte über seine Brille diesmal zu Arthur rüber. 'Glück für Arsenal, wenn's stimmt.'
Ford sah ihn wieder an, aufrichtig erstaunt.
'Nein, eigentlich nicht', sagte er. Er zog die Stirn kraus.
Der Barmann atmete hörbar ein. 'So, bitte schön, Sir, sechs Helle', sagte er.
Arthur lächelte ihn verlegen an und zuckte erneut die Schultern. Er drehte sich um und lächelte verlegen ins Lokal, einfach für den Fall, dass jemand zugehört hatte.
Das hatte aber keiner, und darum begriff auch keiner, warum er sie anlächelte.
Ein Mann, der neben Ford an der Bar saß, sah die beiden Männer an, sah die sechs Gläser Helles an, machte schnell eine kleine Überschlagsrechnung im Kopf, kam zu einem Ergebnis, das ihm gefiel und schenkte ihnen ein dämliches, hoffnungsvolles Grinsen.
'Denkste', sagte Ford, 'die sind für uns', und warf dem Mann einen Blick zu, der selbst einen algolianischen Sonnentiger dazu gebracht hätte, sich wieder um seinen eigenen Kram zu kümmern.
Ford knallte eine Fünf-Pfund-Note auf die Bar. Er sagte: 'Der Rest ist für Sie.'
'Was, von 'nem Fünfer? Vielen Dank, Sir.'
'Ihnen bleiben noch zehn Minuten, es auszugeben.'
Der Barmann hielt es fürs beste, erst mal für eine Weile beiseite zu gehen.
'Ford', sagte Arthur, 'würdest du mir bitte mal sagen, was zum Teufel eigentlich los ist?'
'Trink aus', sagte Ford, 'du musst die drei Bier noch schaffen.'
'Drei Bier?' fragte Arthur, 'zur Mittagszeit?'
Der Mann neben Ford grinste und nickte fröhlich. Ford übersah ihn. Er sagte: 'Die Zeit ist eine Illusion. Die Mittagszeit erst recht.'
'Sehr tiefsinnig', sagte Arthur, 'das solltest du an Readers's Digest schicken. Die haben da extra 'ne Seite für Leute wie dich.'
'Trink aus.'
'Warum denn drei Bier und so schnell?'
'Zur Muskelentspannung, die wirst du noch brauchen.'
'Muskelentspannung?'
'Muskelentspannung.'
Arthur glotzte in sein Bier.
'Habe ich heute irgendwas verkehrt gemacht', sagte er, 'oder war die Welt schon immer so, und ich war bloß zu sehr mit mir beschäftigt, um's zu bemerken?'
'Okay, sagte Ford. 'Was würdest du sagen, wenn ich dir erzählte, dass ich gar nicht aus Guildford bin, sondern von einem kleinen Planeten irgendwo in der Nähe von Beteigeuze?'
Arthur zuckte unentschlossen mit den Achseln.
'Weiß ich nicht', sagte er und trank einen Schluck Bier. 'Warum - solltest du denn sowas sagen?'
Ford gab's auf. Sich damit rumzuquälen, war jetzt wirklich müßig, wo die Welt sowieso gleich unterging. Er sagte bloß:
'Trink aus.'
Er fügte völlig ernst hinzu:
'Die Welt geht gleich unter.'
Arthur lächelte wieder verlegen ins Lokal. Die Lokalgäste sahen ihn finster an. Ein Mann machte ihm Zeichen, dass er gefälligst aufhören solle zu lächeln und sich um seinen eigenen Kram kümmern.
'Heute muss Donnerstag sein', sagte sich Arthur und beugte sich tief über sein Bier, 'mit Donnerstagen kam ich noch nie zu Rande.'

"Geht die Welt wirklich unter?" fragt ein kleines Mädchen mit Klackerschuhen. Sie heißt Mimi und ist das erste Mal hier.

"Klar!" sagt Nick. "Was denkst du denn?"

"Und warum?" fragt Mimi.

"Weil die Erde ein störender Planet beim Bau der Hyperraum-Expressroute ist", erklärt Nick. Er ist offensichtlich ein Kenner des Buchs. "Die Vogonen vom Galaktischen Hyperraum-Planungsrat haben den Auftrag, den Planeten zu sprengen."

"Paff, bumm!" macht Levi, ein Junge in der hintersten Reihe und lacht.

"Und was passiert dann mit den Menschen?" fragt Mimi mit erstickter Stimme.

"Sie gehen mit unter", stellt Nick sachlich fest. "Alle tot!"

"Das will ich aber nicht!" meckert Mimi. "Dann passiert mit der Erde ja das gleiche wie mit Arthurs Haus davor! Nur dass es uns alle betrifft!"

"Keine Panik!" sagt Nick. "Das Ganze hört sich schlimmer an als es ist!"

"Weil dann das Buch zu Ende ist?" fragt Caro hoffnungsvoll.
Sie holt Stift und Papier aus ihrer Tasche und ist bereit, die Geschichte weiter zu schreiben.

"Im Gegenteil!" sagt Nick. "Weil ohne die Erde der Spaß erst richtig anfängt. Arthur wird in letzter Sekunde mit Fords elektronischem Daumen, dem Sub-Etha-Winker, per Anhalter mitgenommen und ins Raumschiff der Vogonen geschleudert. Dort lernt er zum ersten Mal in seinem Leben Außerirdische kennen!"

"Verhaftet er dann die Vogonen?" fragt Mimi. "Weil sie die Erde zerstört haben?"

"Mensch, Mimi!" sagt Nick. "Du bist immer noch auf dem falschen Planeten! Wir sind inzwischen längst sechs Lichtjahre von der zerschossenen Erde entfernt im Raumschiff der Vogonen und müssen aufpassen, dass uns die Vogonen nicht entdecken. Vogonen sind nämlich alles andere als gastfreundlich."

"Oh!" macht Mimi.

"Aber zum Glück ist Arthur ja mit Ford unterwegs", fährt Nick fort. "Ford ist einer der Redakteure des Reiseführers Per Anhalter durch die Galaxis und kennt sich mit den unterschiedlichen Kulturen der Galaxis so gut aus wie nur wenig andere. Warum Ford ausgerechnet Arthur vor dem Untergang retten wollte, kapiere ich allerdings nicht. Arthur hat im Grunde nichts zu bieten. Er hat nicht mal ein Handtuch dabei!"

"Ein Handtuch?" fragt Palmina irritiert. "Wieso denn ein Handtuch?"

"Handtücher sind das Nützlichste, was der interstellare Anhalter besitzen kann", gibt Nick die Erklärung des Buchs ungefähr wieder. "Man kann sie als Decke benützen, man kann sich damit abtrocknen, vor Plapperkäfern schützen und als Notsignal verwenden. Außerdem hat ein Handtuch auch einen psychologischen Wert. Ich weiß allerdings nicht mehr, welchen. "

"Vielleicht den, zu wissen, dass man ein Handtuch dabei hat?" meint Palmina.

"Nicht ganz", meldet sich Albert plötzlich wieder zu Wort. "Und weil das eine wichtige Stelle im Buch ist, lese ich sie euch lieber im Original vor:

Was jedoch noch wichtiger ist: ein Handtuch hat einen immensen psychologischen Wert. Wenn zum Beispiel ein Strag (Strag = Nicht-Anhalter) dahinter kommt, dass ein Anhalter sein Handtuch bei sich hat, wird er automatisch annehmen, er besäße auch Zahnbürste, Waschlappen, Seife, Keksdose, Trinkflasche, Kompass, Landkarte, Bindfadenrolle, Insektenspray, Regenausrüstung, Raumanzug usw., usw. Und der Strag wird dann dem Anhalter diese oder ein Dutzend andere Dinge bereitwilligst leihen, die der Anhalter zufällig gerade "verloren" hat. Der Strag denkt natürlich, dass ein Mann, der kreuz und quer durch die Galaxis trampt, ein hartes Leben führt, in die dreckigsten Winkel kommt, gegen schreckliche Übermächte kämpft, sich schließlich an sein Ziel durchschlägt und trotzdem noch weiß, wo sein Handtuch ist, eben ein Mann sein muss, auf den man sich verlassen kann."

"Ganz witzig", sagt Palmina. "Ich frage mich nur, was an der Stelle wichtig sein soll?"

"Ganz einfach", sagt Albert, "sie ist so schlicht und sinnlos, dass sie Kult wurde. Heute gibt es sogar Leute, die jedes Jahr am 25. Mai den Handtuchtag oder Towel Day feiern. An dem Tag tragen die Fans ein Handtuch mit sich herum."

"Hoffen sie etwa, dadurch vor Gefahren geschützt zu sein?" fragt Mimi. "Oder glauben sie, dass Douglas Adams sie von einem Raumschiff aus sehen kann?"

"Wieso trampen in dem Buch eigentlich nur Männer?" platzt Caro dazwischen. "Wo sind denn die Frauen in dem Buch?"

"Keine Ahnung", sagt Nick. "Vielleicht hat Adams nur an Männer gedacht, weil Science Fiction ein typisch männliches Genre ist."

"So ein Schwachsinn!" sagt Caro. "Ich kenne einige Mädchen, die Science Fiction lesen. Adams scheint von vorgestern zu sein."

Nick schweigt und schaut hilfesuchend zu Albert.

"Es gibt auch eine wichtige Frau in dem Buch", sagt Albert. "Trillian. Sie reist mit dem zweiköpfigen Zaphod, der eine Zeit lang Präsident des Universums ist, durchs Universum. Zusammen klauen sie das neu entwickelte, superschnelle Raumschiff Herz aus Gold, das mit dem 'unwahrscheinlichen Unwahrscheinlichkeitsdrive' ausgestattet ist. Damit passieren die unwahrscheinlichsten Dinge. Zum Beispiel sterben Ford und Arthur nicht, nachdem die Vogonen sie ins Weltraum geschleudert haben, sondern werden zufällig von der Herz aus Gold aufgefischt."

Albert blättert in dem Buch und sagt dann. "Die beiden wurden mit einer Unwahrscheinlichkeit von eins zu zwei hoch zweihundertsechsundsiebzigtausendsiebenhundertneun von der Herz aus Gold gerettet."

"Puh!", macht Mimi. "Da wird einem ja ganz schwindelig."

"Adams zoomt seine Figuren immer weiter weg von uns", überlegt Palmina. "Zuerst weg vom Haus, dann von der Erde und jetzt auch noch in die Unendlichkeit des Weltraums. Da kann man schon schwach werden."

"Tja", sagt Levi. "Das ist eben doch nichts für Mädchen!"

"Angeber", sagt Kitty. Kitty sitzt mit gekreuzten Armen da, macht eine Kaugummiblase und lässt sie platzen. "Du würdest dafür den Totalen Durchblicksstrudel nicht überstehen. Wir Mädchen wahrscheinlich schon."

"Totaler Durchblicksstrudel?" fragt Levi. "Was ist das denn?"

"Der kommt erst im Folgeband vom Anhalter vor, nämlich im Restaurant am Ende des Universums", erklärt Kitty. "Da ist der Durchblicksstrudel die grausamste Seelenfolter des Universums und zeigt jedem, der durchgehen muss, wie unwichtig er im Vergleich zur gesamten Schöpfung ist. Je größer der Größenwahn, umso kleiner die Überlebenschance. Also Pech für dich!"

"Ha, ha!" macht Levi.

"Ist die eigentliche Handlung der Galaxis-Bücher dann das Verlorensein im Weltall?" fragt Mimi.

"Sicher nicht", sagt Nick und schüttelt unwillig den Kopf. "Adams war Atheist und hielt es für verschwendete Zeit, sich Gedanken über religöse Fragestellungen zu machen.
In dem Buch geht es um witzige, skurrile, abgefahrene Abenteuer der Hauptpersonen in der Umgebung des Weltalls. Wenn du willst, geht es in den Büchern um die Lust, andere Welten zu entwickeln, um tolle Neuerfindungen und Ideen, die unsere gewöhnlichen Vorstellungen auf den Kopf stellen."

"Was stellt er denn auf den Kopf?" fragt Palmina.

"Zum Beispiel unser Denken, dass wir auf der Erde die Krone der Schöpfung sind", sagt Nick. "In Wirklichkeit sind es Mäuse, die uns beobachten."

"In Wirklichkeit?" fragt Caro und zückt ihren Stift. "Welche Wirklichkeit meinst du?"

"Allmählich begreife ich, warum Ford Arthur und nicht Typen wie euch mitgenommen hat", sagt Nick. "Ihr hinterfragt jeden Kram, anstatt einfach zu gucken, was passiert. So verpasst ihr das Wichtigste!"

"Und das wäre?" fragt Palmina.

"Alles", sagt Nick.

"Oder anders ausgedrückt", schaltet sich Albert wieder in die Diskussion ein: "Die Antwort auf die Frage aller Fragen. Und damit hat Mimi gar nicht so unrecht, mit ihrer Annahme, dass es um das Verlorensein im Weltall geht. Immerhin war es einigen 'hyperintelligenten, pandimensionaler Wesen', die so ähnlich wie wir gestrickt waren, vor vielen Millionen Jahren so wichtig, die Antwort auf das Leben, das Universum und 'auf alles' zu erfahren, dass sie den Super-Computer Deep Thought siebeneinhalbmillionen Jahre beauftragten, die Antwort dafür zu finden."

"Siebeneinhalb Millionen Jahre?" fragen Mimi und Caro entsetzt. "Aber da sind wir doch schon längst tot!"

"Ihr habt Glück", sagt Albert. "Denn die siebeneinhalb Millionen Jahre liegen bereits hinter uns und Deep Thought hat jetzt die Antwort parat!"

"Eine Antwort auf unser Leben?" fragt Palmina aufgeregt. "Eine Antwort, die alles erklärt?"

"Jaaa", sagt Albert gedehnt. "Aber ich weiß nicht, ob sie zu eurer Zufriedenheit ausfällt. Adams ist schließlich nicht Gott und Deep Thought nur ein Computer."

"Das macht die Sache nur spannender", sagt Levi. "Glaube ist Humbug von gestern. Wissen macht dagegen Sinn."

"Also gut", sagt Albert. "Soll ich euch die Stelle mit der Antwort vorlesen? Selbst auf die Gefahr hin, dass sich danach vielleicht ein Abgrund unter euch auftut?"

"Ja!" rufen alle Kinder. "Uns schreckt nicht die Wahrheit, sondern das Unwissen über unser Sein."

Da rückt Albert die Brille zurecht und fängt an zu lesen:

"'Vor fünfundsiebzigtausend Generationen brachten unsere Ahnen dieses Programm ins Rollen', sagte der zweite, 'und nach dieser langen Zeit werden wir die ersten sein, die den Computer wieder sprechen hören.'
'Eine ehrfurchtgebietende Aussicht, Phough', stimmt der erste zu, und Arthur wurde mit einemmal klar, dass er eine Vorstellung mit Untertiteln sah.
'Wir sind diejenigen', sagte Phouchg, 'denen er die Antwort geben wird auf die große Frage nach dem Leben ...!', sagte Luunquoal.
'... und allem ...!'
'Schsch!' sagte Luunquoal mit einer leichten Handbewegung, 'ich glaube, Deep Thought wird gleich sprechen.'
Es folgte eine kurze, erwartungsvolle Stille, als an der Vorderseite des Schaltpults Armaturen langsam aufzuglühen begannen. Lämpchen gingen probeweise an und aus und bildeten schließlich ein nüchtern-geschäftsmäßiges Muster. Ein sanftes tiefes Summen war aus dem Mitteilungsfrequenzband zu vernehmen.
'Guten Morgen', sagte Deep Thougt endlich.
'Äh ... Guten Morgen, oh Deep Thought', sagte Luunquoal ängstlich, 'hast du ... äh, das heißt ...'
'Eine Antwort für euch?' unterbrach ihn Deep Thought würdevoll. 'Ja, Die habe ich.'
Die beiden Männer zitterten vor froher Erwartung. Ihr Warten war nicht vergeblich gewesen.
'Es gibt tatsächlich eine?' hauchte Phough.
'Es gibt tatsächlich eine', bestätigte Deep Thought.
'Auf alles? Auf die große Frage nach dem Leben, dem Universum und allem?'
'Ja.'
Beide Männer waren auf diesem Augenblick gedrillt worden, ihr Leben war eine einzige Vorbereitung auf diesen Moment gewesen, man hatte sie bereits bei ihrer Geburt als diejenigen ausgewählt, die der Antwort beiwohen würden, aber selbst sie wurden gewahr, dass sie jetzt nach Luft schnappten und rumhampelten wie aufgeregte Kinder.
'Und du bist bereit, sie uns zu geben?' drängte Luunqual.
'Das bin ich.'
'Jetzt?'

'Jetzt', sagte Deep Thought.
Beide Männer leckten sich ihre trockenen Lippen.
'Allerdings glaube ich nicht', setzte Deep Thought hinzu, 'dass sie euch gefallen wird.'
'Das macht doch nichts!' sagte Phouchg. 'Wir müssen sie nur jetzt erfahren. Jetzt!'
'Jetzt?' fragte Deep Tought.
'Ja! Jetzt ...'
'Also schön', sagte der Computer und versank wieder in Schweigen. Die beiden Männer zappelten nervös hin und her. Die Spannung war unerträglich.
'Sie wird euch bestimmt nicht gefallen', bemerkte Deep Thought.
'Sag sie uns trotzdem!'
'Na schön', sagte Deep Thought. 'Die Antwort auf die Große Frage ...'
'Ja ...!'
'... nach dem Leben, dem Universum und allem ...'
sagte Deep Thought.
'Ja ...!'
'... lautet ...', sagte Deep Thought und machte eine Pause.
'Ja ...!'
'... lautet ...'
'Ja ...!!! ...???'
'Zweiundvierzig', sagte Deep Thought mit unsagbarer Erhabenheit und Ruhe.

* * *

Die blau markierten Textstellen sind Auszüge aus:

Douglas Adams: Per Anhalter durch die Galaxis. Heyne Verlag. Hamburg 1981.

 

 © Rossipotti No. 21, Nov. 2009