Barock


Bedeutung

Der Begriff stammt höchstwahrscheinlich vom portugiesischen Wort barroco ab, was soviel bedeutet wie unregelmäßige, schiefe Perle. Dabei ist die Barockdichtung überhaupt nicht "unregelmäßig". Im Gegenteil, zu dieser Zeit gab es ganz genaue Regeln, wie man einen Text zu schreiben hatte. Diese Regeln standen in eigenen Lehrbüchern, so genannten Poetiken, und das bekannteste davon ist Das Buch von der deutschen Poeterey (1624) von Martin Opitz.
Heutzutage ist es natürlich eine komische Vorstellung, dass sich ein Dichter erst einmal hinsetzt und Regeln nachliest, bevor er ein Gedicht schreibt. In der Kunst ist doch alles erlaubt! Oder nicht?

Damals aber verstand man unter Dichtung etwas komplett anderes als heute. Man ging nicht einfach in den Laden und kaufte sich zur Unterhaltung ein Buch. Die meisten Menschen konnten überhaupt nicht lesen und schreiben und der Buchhandel war erst im Entstehen. Dichtung gab es hauptsächlich an Fürstenhöfen, wo man eigene Hofpoeten beschäftigte, oder im Auftrag der Kirche.
Dementsprechend ging es in den Texten darum, den Fürsten zu loben oder zum rechten Glauben aufzurufen. Die Dichtung hatte einen Zweck! Und um diesen Zweck zu erreichen, wandte man die Regeln der Poetiken an.
Da wurde etwa erklärt, welches Thema man in welcher „Stilhöhe“ zu behandeln hatte. Über den Fürsten durfte man zum Beispiel nur im „hohen“ Stil schreiben, also nur vornehme Worte benutzen und ein kunstvolles Versmaß anwenden.
Dann wurde angegeben, welche Stilmittel welchen Nutzen haben und zu welchem Zweck der Dichter sie anwenden soll. Die Leistung des Dichters lag nicht darin, ein individuelles, also eigenes oder persönliches Erlebnis zu vermitteln, sondern die Regeln so meisterhaft wie möglich anzuwenden, zum Beispiel immer neue Bilder und Vergleiche zu finden.
Solche Reihen von Vergleichen für ein und dieselbe Sache sind sehr typisch für den Barock. Im zweiten Teil des berühmten Gedichts Thränen in schwerer Kranckheit von Andreas Gryphius heißt es zum Beispiel:

„Itzt sind wir hoch und groß / und morgen schon vergraben:
Itzt Blumen morgen Kot / wir sind ein Wind/ ein Schaum/
Ein Nebel / eine Bach / ein Reiff / Ein Tau´ ein Schaten
Itzt was und morgen nichts / und was sind unser Thaten?
Als ein mit herber Angst durchaus vermischter Traum.“

An diesem Gedicht sieht man noch zwei andere Sachen, die für den Barock sehr typisch sind. Zum einen die „Antithetik“: Man dachte in Gegensätzen: Krieg – Frieden, Geist – Körper, Gut – Böse, Diesseits – Jenseits. Ein Mittelweg passte nicht ins barocke Weltbild:
Das andere ist der Gedanke der „Vanitas“. Vanitas ist lateinisch und heißt so viel wie Nichtigkeit, Vergänglichkeit. Und die Vergänglichkeit ist das beherrschende Thema des Barocks. Immer wieder erinnern die Dichter den Menschen an ihre Sterblichkeit – um daraus unterschiedliche Schlüsse zu ziehen: Gottgefällig zu leben oder den Moment zu genießen.

Dass die Vergänglichkeit für die Barockdichter so wichtig war, liegt sehr stark an den Umständen der Zeit. Der Tod war allgegenwärtig. Zum einen wütete von 1618 bis 1648 der Dreißigjährige Krieg, dem Millionen Menschen zum Opfer fielen, zum anderen grassierte die Pest und riss ganze Dörfer in den Tod.
Während die einfachen Bauern und Soldaten also ein sehr elendes Leben führten, herrschte an den Fürstenhöfen Prunk, Pracht und Pomp. Die Adligen trugen hohe, schwere und völlig unpraktische Locken-Perücken und die Frauen quetschten sich in enge Korsette und ausladende Reifröcke. Schlösser und Kirchen mit üppiger Verzierung wurden gebaut. Viele von ihnen stehen noch und wir können sie heute besichtigen. Die runden Formen und die detailverliebten Bilder, die Vielfalt der schmückenden Elemente und die vergoldeten Säulen, Skulpturen und Bilderrahmen können uns ein Gefühl für die ausschweifende oder überschwängliche Seite des Barocks geben.
Barocken Texten begegnen wir heutzutage eigentlich nur noch in der Kirche. Hier stammen viele Liedtexte aus dieser Zeit. Besonders bekannt sind die Lieder von Paul Gerhardt. Er hat zum Beispiel „Geh' aus mein Herz und suche Freud´“ geschrieben oder „Oh Haupt voll Blut und Wunden“.
Außer Liedtexten und Gedichten wurden im Barock auch Romane und Theaterstücke geschrieben. Die meisten von ihnen sind allerdings schwer zu verstehen und werden heute kaum noch gelesen.
Der berühmteste, deutsche Roman des Barocks ist von Grimmelshausen geschrieben und heißt Der Abenteuerliche Simplicissimus Teutsch. Der Simplicissimus ist ein ein dicker, fünfbändiger Schelmenroman, der in abenteuerlichen Episoden die Lebensgeschichte eines einfältigen, aber gewitzten Jungen während des Dreißigjährigen Krieges erzählt.

Barocke Anziehpuppen zum Ausdrucken und Ausmalen

   

Illustration: © Katja Spitzer

http://www.literaturwelt.com/epochen/barock.html
http://www.pohlw.de/literatur/epochen/barock.htm
http://www.junge-klassik.de/Vor-350-Jahren.html
http://www.trompis-zeitreise.de/Barock.html