Impressionismus


Herkunft des Impressionismus


impressio –soleil levant von Claude Monet

Eigentlich ist der Impressionismus vor allem eine Stilrichtung der Malerei, die um 1870 in Frankreich entstand. Claude Monets Bild impressio –soleil levant (Eindruck – Sonnenaufgang) soll der Kunstrichtung ihren Namen gegeben haben. Neben Monet sind Edgar Degas oder Paul Cézanne bekannte impressionistische Künstler. Die impressionistischen Künstler wollten in Gemälden ihrer subjektiven, also persönlichen Stimmung Ausdruck verleihen. Sie wandten sich damit vom Naturalismus ab, der eine streng realistische, gesellschaftskritische Kunst forderte, die auch Arme und Kranke zeigte.

Auf den impressionistischen Bildern sieht man dagegen oft die Natur in stimmungsvollen, flüchtigen Augenblicken oder Momentaufnahmen. Bekannt sind Bilder, auf denen sich der (Abend)himmel im Wasser spiegelt oder Blumenteppiche in Licht und Schatten. Wichtig ist auf den Bildern nicht die Natur oder die Umwelt an sich, sondern die Atmosphäre, die sie umgibt und die (einmalige) Stimmung, die sie beim Betrachter auslöst.
Um verschiedene Stimmungen festzuhalten, hat Claude Monet deshalb die Kathedrale von Rouen (eine Stadt in Nordfrankreich) dreißigmal zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten und bei unterschiedlichem Wetter gemalt.
Von Frankreich aus, breitete sich der Impressionismus auf fast ganz Europa aus und wurde auch in den anderen Künsten wie der Musik, Fotografie und Literatur aufgenommen.


Kathedrale von Rouen von Claude Monet

Impressionistische Literatur

Was in der Malerei schon um 1870 begann, findet sich in der Literatur erst zwanzig Jahre später (1890-1920). Dort bekam der Impressionismus aber nie die Bedeutung einer ganzen stilbildenden Epoche, sondern blieb nur eine Stilrichtung neben anderen.
Die Zeit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, die man auch Fin de Siècle nennt, kann sowieso kaum als eine einheitliche Epoche verstanden werden. Denn es gab zeitgleich verschiedene Strömungen, die sich kreuzten, wiedersprachen oder auch ergänzten: Dekadenz, Ästhetizismus, Impressionismus, Symbolismus, Jugendstil und Neuromantik. Aus diesem Grund entstand auch kaum reine impressionistische Literatur.
Was alle literarischen Strömungen damals allerdings gemeinsam hatten, war die Absage an den Realismus und Naturalismus, die die Wirklichkeit möglichst sachlich, naturgetreu und teilweise auch sozialkritisch wiedergeben wollten, und die Suche nach neuen Darstellungsmöglichkeiten. Die Literaten des Fin de Siècle experimentierten mit Texten und literarischen Formen und bereiteten damit schon den Weg in die Moderne. Deutschsprachige Vertreter dieser Zeit wie Hugo von Hofmannsthal, Rainer Maria Rilke oder Arthur Schnitzler fanden es langweilig, sich auf nur eine literarische Gattung beschränken zu müssen. So entstanden Mischformen wie beispielsweise das lyrische Drama oder die Tragikomödie. 

Was ist aber nun das Besondere an den impressionistischen Werken der Literatur?
Genau wie ihre Vorläufer in der Malerei waren die impressionistischen Literaten darauf bedacht, ihre Umwelt in ihrer augenblicklichen Stimmung und in den verschiedenen Abstufungen so darzustellen, wie sie sie im Augenblick erlebten. Gegenüber der Beschreibung flüchtiger Momente, die durch Farben, Licht, Bewegungen, Geräusche oder Gerüche eine besondere Stimmung entfalten, trat die Handlung fast völlig in den Hintergrund. Diese naturgemäß sehr kurzen Eindrücke ließen sich aber nur schwer in den großen Formen wie Roman oder Drama vom Anfang bis zum Ende umsetzen. Darum eigneten sich dafür kleinere Textgattungen, wie Gedichte, kurze Prosa (Skizze, Novelle) oder Einakter viel besser.
Auffällig ist, wie skizzenhaft, vor allem in der Lyrik, Sätze und Bilder nur flüchtig hingeworfen zu sein scheinen.
Ein Beispiel hierfür ist Gustav Falkes Gedicht:

Im Schnellzug

Der Schnellzug stürmt durchs Sommerland,
Und draußen in den Winden,
Da weht und winkt viel buntes Band,
Zu binden mich, zu binden!

Die Hütte dort in Heckenruh,
Die Sonne in den Scheiben,
Die Friedefülle ruft mir zu,
Zu bleiben doch, zu bleiben!

Und jetzt die Heide, blütenblau,
Durchkarrter Weg ins Weite;
Grad stapft die alte Botenfrau
Im Torfmull. Nimm´s Geleite!

Und jetzt das Feld, goldgelber Flachs,
Und fern ein Blitz von Sensen;
Und dort der Knirps sonnt wie ein Dachs
Sich faul bei seinen Gänsen.

O Junge, hast du´s gut! Ich wollt,
Ich läg dort auf dem Bauche,
Indes der Zug vorüberrollt,
Und gaffte nach dem Rauche.

Die Sprache der Impressionisten war reich an lautmalerischen Worten, sprachlichen Bildern oder Metaphern, fein zu unterscheidenden Beiwörtern und teilweise ungewöhnlichen Wortzusammensetzungen. Adjektive hatten eine viel größere Bedeutung als Substantive und Verben und wurden manchmal fast verschwenderisch eingesetzt.
Außerdem fingen die Dichter die unterschiedlichen Stimmungen dadurch ein, dass sie den Sprachrhythmus ständig veränderten. Beliebte Mittel dafür waren das Setzen oder Auslassen von Satzzeichen und unvollendete oder unvollständige Sätze.
Aber auch sehr moderne Mittel des Erzählens wie die erlebte Rede oder der innere Monolog haben in der impressionistischen Literatur ihren Ursprung. Arthur Schnitzler war einer der ersten, der den inneren Monolog in die Literatur einführte. Seine Novellen Leutnant Gustl und Fräulein Else bestehen sogar vollständig aus dem stummen Selbstgespräch der Protagonisten.
Für die Impressionisten wurden neben Naturbildern auch neue, moderne Motive wie die Großstadt, Alltagsszenen oder Verkehrsmittel interessant. Denn die Geräusche, Gerüche und optischen Eindrücke der Stadt sind genau so eindrucksvoll und variantenreich wie die der Natur, nur stellen sie sich ganz anders dar.
Wegen ihrer persönlichen, augenblicks- und eindruckshaften Darstellungsweise musste sich die impressionistische Literatur allerdings auch Kritik gefallen lassen. So wurde ihr vorgeworfen, sie sei wirklichkeitsfern, stelle eine Flucht in subjektive-fantastische Traumwelten dar und ihre inhaltliche Aussage sei nicht übertragbar.

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