Gerhard Holtz-Baumert

* 1927 in Berlin
† 1996 in Heinrichsfelde, Brandenburg


Leben


Gerhard Holz-Baumert © leiv

Gerhard Holtz-Baumert wuchs in Berlin zur Zeit des Nationalsozialismus auf. Er ging dort zur Schule und später auf das Gymnasium. Das konnte er nur, weil er eine Freistelle bekam, die Kinder erhalten konnten, deren Eltern sich keine Schulausbildung für sie leisten konnten. Sein Vater, ein ehemaliger Kämpfer in der Novemberrevolution und im Kapp-Putsch, war arbeitslos und machte nur zwischendurch verschiedenen Hilfsarbeiten. Seine Mutter arbeitete als Dienstmädchen.
Während der Zeit des Zweiten Weltkriegs fehlten oft Lehrer in den Schulen. Darum wurde der Schüler Gerhard Holtz-Baumert  manchmal in die Klassen ohne Lehrer geschickt. Dort sollte er den Kindern Geschichten erzählen, weil er das schon immer gut konnte. Mit fünfzehn wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. Er desertierte später und wurde daraufhin amerikanischer Kriegsgefangener. Er konnte aber flüchten und kam nach Berlin zurück. Danach beendete er die Schule mit dem Abitur.
Gerhard Holtz-Baumert wurde sehr durch seinen Vater geprägt, der eng mit dem Arbeitermilieu verbunden war und gegen den Nationalsozialismus kämpfte. Darum engagierte sich Holtz-Baumert nach dem Krieg politisch und gesellschaftlich. Er wurde Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) und gründete in Berlin eine Schule. In den folgenden Jahren arbeitete er als Chefredakteur für die Kinderzeitschriften ABC-Zeitung und Schulpost und absolvierte ein Fernstudium in Pädagogik und Journalistik. Er schrieb als Journalist über aktuelle Themen und als Schriftsteller sein erstes Kinderbuch: Alfons Zitterbacke. Es wurde zum erfolgreichsten Kinderbuch der DDR und bis 1989 eine Million Mal verkauft.
Neben seiner Arbeit als freischaffender Autor von Kinderliteratur und literaturtheoretischen Texten, gründete er die Fachzeitschrift Beiträge zur Kinder- und Jugendliteratur und war Herausgeber verschiedener russischer Märchen. Außerdem übernahm er bis zum Ende der DDR viele verschiedene kultur-politische Aufgaben. Wie heute bekannt ist, war Holtz-Baumert als inoffizieller Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) aktiv. Von 1957-1981 warb er für das MfS neue Mitarbeiter an, bewertete die politische Einstellung anderer Schriftsteller der DDR und war für die Beschaffung von Informationen aus der damaligen Schriftstellerszene zuständig.
Einige seiner Kinderbücher wurden auch verfilmt wie Alfons Zitterbacke und Der Lange Ritt zur Schule.


Werk und Bedeutung

Gerhard Holtz-Baumert hat Bücher und einzelne Erzählungen für Kinder und Jugendliche geschrieben. Seine Geschichten sind oft humorvoll und komisch und handeln von Dingen und Problemen, die im Alltag der DDR vorkamen. Das bekannteste Beispiel sind seine Bücher Alfons Zitterbacke und Alfons Zitterbacke hat wieder Ärger. Der zehnjährige Alfons ist ein richtiger Tollpatsch und Pechvogel. Seine oft verrückten Ideen enden immer chaotisch, weil er unaufmerksam, schusselig und übermotiviert ist. Oft hat er Probleme, weil er alles wörtlich nimmt, was Erwachsene sagen. Nicht zuletzt deshalb tritt häufig das Gegenteil von dem ein, was er eigentlich bezweckt. Zum Beispiel hat er sich einmal in den Kopf gesetzt, Kosmonaut zu werden. Da sich Kosmonauten im All aus Tuben ernähren, will Alfons das schon mal üben. Leider gibt es im Laden kein komplettes Essen in Tuben zu kaufen, darum probiert er es mit Zahnpasta aus. Natürlich wird ihm davon so übel, dass er sein Kosmonautentraining erst einmal beendet. Ein andermal ist Alfons auf Klassenfahrt. Weil er keine Lust zum Wandern hat, meldet er sich freiwillig fürs Essenkochen. In Wirklichkeit hat er keine Ahnung davon. Die Spaghetti samt Tomatensoße schmecken am Ende angebrannt und völlig versalzen und die ganze Klasse ist hungrig und sauer auf ihn. Es geht in Alfons Abenteuern aber auch immer um die Auseinandersetzung mit den Eltern, Lehrern und Freunden, die oft spöttisch dargestellt werden. Der dritte Band Alfons Zitterbackes neuer Ärger erschien erst ein paar Jahre nach der Wende und wurde längst nicht so erfolgreich wie die beiden Alfons-Bücher davor.
Erscheinen Pflicht ist ein Erzählband für Jugendliche. Darin gibt es sechs Geschichten, die eher von ernsten und nachdenklichen Themen handeln. In einem anderen realistischen Jugendbuch, Trampen nach Norden, hinterfragt Holtz-Baumert Situationen auch kritisch. Es geht um zwei Jugendliche, die in den Ferien an die Ostsee trampen. Die Reise führt sie natürlich nicht direkt ans Ziel. Es passieren unterwegs viele unverhoffte Zwischenfälle und sie treffen eine Menge verschiedener Menschen. Vor allem die Begegnungen mit Erwachsenen verlaufen nicht immer ohne Konflikte.
In dem Buch Daidalos & Ikarus hat sich Gerhard Holtz-Baumert mit der griechischen Mythologie beschäftigt. Er wollte dadurch die Sagenwelt der alten Griechen auch für Kinder verständlich machen.
Außerdem gibt es von ihm auch einige Bilderbücher, zum Beispiel Die Brennnessel, die nicht mehr brennen wollte. Wie fast alle seiner Bilderbücher handelt es davon, dass auch die kleinsten und unauffälligsten Dinge des Alltags wichtig sind und gebraucht werden – auch eine Brennnessel. In anderen, wie in den Kalendergeschichten Der Wunderpilz, betrachtet er einfühlsam die Beziehung zwischen Mensch und Natur.


Auszeichnungen (Auswahl)

1965 Vaterländischer Verdienstorden der DDR
1973 Heinrich-Heine-Preis des Ministeriums für Kultur der DDR
1975 Nationalpreis der DDR
1977 Vaterländischer Verdienstorden der DDR
1984 Goethepreis der Stadt Berlin
1984 Rattenfänger-Literaturpreis
1987 Nationalpreis der DDR
1987 wurde er Ehrendoktor der Dresdner Pädagogischen Hochschule „Karl F. W. Wander“


Titelauswahl

Alfons Zitterbacke / Holtz-Baumert, Gerhard (Text); Bofinger, Manfred (Illu.) - Kinderbuchverlag Berlin 1958. Buchvorstellungen: (1)
Der kleine Trompeter und sein Freund / Holtz-Baumert, Gerhard (Text) - Kinderbuchverlag Berlin 1959. Buchvorstellungen: ()
Alfons Zitterbacke hat wieder Ärger / Holtz-Baumert, Gerhard (Text) - Kinderbuchverlag Berlin 1962. Buchvorstellungen: ()
Der Wunderpilz / Holtz-Baumert, Gerhard (Text); Gürtzig, Erich (Illu.) - Kinderbuchverlag Berlin 1974. Buchvorstellungen: ()
Trampen nach Norden / Holtz-Baumert, Gerhard (Text) - Kinderbuchverlag Berlin 1975. Buchvorstellungen: ()
Hasenjunge Dreiläufer / Holtz-Baumert, Gerhard (Text); Bofinger, Manfred (Illu.) - Kinderbuchverlag Berlin 1976. Buchvorstellungen: ()
Der lange Ritt zur Schule - In: Die Katze sitzt im Fliederbaum. Ein Jahrbuch für Kinder / Holtz-Baumert, Gerhard (Text) - Kinderbuchverlag Berlin 1977. Buchvorstellungen: ()
Sieben und dreimal sieben Geschichten / Holtz-Baumert, Gerhard (Text) - Kinderbuchverlag Berlin 1979. Buchvorstellungen: ()
Erscheinen Pflicht / Holtz-Baumert, Gerhard (Text) - Verlag Neues Leben 1981. Buchvorstellungen: ()
Daidalos und Ikaros / Holtz-Baumert, Gerhard (Text); Ensikat, Klaus (Illu.) - Kinderbuchverlag Berlin 1984. Buchvorstellungen: ()
Die pucklige Verwandtschaft. Aus Kindheit und Jugend in Berlin 017 und Umgebung / Holtz-Baumert, Gerhard (Text) - Verlag Neues Leben 1985. Buchvorstellungen: ()
Alfons Zitterbackes neuer Ärger / Holtz-Baumert, Gerhard (Text) - Leipziger Kinderbuchverlag 1996. Buchvorstellungen: ()
Die Brennnessel, die nicht mehr brennen wollte / Holtz-Baumert, Gerhard (Text) - Kiro Verlag 1996. Buchvorstellungen: ()
Isa und das schöne Tierchen / Holtz-Baumert, Gerhard (Text); Bofinger, Manfred (Illu.) - Verlag Neues Leben 1996. Buchvorstellungen: ()

http://de.wikipedia.org/wiki/Gerhard_Holtz-Baumert