Inhalt


Bedeutung

Wenn man im Alltag vom Inhalt eines Gedankens, einer Idee, Diskussion oder Auseinandersetzung spricht, meint man damit meist den Gehalt, die Kernaussage oder Substanz des Ausgesagten. Inhaltsleer ist dem entsprechend eine Aussage ohne Substanz oder großen Gehalt.
In der Literaturwissenschaft bezeichnet der Inhalt eines literarischen Textes allerdings etwas leicht anderes. Inhalt gehört hier zwar auch zum Gehalt des jeweiligen Textes, weil dichterisch geformter Inhalt als Teil des Gehalts definiert oder bestimmt wird. Allerdings gehört zum Gehalt darüber hinaus auch die gedankliche Kernaussage oder geistige Substanz eines Werkes, und die ist im Inhalt noch nicht enthalten. Auch die Bewertung, was der Text aussagt, gehört nicht zum Inhalt. Der Inhalt beschreibt nur das, was im Text zeitlich nacheinander passiert. Er ist also der bloße Ablauf der Handlung oder das Handlungsgerüst mit seinen Figuren und ihren Beziehungen untereinander.

Die Kernaussage und der eigentliche Gehalt des Textes dagegen, also das, was der Autor mit dem Inhalt aussagen will, nennt man Thema. Im Unterschied zum Inhalt bewertet oder interpretiert man bei der Feststellung des Themas bereits den Text.

Inhaltsleer ist ein literarischer Text dann, wenn er ohne Handlung und Figuren auskommt. Dazu gehören beispielsweise Lautgedichte oder auch manche Nonsenstexte. Im eigentlichen Sinne gehaltlos, also ohne Thema, sind solche literarischen Werke deshalb aber sicher noch nicht.

Beispiel

Eine junge Königstochter hieß Schneeblume, weil sie weiß wie der Schnee war und im Winter geboren. Eines Tags war ihre Mutter krank geworden, und sie ging in den Wald und wollte heilsame Kräuter brechen; wie sie nun an einem großen Baum vorüberging, flog ein Schwarm Bienen heraus, und bedeckten ihren ganzen Leib von Kopf bis zu den Füßen. Aber sie stachen sie nicht und taten ihr nicht weh, sondern trugen Honig auf ihre Lippen, und ihr ganzer Leib strahlte ordentlich von Schönheit.

(Brüder Grimm: Schneeblume. In: Kinder- und Hausmärchen. Band 2. Anhang Nr.17. Ausgabe letzter Hand,1857.)

Dieses Märchen aus der Sammlung der Brüder Grimm ist eigentlich nicht vollständig, sondern nur ein Fragment, das heißt Bruchstück. Ihm fehlt die Beschreibung dessen, was weiter mit der Königstocher und ihrer Mutter geschieht und wie das Märchen endet.
Da das Märchen aber eine kleine Handlung hat und Figuren in ihm mitspielen, lässt sich trotzdem sein Inhalt bestimmen:

Die Mutter der Königstochter Schneeblume ist krank. Schneeblume geht in den Wald, um Heilkräuter für sie zu holen. Aus einem der Bäume fliegt ein Bienenschwarm und bedeckt ihren Körper. Doch die Bienen stechen Schneeblume nicht, sondern machen ihren Körper schön.

Der Inhalt des Märchens ist also sein ohne Ausschmückungen oder Details und Bewertungen nacherzählter Ablauf. Zu ihm gehören der Verlauf der Handlung und die Darstellung der Figuren oder Protagonisten.

Über den Inhalt hinaus, weist das Thema, das den Aussagegehalt, das Anliegen und den gedanklichen Hintergrund des jeweiligen Textes angibt. Hier setzt nun auch die Interpretation des Märchens an.
In dem Märchen-Bruchstück Schneeblume ist das Thema allerdings nur zu erahnen, weil es ja nicht fertig geschrieben wurde. Thema des Märchens könnte beispielsweise sein, dass die Königstochter ein Wunder erlebt, weil sie ihrer kranken Mutter hilft.

Inhaltsangabe

Wenn man in der Schule oder auch bei der Rezension oder Besprechung eines literarischen Werkes eine Inhaltsangabe macht, gibt man nur einen kurzen, sachlichen und wertfreien Überblick, wovon das Buch handelt. Es werden dabei nur die wichtigsten Handlungsstränge oder das Gerüst der Handlung und die Figuren zusammen gefasst. Und zwar in der zeitlichen Reihenfolge, in der die Handlung passiert und nicht in der, wie sie im Text erzählt wird. Rückblenden und wechselnde Zeitebenen werden in der Inhaltsangabe nicht wieder gegeben.

Um den Aufbau einer Inhaltsangabe besser zu verstehen und wieder zu geben, lernt man in der Schule, die Inhaltsangabe in Einleitung, Hauptteil und Schluss zu gliedern.
In der Einleitung sollte gewöhnlich der Name des Autors, der Titel des Textes und seine Einordnung in ein Genre stehen und durch die Nennung des Themas inhaltlich auf das Buch eingestimmt werden.
Der Hauptteil ist nun die eigentliche Inhaltsangabe. Hier wird der Text in seiner zeitlichen Abfolge kurz und sachlich, also ohne Ausschmückungen oder Bewertungen, zusammen gefasst. Im Unterschied zum Text wird die Inhaltsangabe in Präsens geschrieben. Dialoge werden nur indirekt wieder gegeben. Wichtig ist, dass die Zusammenfassung logisch und nachvollziehbar geschrieben ist und sich nur auf das Wesentliche beschränkt.
Im Schluss kann noch auf die Wirkung des Textes, sprachliche Besonderheiten und die Absicht des Autors oder die eigentliche Aussage eingegangen werden.
Da hier schon die wertende Interpretation des Textes beginnt, gehört dieser Teil allerdings nicht mehr zu einer Inhaltsangabe im eigentlichen Sinn, sondern ist vor allem als schulische Aufgabe zu verstehen, der eigentlichen Inhaltsangabe noch ein Gesicht zu verleihen.

Eine Inhaltsangabe sollte immer wesentlich kürzer als der eigentliche Text und auch bei dicken Büchern nicht länger als zwei DIN A 4-Seiten sein.

Quiz

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