Andreas Steinhöfel

* 14.01.1962 Battenberg


Leben


Andreas Steinhöfel
© Joachim Boepple

Andreas Steinhöfel wuchs in der hessischen Kleinstadt Biedenkopf auf. Eigentlich hatte er geplant, Biologie- und Englisch-Lehrer zu werden, entschied sich aber dann dafür, Amerikanistik, Anglistik und Medienwissenschaften zu studieren.
Zum Schreiben ist Steinhöfel 1990 noch während seines Studiums gekommen. Damals hat er ein Kinderbuch gelesen, das ihm überhaupt nicht gefiel und sich gedacht „Das kann ich besser!“. Also hat er angefangen, ein Buch zu schreiben. Tatsächlich hat sein Buch Dirk und Ich dem Verleger so gut gefallen, dass es veröffentlicht wurde. Steinhöfel schreibt Kinderbücher, weil er findet, dass Kinder flexibler und wacher sind als Erwachsene.
Der Autor bekommt viele Briefe von seinen Leserinnen und Lesern. Wenn sie ihm darin ihre Probleme schildern, nimmt er es sehr ernst. Denn er erinnert sich gut an die Probleme seiner eigenen Jugend. Auch seine Protagonisten sind keineswegs ohne Probleme. Steinhöfel weiß, dass Reden bei Sorgen und Problemen immer besonders hilfreich ist. Das ist es auch, was Steinhöfel in seinen Büchern vermitteln möchte. Bücher sollen aber nicht immer einen Auftrag oder eine bestimmte Aussage haben – sie sollen vor allem Spaß machen!
Andreas Steinhöfel arbeitet außer als Kinder- und Jugendbuchautor auch als Übersetzer und Drehbuchautor. Als Drehbuchautor schrieb er circa 40 Folgen des Käpt'n Blaubär Club, einige Folgen von Urmel aus dem Eis sowie mehrere Folgen Löwenzahn.
Andreas Steinhöfel lebte viele Jahre mit seinem Freund in Berlin. Einer Stadt, die er erst zu groß und unübersichtlich und zu weit weg von zu Hause fand, die er heute jedoch liebt, weil sie so vielfältig ist und weil die Menschen, die dort leben, so direkt sind.
Nach dem Tod seines Lebensgefährten ist er 2010 allerdings wieder in seine Heimatstadt Biedenkopf zurück gezogen.

Werk und Bedeutung

Andreas Steinhöfel ist gegenwärtig einer der beliebtesten Kinderbuchautoren Deutschlands. Seine Bücher werden verfilmt oder an deutschen Theatern gespielt. Seine Bücher gehören zur Standardliteratur in vielen Schulen.
Im Mittelpunkt seiner Texte stehen meistens Kinder und Jugendliche, die anders als andere sind. Sie sind entweder nicht so schlau wie andere, lieben Jungs statt Mädchen, verbreiten Chaos oder sind aus irgendeinem anderen Grund Außenseiter. Doch verblüffender Weise kommen die Protagonisten erstaunlich gut mit ihrer Situation zurecht oder werden gerade in der Auseinandersetzung mit ihren Problemen stark. Die Bücher haben deshalb auch keinen traurigen, die Gesellschaft anklagenden Unterton, sondern sind witzig und spannend geschrieben.

In seinem aktuell wohl bekanntesten Buch Rico, Oskar und die Tieferschatten und dessen Folgeband beschreibt Steinhöfel die Geschichte von einem Jungen, bei dem nicht immer alles glatt läuft: Er hat „ADS“, das Aufmerksamkeits Defizit Syndrom, das heißt, er kann sich nicht so gut und so lange konzentrieren wie andere Kinder. Rico selber nennt sich darum „tiefbegabt“. Seine Mutter arbeitet in einem Nachtclub und lässt ihn viel allein. Rico war noch nie außerhalb von Berlin und das Schönste, was er mit seiner Mutter erlebt, ist wöchentlich einmal in den Seniorenclub zum Bingospielen zu gehen.
Steinhöfel beschreibt das Lebensumfeld von Rico ohne etwas zu beschönigen, aber auch ohne über die Menschen zu urteilen oder sie zu bemitleiden. Deshalb muss er sich auch nicht weiter mit der Schilderung der sozialen Probleme aufhalten, sondern erzählt lieber eine spannende Geschichte, in der es dem tiefbegabten Rico sogar gelingt, einen Verbrecher dingfest zu machen!
Nebenbei spielt Steinhöfel gerne mit der Sprache und erfindet dabei auch neue Wörter wie „Brüllwürfel“. Durch seine Figur Rico hinterfragt er auch Fremdwörter oder überlegt sich neue Erklärungen.

Das erste Buch von Steinhöfel Dirk und Ich ist für Kinder ab acht Jahren geeignet und beschreibt das ganz normale Chaos einer Familie mit drei Kindern, das aus der Perspektive des siebenjährigen Andreas (!) erzählt wird. Erst beginnen die Geschichten ganz normal und handeln vom Schlittenfahren von Weihnachten oder vom Geburtstag, aber überall wo Andreas und sein Bruder Dirk auftauchen, passieren in kürzester Zeit die verrücktesten Dinge. Denn die beiden Jungen sorgen überall für Aufregung und Chaos.
Zu den bekanntesten Büchern von Steinhöfel zählt Paul Vier und die Schröders. Das Buch zählt mittlerweile zur Standardlektüre in deutschen Schulen. Darin geht es um eine neue etwas andere Familie Schröder, die neu in der Nachbarschaft ist. Eigentlich macht jeden Tag eines der vier Kinder der Schröders irgendeinen Blödsinn und ständig gibt es Aufregung in der sonst so ruhigen und ordentlichen Ulmenstraße. Paul jedoch mag die Schröders trotzdem.
Beschützer der Diebe ist ein Berlin-Krimi, in dem die Kinder Guddie, Olaf und Dag versuchen in einer aufregenden Verfolgungsjagd der Verbrecher durch Berlin einen riesigen Kunstraub zu verhindern. Da der eigentliche Diebstahl im Pergamonmuseum stattfinden soll, lernt man einiges über das berühmte Museum. Vor allem aber handelt das Buch aber von der Freundschaft der drei Kinder, die trotz unterschiedlicher Meinungen und Charaktere auch in schwierigen Situationen zusammen halten.
Bei Jugendlichen ist besonders der Steinhöfel-Roman Die Mitte der Welt beliebt. Es geht darin um den 17 jährigen Phil. Seine Familie gilt als sonderbar und wird darum von den anderen Bewohnern des Dorfes geschnitten. Er hat nur eine echte Freundin, Kat, die Phil aber auch irgendwann schwer enttäuscht. Phils Vater ist schon tot, darum sieht er zu seinem Onkel auf wie zu einem Vater. Und dann ist da noch Nicholas – Phil liebt ihn. Phil hat also einige Probleme, mit denen er in der schwierigen Zeit der Pubertät fertig werden muss. Die Mitte der Welt ist ein Roman, der von den Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens, der Suche nach der eigenen Identität nach Anerkennung und Liebe handelt.
In den Kurzgeschichten aus Steinhöfels Buch Defender werden die Geschichten einzelner Protagonisten aus Die Mitte der Welt weiter erzählt und einige Fragen, die sich beim Lesen von die Mitte der Welt stellen, werden aufgelöst.
Steinhöfel schreibt übrigens nicht nur Bücher für ältere Kinder, sondern auch für die Kleinsten. Sein Buch Wo bist du nur? handelt vom Alleinsein und von der Angst , verlassen zu werden und ist für Kinder ab drei Jahren.

Titelauswahl

Dirk und ich / Steinhöfel, Andreas (Text) - Carlsen Verlag 1991. Buchvorstellungen: ()
Paul Vier und die Schröders / Steinhöfel, Andreas (Text) - Carlsen Verlag 1992. Buchvorstellungen: ()
Beschützer der Diebe / Steinhöfel, Andreas (Text) - Carlsen Verlag 1994. Buchvorstellungen: ()
Die Mitte der Welt / Steinhöfel, Andreas (Text) - Carlsen Verlag 1998. Buchvorstellungen: ()
David Tage, Mona Nächte / Steinhöfel, Andreas und Tuckermann, Anja (Text) - Carlsen Verlag 1999. Buchvorstellungen: ()
Wo bist du nur? / Steinhöfel, Andreas (Text) - Carlsen Verlag 2000. Buchvorstellungen: ()
Defender - Geschichten aus der Mitte der Welt / Steinhöfel, Andreas (Text) - Carlsen Verlag 2001. Buchvorstellungen: ()
Der mechanische Prinz / Steinhöfel, Andreas (Text) - Carlsen Verlag 2005. Buchvorstellungen: ()
Froschmaul / Steinhöfel, Andreas (Text) - Carlsen Verlag 2006. Buchvorstellungen: ()
Rico, Oskar und die Tieferschatten / Steinhöfel, Andreas (Text); Schössow, Peter (Illu.) - Carlsen Verlag 2008. Buchvorstellungen: ()
Rico, Oskar und das Herzgebreche / Steinhöfel, Andreas (Text); Schössow, Peter (Illu.) - Carlsen Verlag 2009. Buchvorstellungen: (1)

Auszeichnungen

1999 Buxtehuder Bulle
1999 Nominierung Deutscher Jugendliteraturpreis für Die Mitte der Welt
2008 CORINE  für Rico, Oskar und die Tieferschatten
2009 Katholischer Kinder- und Jugendbuchpreis  für Rico, Oskar und die Tieferschatten
2009 Erich Kästner Preis für Literatur
2009 Osterwold (Ehrenpreis für die beste Autorenlesung)
2009 Nominierung Deutscher Jugendliteraturpreis  für Rico, Oskar und die Tieferschatten
2009 Lesekünstler des Jahres

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