Tove Jansson

* 09.08.1914 Helsinki (Finnland)
† 27.01.2001 Helsinki (Finnland)


Leben


Foto: Reino Loppinen

Tove Marika Jansson wurde am 9. August 1914 in Helsinki geboren. Ihre Familie gehörte der schwedischsprachigen Minderheit in Finnland an, die als Finnlandschweden bezeichnet werden. Tove war die älteste Tochter der Familie und bis zu ihrem sechsten Lebensjahr deren einziges Kind. Tove Janssons Familie war eine Künstlerfamilie: Ihr Vater, Viktor Jansson, war Bildhauer, die Mutter, Signe Hammersten Jansson, Graphikerin und Illustratorin. Auch ihre beiden jüngeren Brüder Per Olov und Lars erlernten künstlerische Berufe. Per Olov wurde Fotograf, Lars wurde Autor und Comiczeichner.
Janssons Beziehung zu ihrer Mutter war durch tiefe Zuneigung und Bewunderung geprägt. Schon als Kind wollte sie immer so sein wie ihre Mutter und zeichnen können wie sie. Janssons Mutter inspirierte auch die Figur der Muminmama. Im Haus der Janssons herrschte stets viel Trubel und es gab am Esstisch immer einen Platz für den einen oder anderen unangemeldeten Besucher wie auch später bei Janssons erfundenen Mumin-Figuren.
Die Sommer verbrachten die Familie Jansson stets auf einer kleinen Insel im finnischen Meerbusen. Die Idylle der Sommerferien auf der Insel inspirierte Tove Jansson zum beschaulichen Mumintal. Ihre erste Muminfigur zeichnete Jansson auf der Insel auf eine Toilettentür.
Erst mit 28 Jahren ist Tove Jansson aus dem Elternhaus ausgezogen. Aber auch später noch hat sie die Sommer mit ihrer Mutter auf der Insel ihrer Kindheit verbracht. Nach dem Tod ihrer Mutter reiste Jansson wie in ihrer Kindheit im Sommer mit ihrer Lebensgefährtin Tuulikki Pietilä auf die finnischen Inseln und verlebte dort eine ruhige und idyllische Zeit, abseits vom Trubel der Großstadt und der eigenen Berühmtheit.

Tove Jansson veröffentlichte bereits mit 15 Jahren ihre erste Zeichnung. Im selben Jahr brach sie auch die Schule ab und studierte von 1930 bis 1938 Malerei in Helsinki, Stockholm und Paris. Nach dem Studium begann sie direkt ihren Lebensunterhalt mit Karikaturen für die Presse und Illustrationen zu verdienen. Schon damals versteckte sie kleine Mumin-Figuren am Bildrand ihrer Karikaturen.
Der erste veröffentlichte Mumin befand sich in den 1930er Jahren auf einer von ihr gezeichneten Karikatur über den damaligen deutschen Diktator Adolf Hitler. 
Danach wurden die Mumins zu einer Art Signatur Janssons. 1945 veröffentlichte Jansson ihr erstes Mumin Buch. Es folgten acht weitere Mumin Bücher und vier Mumin-Bilderbücher. Im Auftrag der englischen Nachrichtenagentur English Associated Press zeichnete Jansson von 1954 bis 1957 21 Comicfolgen der Mumins für die Zeitung Evening News. Da es ihr schwer fiel, dem Druck standzuhalten, der sich aus der termingerechten Abgabe der Comics ergab, führte ihr Bruder Lars das Comiczeichnen für sie weiter und zeichnete 53 weitere Episoden der Mumin Comics. Die Comics erschienen in 120 Zeitungen in 40 Ländern, auch in deutschen Tageszeitungen und Jugendzeitschriften. Jansson wurde mit ihnen weltberühmt. Neben den Comics schrieb Tove Jansson auch Mumin-Romane. Im Todesjahr von Janssons Mutter, 1970, erschien der letzte und schwermütigste der Mumin-Romane. Der Tod der eigenen Mutter ist für Tove Jansson ein schwerer Schlag. Sie verliert damit eine ihrer engsten Gefährtinnen und ihr größtes Vorbild. Gleichzeitig ist es aber auch eine Befreiung. Nie hatte sich Jansson getraut, gegenüber ihrer Mutter zu ihrer Homosexualität zu stehen und konnte sich so erst nach deren Tod öffentlich zu ihrer Lebensgefährtin Tuulikki Pietilä bekennen. Danach folgen noch drei Mumin-Bilderbücher.
In der Folge widmet sich Jansson Büchern für Erwachsene, die in erster Linie Kurzgeschichten und Erzählungen beinhalten. Auch das Zeichnen gibt Jansson nicht auf, praktiziert aber nun das Malen und Schreiben in erster Linie getrennt voneinander.
Nachdem Jansson als junge Frau zu ihren ersten Ausstellungen in mehrere europäische Städte gereist war, reiste sie immer wieder gerne durch Europa. Zu Hause, in Finnland lebte sie auf einer abgeschiedenen Insel vor der Küste.
Wenige Jahre vor ihrem Tod 2001 wurde auf einer finnischen Insel der Freizeit-Themen-Park Muminwelt eröffnet.

Werk und Bedeutung

Tove Jansson arbeitete als Malerin, Illustratorin und Schriftstellerin. Neben ihrem Hauptwerk um die Mumins, hat sie Karikaturen gezeichnet und Kurzgeschichten und autobiographische Texte für Erwachsene geschrieben. Sie selbst sah sich übrigens in erster Linie als bildende Künstlerin und erst in zweiter Linie als Schriftstellerin an.
Weltweit bekannt wurde Tove Jansson mit den Mumin-Geschichten für Kinder. Die Mumin-Bücher wurden in 34 Sprachen übersetzt, als Puppenspiel und Oper aufgeführt, als Hörspiel produziert und zu einer Fernsehserie mit 52 Folgen verarbeitet.
Sie machten Tove Jansson zu einer der bekanntesten skandinavischen Schriftstellerinnen, für die im Jahr 2004 sogar eine Gedenkmünze und bereits ab den 1990er-Jahren einige Briefmarkenserien der finnischen Post erschienen.
Die Mumin-Figuren sind niedliche, nilpferdähnliche Trolle, stets lustig und freundlich, offen und tolerant zu Fremden und neugierig auf Unbekanntes. Sie unterscheiden sich durch ihre freundliche Art wesentlich von den Trollen der nordischen Sagen und Märchen, die eher boshaft und hinterhältig sind.
Neben den Mumins gibt es in den Büchern viele andere erstaunliche Geschöpfe. Beispielsweise den humorlosen, pflichtbewussten Hemul, die in großer Anzahl auftretenden, stummen, gespensterartigen, elektrisch geladenen Hatifnatten oder die schreckliche, einsame, kalte Morra, in deren Umgebung alles gefriert. Obwohl diese Wesen den Mumins zum Teil Angst machen oder sie anstrengen, werden sie doch alle in ihrer Eigenart akzeptiert.
Wie die unterschiedlichen Wesen, so werden auch unvorhergesehen Ereignisse in den Alltag der Mumins ohne großes Nachdenken einbezogen und angenommen. Selbst schlimme Ereignisse wie beispielsweise eine Flutkatastrophe oder das Verschwinden des Muminvaters werden akzeptiert und es wird versucht, das Beste aus der neu entstandenen Situation zu machen. Die Mumins haben dabei keine Angst, dass ihnen ernsthaft etwas passieren könnte, sondern sie sind zuversichtlich, dass sich am Ende alles zum Guten fügen wird. Die Mumins leben ein bisschen wie Kinder im Augenblick, müssen nicht arbeiten, um Geld zu verdienen und können dadurch sich ganz dem hingeben, was gerade Spaß macht oder notwendig scheint.
Die ersten fünf Bände der Mumin-Romane erschaffen eine kindlich naive Gegenwelt zur düsteren Kriegs- und Nachkriegsrealität.  Sie erzählen von äußeren Gefahren, wie einer Flut oder einem Kometen. Sie gefährden die Idylle des Mumintals und zwingen die Muminfamilie zur Flucht. Unterwegs erleben sie so manches Abenteuer und lernen neue Freunde kennen. Am Ende der Geschichte kehren die Mumins dann nach Hause zurück und feiern das Leben und die Liebe. Im Gegenstaz zu diesen Abenteuergeschichten, die durch äußere Bedrohungen ausgelöst werden, widmen sich die letzten vier Bände der Mumin-Romane eher den inneren Perspektiven der Figuren, ihren persönlichen Macken und Ängsten oder ihrer Traurigkeit.
So erwacht beispielsweise im sechsten Band Winter im Mumintal Mumin mitten im Winter aus seinem Winterschlaf. Da er aber den Rest seiner Familie nicht wecken kann, ist er ganz alleine und furchtbar einsam. In diesem Band begegnet dem Mumin-Leser auch das erste Mal das Motiv des Todes, denn ein Eichhörnchen kann sich nicht rechtzeitig vor der Kälte retten und erfriert. Doch am Ende des Romans ist auch hier die Welt wieder in Ordnung. Mumin hat aus seiner Einsamkeit herausgefunden und der Frühling löst den Winter ab.
Auch die nächsten Mumin-Romane befassen sich mit eher tiefsinnigeren Themen. So behandelt Mumins wunderbare Inselabenteuer die Selbstzweifel und die fehlende Lebenslust des Muminvaters und richtet sich vermutlich an Janssons Vater.
Der letzte Mumin-Roman, den Jansson nach dem Tod ihrer Mutter 1970 veröffentlicht hat, Herbst im Mumintal, ist der melancholischte der Mumin-Romane. In ihm machen sich die Freunde der Mumins auf den Weg ins Mumintal, weil sie Sehnsucht nach der Muminfamilie, ihrer Geborgenheit und Wärme haben. Doch als Filifjonke, Onkelschrompel und die anderen im Mumintal eintreffen, ist die Muminfamilie nicht mehr da. Um sich zu trösten erzählen sich nun alle die Geschichten, die sie mit der Muminfamilie erlebt haben und versuchen, miteinander so freundlich, tolerant und liebenswert zu sein, wie es die Mumins stets waren. Dieser Band kann als Auseinandersetzung Janssons mit dem Abschied von ihrer Mutter verstanden werden. Deren Abwesenheit sie, wie die Freunde der Mumins, durch die schönen Erinnerungen an sie verarbeitet. Zudem ist es aber auch ein Abschied von der Muminfamilie für Jansson und ihre Leser, der durch die guten Erinnerungen an die Abenteuer der kleinen Trolle vielleicht etwas leichter fällt.

Besonders an den Mumin-Geschichten ist zum einen, dass Jannsson die Welt der Mumins zugleich geschrieben und gemalt hat, zum anderen, dass sie Geschichten aus ihrem Leben in phantastische und comichafte Bilder und Geschichten übertragen hat. So kommt es, dass die klassisch märchenhaften Elemente durch ziemlich realistische Beschreibungen von Altern, Tod und Andersartigkeit eine weitere Tiefe erhalten.
Wie in ihren Mumin-Bänden verarbeitet Jansson auch in ihren anderen Büchern häufig autobiographische Stoffe. So zum Beispiel im Sommerbuch, das in Episoden von den Urlauben der kleinen Sophia und ihrer Großmutter auf einer finnischen Insel handelt. Hier lehrt die Großmutter ihrer Enkelin die Geheimnisse der Natur und die des Alterns.
Aber auch die Erwachsenen-Bücher von Jansson sind autobiographisch geprägt wie Die Tochter des Bildhauers. Hier verrät schon der Titel, dass Jansson darin ihr Verhältnis zu ihrem Vater und das eigene Aufwachsen und Erwachsenwerden zwischen Bohème und Bürgerlichkeit behandelt.

Auszeichnungen

1953 Nils-Holgersson-Plakette
1958 Elsa Beskow-Plakette
1966 Hans Christian Andersen Preis für Kinder- und Jugendliteratur
1972 Große Goldmedaille der Schwedischen Akademie
1976 Pro-Finlandia-Medaille
1977 Mårbacka-Preis
1995 Ernennung zur Honorarprofessorin der finnischen Åbo Akademie
1996 Preis der American-Scandinavian Foundation

Titelauswahl

Komet im Mumintal / Jansson, Tove (Text); Jansson, Tove (Illu.) - Benziger 1962 (1946). Buchvorstellungen: ()
Muminvaters wildbewegte Jugend / Jansson, Tove (Text); Jansson, Tove (Illu.) - Benziger 1963 (1950). Buchvorstellungen: ()
Winter im Mumintal / Jansson, Tove (Text); Jansson, Tove (Illu.) - Benziger 1968 (1957). Buchvorstellungen: ()
Herbst im Mumintal / Jansson, Tove (Text); Jansson, Tove (Illu.) - Benziger 1972 (1970). Buchvorstellungen: (1)
Sommerbuch / Jansson, Tove (Text); Jansson, Tove (Illu.) - List 1976 (1972). Buchvorstellungen: ()
Der Schurke im Muminhaus / Jansson, Tove (Text); Jansson, Tove (Illu.) - St. Gabriel 1983 (1980). Buchvorstellungen: ()
Wer soll den Lilian trösten? / Jansson, Tove (Text); Jansson, Tove (Illu.) - Obelisk 1986 (1960). Buchvorstellungen: ()
Die Tochter des Bildhauers / Jansson, Tove (Text); Jansson, Tove (Illu.) - Rohwolt 1987 (1968). Buchvorstellungen: ()
Mumins I / Jansson, Tove (Text); Jansson, Tove (Illu.) - Reprodukt 2008. Buchvorstellungen: ()
Mumins II / Jansson, Tove (Text); Jansson, Tove (Illu.) - Reprodukt 2009. Buchvorstellungen: ()

 http://www.kulturhus-berlin.de/mumin/tove.shtml
http://www.zeichentrickserien.de/mumins.htm