James Krüss

* 1926 auf Helgoland
† 1997 auf Gran Canaria/Spanien


Leben


James Krüss
© Hanna Rau

James Krüss wurde auf Helgoland geboren und auf den Namen James Jacob Hinrich getauft. Die Nordsee-Insel war die Heimat seiner Kindheit, wo er mit seinen Eltern und Geschwistern lebte. Dort besuchte er die Volksschule und später die Mittelschule. Als Krüss 13 Jahre alt war, begann der Zweite Weltkrieg. Mit den ersten Bombeneinschlägen mussten alle Bewohner Helgoland verlassen. Trotzdem hat das Leben auf der Insel James Krüss sehr geprägt und die Geschichten und Gedichte, die er später schrieb, erinnern oft an seine Heimat.
Nachdem die Familie von Helgoland evakuiert wurde, wurden sie erst nach Thüringen und dann nach Sachsen ausgesiedelt. Ein Jahr später ging James Krüss zurück nach Schleswig Holstein und besuchte auf dem Festland erst in Luden und dann in Ratzeburg die Lehrerbildungsanstalt. Danach ging er an die Hochschule nach Braunschweig und wurde 1944 zur Luftwaffe eingezogen.
Nach Kriegsende lebte Krüss eine Zeit lang bei seinen Eltern in Cuxhaven und begann 1946 ein Studium an der Pädagogischen Hochschule in Lüneburg. Im selben Jahr wurde sein erstes, für Erwachsene geschriebene, Buch Der goldene Faden veröffentlicht. Das erste Gedicht schrieb James Krüss übrigens schon mit fünf Jahren – in Helgoländer Friesisch.
1948 beendete er erfolgreich sein Studium als Volksschullehrer. Weil er aber viel lieber schreiben wollte, hat er diesen Beruf nie ausgebübt. Stattdessen gründete er in Reinbek bei Hamburg die Zeitschrift Helgoland.
1949 zog er in die Nähe von München, wo er auch Erich Kästner kennenlernte, der ihn ermutigte, auch für Kinder und Jugendliche zu schreiben. Seine ersten Versuche startete Krüss 1951 mit Kinderhörspielen fürs Radio und Kindergedichten, die regelmäßig in Die Neue Zeitung und in der Süddeutschen Zeitung erschienen. 1956 folgte sein erstes Kinderbuch Der Leuchtturm auf den Hummerklippen.
Zehn Jahre, viele Bücher und etliche Reisen später wollte Krüss wieder auf einer Insel leben. Daraufhin verließ er Deutschland und kaufte sich ein Haus auf Gran Canaria. Dort lebte er bis zu seinem Tod 1997. Bestattet wurde er aber auf See bei Helgoland.

Werk und Bedeutung

James Krüss ist einer der bekanntesten Kinderbuchautoren und einer der beliebtesten Texter von Bilderbüchern der Nachkriegszeit. Seine Bücher wurden in über 40 Sprachen übersetzt und in 37 Ländern veröffentlicht. Wie beliebt der Autor war und ist, beweisen mehrere Schulen und Straßen, die nach dem Autor benannt wurden und ein Museum auf Helgoland, das seinem Leben und Werk gewidmet ist.
James Krüss gilt als einer der Gründer des komischen und fantastischen Kinderbuchs und naiven, kindlichen Nonsens. Nach dem Krieg waren Bücher wie sein Die glücklichen Inseln hinter dem Wind, die eine bessere Welt zeigen, oder Timm Thaler oder das verkaufte Lachen, die die Gesellschaft mit skurrilen, teilweise auch unheimlichen Bildern kritisieren, etwas Neues.
Sein Werk ist sehr umfangreich und umfasst viele verschiedene Genres: Neben Erzählungen und Romanen sowohl für Kinder als auch für Erwachsene, schrieb Krüss Gedichte, Lexika, Hörspiele, Fernsehspiele und Theaterstücke für Kinder. Außerdem übersetzte er verschiedene kinderliterarische Werke aus anderen Sprachen, gab mehrere Gedichtsammlungen für Kinder heraus und verfasste literaturtheoretische Texte. Zeitweise veröffentlichte der Autor seine Bücher unter den Pseudonymen Markus Polder und Felix Ritter.
Sein erstes Kinderbuch Der Leuchtturm auf den Hummerklippen gehört zu einem Zyklus von siebzehn Bänden, die Krüss 1985 unter dem Titel Die Geschichten der 101 Tage zusammengefasst hat. Der Ich-Erzähler Boy erzählt darin von den 101 Geschichtentagen seines Lebens. Diese beginnen, als er acht Jahre alt ist und enden mit seinem fünfzigsten Lebensjahr.
In den einzelnen Bänden erzählen neben Boy auch andere Figuren Geschichten und Gedichte. Dabei geht es allen darum, Spaß an Literatur zu haben und die Möglichkeiten zu erkennen, die Literatur ihnen bietet: daraus lernen zu können, die Welt mit anderen Augen zu sehen und unendlich viele Reisen in Gedanken zu unternehmen. Und weil seine Heimat, das Meer und die Küstenlandschaft, James Krüss sehr geprägt haben, findet die Handlung in diesen Büchern meistens an solchen Orten statt.
Eins der erfolgreichsten Bücher dieses Zyklus' war damals Mein Urgroßvater und ich, das 1960 mit dem Deutschen Jugendbuchpreis ausgezeichnet wurde. In dem Buch beschäftigen sich der Urgroßvater und sein Urenkel eine Woche lang mit fantastischen Geschichten. Der Junge lernt in der Zeit von seinem Urgroßvater das Dichten und wie man Geschichten verstehen und sie auch sinnvoll schreiben kann. Das Verständnis des Urgroßvaters von Wahrhaftigkeit wird in dem Satz deutlich: „Wenn eine Geschichte Sinn hat, dann ist sie wahr, selbst wenn sie nicht passiert ist“.
Der sicher bekannteste Kinderroman des Autors und ebenfalls in dem Zyklus enthalten, ist Timm Thaler oder das verkaufte Lachen. Es ist die abenteuerliche, an alte Sagen oder Teufelsmärchen erinnernde und zugleich sozialkritische Geschichte des kleinen Jungen Timm.
Das Besondere an Timm ist sein ansteckendes Lachen. Dieses Lachen ist ihm aber vergangen, nachdem seine Eltern gestorben sind und er bei der gemeinen Stiefmutter leben muss. Da Timm sein Lachen nicht mehr braucht, verkauft er es an einen Mann, der ihm dafür die Fähigkeit verleiht, jede Wette zu gewinnen. Doch Timm muss bald erkennen, dass er ohne Lachen kein richtiger Mensch ist und ihn viel Geld auch nicht glücklicher macht. Darum versucht er sein Lachen zurückzuholen.
Der Roman ist angelehnt an das Kunstmärchen Peter Schlemihls wundersame Geschichte des romantischen Dichters Adalbert von Chamisso, in dem ein Mann seinen Schatten an den Teufel verkauft, und an den Teufelspakt in Johann Wolfgang Goethes Drama Faust. Timm Thaler oder das verkaufte Lachen wurde auch als Fernsehserie verfilmt, die 1979 erschien, und 2002 als Animationsserie produziert.
James Krüss ist aber auch für seine Kinderlyrik bekannt. Viele der Gedichte wurden in deutsche Schulbücher aufgenommen. Dass Krüss gern mit der Sprache spielte, merkt man vor allem seinen Gedichten an. Die Reime und Verse kommen meistens fröhlich in Bilderbüchern und Gedichtsammlungen zum Einsatz. Wenn die Möpse Schnäpse trinken ist ein Quatschgedicht aus witzigen Reimen in denen Ochsen boxen, in Wecken Schnecken stecken oder Giraffen Affen fangen. Dieses und andere lustige Tiergedichte hat Krüss in dem Buch James' Tierleben herausgebracht.
In dem Bilderbuch Henriette Bimmelbahn bimmelt, rattert, knattert, dampft, faucht, ruckelt, zuckelt, klappert, plappert, bebt, bibbert, rollt und raucht eine alte Eisenbahn nie nach Plan durch die Gegend, sondern wann und wohin ihre kleinen Fahrgäste wollen. Lisl Stich hat Henriettes Reise in fröhlichen und farbenfrohen Bildern gemalt.
Der Autor setzte seine originelle, fantasievolle und bildliche Sprache sehr bewusst in seinen Texten ein, so dass neben allem Quatsch und Humor auch viel Lehrreiches und Kritisches darin zu finden ist. Vor allem seine Texte der achtziger Jahre sind sozialkritisch. Krüss wollte seine Leser zum selbständigen Denken und zum Hinterfragen von Literatur anregen, denn Klassendenken, vorschnelle Schlussfolgerungen und Vorurteile lehnte er ab. Obwohl seine Bücher schon einige Jahrzehnte alt und viele der Themen nicht mehr ganz aktuell sind, kann man über die lustigen Ideen und heiteren Geschichten auch heute noch lachen und daraus lernen.

Auszeichnungen (Auswahl)

1956 Deutscher Jugendbuchpreis, Auswahlliste für Der Leuchtturm auf den Hummerklippen
1960 Deutscher Jugendbuchpreis für Mein Urgroßvater und ich
1962 Internationaler Jugendbuchpreis, Ehrenliste für Mein Urgroßvater und ich
1964 Deutscher Jugendbuchpreis, Auswahlliste für Adler und Taube
1964 Deutscher Jugendbuchpreis für 3 x 3 an einem Tag
1968 Internationaler Jugendbuchpreis für sein Gesamtwerk
1968 Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Gilching
1973 Goldene Europa für die besten Kinderlieder-Texte
1975 Ehrenliste zum österreichischen Staatspreis für Kinderliteratur für Der kleine schwarze Weißfellkater
1986 Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Helgoland
1988 Marburger Literaturpreis
1996 Bundesverdienstkreuz 1. Klasse
1996 Großer Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur Volkach für sein Gesamtwerk

Titelauswahl

Der goldene Faden / Krüss, James (Text) - Parus Verlag 1946. Buchvorstellungen: ()
Der Leuchtturm auf den Hummerklippen / Krüss, James (Text); Benecke-Eberle, Jutta (Illu.) - Oetinger 1956. Buchvorstellungen: ()
Henriette Bimmelbahn / Krüss, James (Text); Stich, Lisl (Illu.) - Der Kinderbuchverlag 1957. Buchvorstellungen: ()
Die glücklichen Inseln hinter dem Winde / Krüss, James (Text); Binder, Eberhard (Illu.) - Verlag Neues Leben 1958. Buchvorstellungen: ()
Der blaue Autobus / Krüss, James (Text); Stich, Lisl (Illu.) - Der Kinderbuchverlag 1958. Buchvorstellungen: ()
Mein Urgroßvater und ich / Krüss, James (Text); Bartsch, Jochen (Illu.) - Oetinger 1959. Buchvorstellungen: ()
Der kleine Doppeldecker / Krüss, James (Text); Stich, Lisl (Illu.) - Boje-Verlag 1959. Buchvorstellungen: ()
Eine lustige Froschreise / Krüss, James (Text); Stich, Lisl (Illu.) - Boje-Verlag 1960. Buchvorstellungen: ()
Der wohltemperierte Leierkasten / Krüss, James (Text); Binder, Eberhard (Illu.) - S. Mohn 1961. Buchvorstellungen: ()
Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen / Krüss, James (Text) - Oetinger 1962. Buchvorstellungen: ()
Abdullah und die Datteldiebe / Krüss, James (Text); Stich, Lisl (Illu.) - Boje-Verlag 1962. Buchvorstellungen: ()
Hendrikje mit den Schärpen / Krüss, James (Text); Stich, Lisl (Illu.) - Boje-Verlag 1964. Buchvorstellungen: ()
James’ Tierleben / Krüss, James (Text); Meier-Albert, Erika (Illu.) - Betz 1965. Buchvorstellungen: ()
Die ganz besonders nette Strassenbahn / Krüss, James (Text); Stich, Lisl (Illu.) - Boje-Verlag 1965. Buchvorstellungen: ()
3 x 3 an einem Tag / Krüss, James (Text); Rubin, Eva Johanna (Illu.) - Deutsche Buchgemeinschaft 1967. Buchvorstellungen: ()
Mein Urgroßvater, die Helden und ich / Krüss, James (Text); Bartsch, Jochen (Illu.) - Oetinger 1967. Buchvorstellungen: ()
Der Dreckspatz und das Plappergänschen / Krüss, James (Text); Stich, Lisl (Illu.) - Boje-Verlag 1967. Buchvorstellungen: ()
Ich wär' so gerne Zoodirektor / Krüss, James (Text); Stich, Lisl (Illu.) - Boje-Verlag 1969. Buchvorstellungen: ()
Geschichten aus allen Winden oder Sturm um Tante Julies Haus / Krüss, James (Text); Bartsch, Jochen (Illu.) - Oetinger 1973. Buchvorstellungen: ()
Sommer auf den Hummerklippen / Krüss, James (Text); Rettich, Rolf (Illu.) - Oetinger 1977. Buchvorstellungen: ()
Paquito oder der fremde Vater / Krüss, James (Text) - Oetinger 1978. Buchvorstellungen: ()
Gäste auf den Hummerklippen / Krüss, James (Text); Rettich, Rolf (Illu.) - Oetinger 1978. Buchvorstellungen: ()
Timm Thalers Puppen oder Die verkaufte Menschenliebe / Krüss, James (Text) - Oetinger 1979. Buchvorstellungen: ()
Amadito oder der kleine Junge und ich / Krüss, James (Text); Rettich, Rolf (Illu.) - Oetinger 1980. Buchvorstellungen: ()
Der Zauberer Korinthe und andere Gedichte / Krüss, James (Text) - Oetinger 1982. Buchvorstellungen: ()
Signal Molly oder die Reise auf der Kuh / Krüss, James (Text); Rettich, Rolf (Illu.) - Oetinger 1982. Buchvorstellungen: ()
Freunde von den Hummerklippen / Krüss, James (Text); Rettich, Rolf (Illu.) - Oetinger 1983. Buchvorstellungen: ()
Weihnachten auf den Hummerklippen / Krüss, James (Text); Rettich, Rolf (Illu.) - Oetinger 1984. Buchvorstellungen: ()
Abschied von den Hummerklippen / Krüss, James (Text); Rettich, Rolf (Illu.) - Oetinger 1985. Buchvorstellungen: ()
Nele oder Das Wunderkind / Krüss, James (Text); Rettich, Rolf (Illu.) - Oetinger 1986. Buchvorstellungen: ()
Der Zauberer Korinthe / Krüss, James (Text); Berner, Rotraut Susanne (Illu.) - Boje 2008. Buchvorstellungen: ()

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