Kinder schreiben für Kinder

Schutzengel

von Nele (9 Jahre) - So 15.08.2010

1. Kapitel: Zerborstene Welt
Hallo!
Ich bin gerade dabei, ein Buch zu schreiben.
Ich stelle hier mal das erste Kapitel ein:
- Prolog - Stürmische Zeiten
Leila kickte missmutig einen Stein vor sich hin. Die Hände hatte sie in den Hosentaschen vergraben. Was musste es auch ausgerechnet heute so ein Mistwetter sein?
Der Wind heulte und riss an ihrem blonden Haar. Das ging jetzt schon seit Tagen so, aber das Mädchen hatte gehofft, dass das schlechte Wetter bis zu ihrem 13. Geburtstag wieder abebbte. Aber nein, genau an ihrem Geburtstag musste der Wind noch stärker heulen. Rote und Orangene Blätter stoben davon.
Die letzten Tage hatte Leila sich noch an ihrer Anmutigkeit erfreut, aber heute hatte sie auch dafür keinen Blick mehr übrig. Sie ärgerte sich zu sehr über ihre Mutter. Wenn es nur stürmen würde, das ginge ja noch. Aber eiskalt war es zudem auch noch. Und der Weg zur Bushaltestelle war weit.
'Jedenfalls, wenn man sich dabei den Hintern abfriert', dachte das Mädchen ärgerlich. 'Ist es denn zu viel verlangt, dass sich meine Mutter mal wie andere aufführt und mich bei diesem Wetter zur Schule fährt? Wenigstens an meinem Geburtstag könnte sie das mal tun. Aber sie ist ja immer so altmodisch: 'Wir mussten früher jeden Tag zur Schule laufen, selbst im Winter. Es tut dir mal ganz gut, wenn du abhärtest' Als ob ich nicht schon genug abgehärtet wäre?'
Ja, so war ihre Mutter. 'Es tut dir gut, wenn du abhärtest'. Die hatte gut reden. Sie musste ja nicht jeden Morgen um sechs Uhr aufstehen und durch den kältesten Herbst seit fünfzig Jahren gehen. Jedenfalls hatte Leila das im Radio gehört. 'Wenn es bald anfangen zu schneien würde, dann würde mich das gar nicht wundern.'
Leila bog um eine Ecke. Verschwommen konnte sie schon die Bushaltestelle sehen. Sie seufzte erleichtert. Im Bus würde es warm sein und sie würde auch ihre beste Freundin Charlotte treffen. 'Charly hat es gut', seufzte Leila 'Die wohnt um die Ecke.' Das stimmte. Charlotte musste nur ans Ende der Straße gehen und um die Ecke biegen und schon war sie an der Bushaltestelle. Leila dagegen hatte einen viel weiteren Weg. Jetzt konnte sie schon einzelne Personen aus der Menge an der Haltestelle ausmachen. Charly war schon da. Sie winkte ihr zu. Leila winkte zurück und fing an zu rennen. 'Dabei wird mir wenigstens warm', frohlockte sie.
"Na Geburtstagskind, außer Puste?", scherzte Charly. "Na Löttchen, heute wohl wieder besonders gut drauf, was?", erwiderte Leila.
Charlotte kniff die Augen zusammen. Ihr gefiel der Spitzname 'Löttchen' nicht besonders. Sie sagte, das höre sich an wie ein Kleinkindname.
"Du willst es dir wohl mit mir verscherzen Lei?", zischte sie.
"Aber nein, Charly, ganz und gar nicht.", lachte sie. "Tschuldige, ja?"
"Na gut. War wohl nicht ernst gemeint, was?", fragte sie wieder gut gelaunt.
Charly war immer gut gelaunt und konnte nie lange böse sein.
"Nee. Das weißt du doch."
"Ja, weiß ich. Hier ich hab was für dich.", sagte sie und drückte Leila ein kleines Päckchen in die Hand. "Charly! Ich hab doch gesagt ich will erst ein Geschenk, wenn ich feiere.", rief Leila entrüstet. "Dann kriegst du eben dann nichts mehr.", sagte Charly trotzig. "Außerdem wissen wir beide, dass du gar nicht feiern wirst!"
Das stimmte. Leila hatte auf der höheren Schule noch nie gefeiert. Sie hatte zwar viele Freunde, aber sie mochte den ganzen Wirbel um ihren Geburtstag nicht. Einige übertrieben es wirklich, dabei war es doch gar nicht so besonders, dass man geboren worden war. Jedenfalls nicht so besonders, dass man es jedes unbedingt ganz groß Jahr feiern musste. "Jetzt mach schon auf!", drängte Charly.
Doch in diesem Moment traf der Bus ein.
"Schade", meinte Charly enttäuscht. "Steck es lieber in deine Tasche, sonst geht es kaputt."
Leila steckte das Päckchen ein und drängelte sich mit Charly in den Bus. Hier umfing sie die wohlige Wärme, die sie sich ersehnt hatte. Als sie auf dem Schulhof ankamen, standen hier schon überraschend viele Schüler. Normalerweise war der Schulhof, wenn sie ankamen, noch ziemlich leer.
"Warum sind die denn schon so früh da?", fragte Leila.
"Ach nö, Leila. Das weißt du nicht mehr? Heute ist doch das große Benefizkonzert." "
"Ach ja", stöhnte Leila.
"Was ist denn?", fragte Charly erstaunt "Es ist doch für eine gute Sache."
"Ja, schon, aber das mein ich nicht."
"Was denn?"
"Da muss ich doch singen.", stöhnte Leila.
"Wie, das fällt dir jetzt erst wieder ein? Moment mal - hast du überhaupt geübt?"
"Geübt? Ich habe noch nie geübt", erwiderte Leila. "Wieso auch?"
"Oh man", sagte Charly neidvoll. "So gut muss man sein, dass man nicht mal mehr üben muss."
"Wart mal", quatschte Leila dazwischen, ohne auf Charlottes neidvolles Nörgeln zu achten. "Sollte das nicht ein Open-Air-Konzert werden?"
"Äh, ja.", meinte Charly verständnislos.
"Es ist vielleicht ein bisschen kalt und stürmisch dafür.", erklärte sie ihr.
Jetzt begann es auch Charly zu dämmern.
"Das wird sicher drinnen stattfinden.", meinte sie. "Wo haben wir denn drinnen Platz? Unsere Aula ist doch viel zu klein für so viele Schüler. Typisch unser Schuldirektor. Plant ein Benefizkonzert im Herbst!"
Jemand stubste Leila auf die Schulter. Sie drehte sich um. Vor ihr stand ein schlankes Mädchen, das eine makellose weiße Haut hatte. Ihre Haare waren braun und dick und fielen ihr bis zur Taille. Sie grinste Leila an. In der Hand hielt sie ein Programmheft über das Benefizkonzert.
"Hi", sagte das fremde Mädchen. "Ich heiße Alaya. Bist du Leila?"
Leila nickte. "Ich freue mich schon auf deinen Auftritt. Die Lieder, die du singen wirst, sind echte Knaller." "D...danke.", stammelte Leila. Was wollte dieses Mädchen.
"Ich werde heute auch singen.", sagte das Mädchen selbstbewusst.
Ein Windstoß fuhr ihr durch das Haar und ließ sie dadurch noch selbstbewusster aussehen.
"Ich, ich hab dich hier noch nie gesehen", sagte Leila "Und bei der Planung für das Benefizkonzert warst du auch nicht. Dabei sollten sich doch alle, die teilnehmen wollten dort einfinden."
Charly nickte anerkennend. "Ich weiß, aber meines Wissens war die Planung vor zwei Wochen. Ich bin aber erst vor fünf Tagen, am Sonntag, hierher gezogen. Ich konnte das noch regeln, dass ich in der Show untergebracht werde. Ich habe mir coole Lieder ausgesucht."
Doch da ertönte eine Ansage aus den Lautsprechern: "Alle Schüler gehen bitte unverzüglich zurück in ihre Klassenräume. Das Benefizkonzert wird aufgrund der schlechten Wetterbedingungen verschoben. Der Unterricht wird wie gewöhnlich stattfinden."
Die Schüler, die sich bereits eingefunden hatten, stöhnten auf.
Leila schrie innerlich vor Wut. Sie hatte sich so gefreut! Alles ging an ihrem Geburtstag schief. Alles! "Wir haben doch keine Schulsachen mit.", erklärte gerade ein Schüler dem Direktor. Mürrisch machte sie sich mit Charlotte auf den Weg ins Innere des Schulgebäudes. Als Leila nach Hause kam, schleuderte sie ihre Schultasche in die nächstbeste Ecke. Ihre Jacke hängte sie achtlos über einen Kleiderbügel in der Garderobe. Sofort rutschte sie zu Boden. Doch Leila bemerkte es kaum. Sie schlurfte schlecht gelaunt in die Küche. Dort tanzte ihre Mutter durch die Küche. Sie schnappte sich dies und das, schnippelte es flink klein und warf es elanvoll in eine große Pfanne auf dem Herd. Dann schnappte sie sich einen Pfannenwender und begann die Zutaten durchzuwürfeln. Dabei fing sie an zu singen.
Leila ließ sich auf einen freien Stuhl fallen.
"Schlecht gelaunt, Liebling?", trällerte ihre Mutter. "Ach Gottchen. Du bekommst doch noch Geschenke. Das ist doch ein Grund zum freuen."
Als Leila nur ein Murren von sich gab, sagte sie: "Aber Leila, was ist denn passiert?"
"Ach, das Benefizkonzert ist abgesagt worden.", murrte Leila.
"Aber Leila, das ist doch nicht so schlimm. Das wird doch sicher nachgeholt, Schatz. Hier, ich habe etwas, was dich sicher freuen"
Der Anblick von Leila ließ sie verstummen. Leila war die Wut hochgeschossen.
"Mama, du hast doch gar keine Ahnung! Draußen ist es schweinekalt und stürmisch! Jeden Morgen friere ich mir doch was-weiß-ich-nicht ab. Außerdem habe ich mich auf das Benefizkonzert gefreut! Ich hätte gesungen. Heute geht doch echt alles schief."
Ein Schluchzen ließ sie abbrechen. Ihre Mutter war zusammengesackt
"Aber Schatz, das wusste ich nicht-"
"Ach ist doch auch egal.", sagte Leila und stapfte aus dem Raum.
Bevor ihre Mutter noch ein Wort sagen konnte, knallte sie die Tür hinter sich zu. Sie rannte die Treppe hoch in ihr Zimmer und warf sich aufs Bett. Wie lange sie so da gelegen hatte, konnte sie nicht sagen. Sie wusste nur, dass sie schluchzte, bis ihre Mutter ins Zimmer kam und ihr über die Haare strich. "Leila, ich weiß, es hätte dir viel bedeutet heute zu singen. Und das du jeden Morgen so frierst, tut mir echt leid. Aber jetzt komm, wir wollen endlich deine Geschenke auspacken.", sagte ihre Mutter liebevoll. "Ach Mama, das du das mit dem Frieren immer einfach abtust", sagte Leila. "Könntest du nicht mal was dagegen tun, als immer nur zu Quatschen?"
"Leila Liebling, die Geschenke warten.", sagte sie nur und achtete gar nicht mehr auf ihren Einwand. "Mama, nie hörst du mir zu! Was hab ich dir gerade noch gesagt?", rief das Mädchen aufgebracht.
"Leila würdest du nun bitte kommen?"
"Na gut", stöhnte sie.
Als sie die Küche betrat, lagen viele Päckchen auf dem Küchentisch und ihr Vater saß am Tisch.
"Papa!", rief das Mädchen erfreut und warf sich in seine Arme. Erstaunlich, dass ihr Papa hier saß. Normalerweise arbeitete er nämlich ganztags und kam nicht einmal zum Mittagessen, weil der Weg zu weit war. Abends kam er immer so spät nach Hause und Morgens stand er später als Leila auf, weil er etwas später zur Arbeit kommen durfte, damit er genug Zeit zu schlafen hatte, sodass sie ihn kaum sah. Nur am Wochenende sah sie ihn, wenn er keine Überstunden machte. Und dann war er immer mit der Gartenarbeit dran und betrieb außerdem Sport, damit er gesund blieb. Denn Leilas Eltern achteten sehr genau auf gesunde Ernährung und ausreichend Sport. Aber heute, heute an ihrem "großen Tag" hatte er sich wohl frei genommen.
"Ich find`s cool, dass du da bist!", flüsterte sie ihm ins Ohr.
"Man wir ja nicht jeden Tag dreizehn.", dröhnte ihr Vater.
"Für einige kann es sogar eine Veränderung in ihrem Leben bedeuten."
"Ja, ja, ja", murrte sie.
Ihr Vater sprach immer so in Rätseln.
"Ich fang jetzt mal an auszupacken, Dad."
Sie stand auf und nahm sich das erste Päckchen.

Julius schlich den Gang entlang, die Ohren gespitzt, auf jedes Geräusch lauschend. An der Ecke am Ende des Ganges erschien eine Hand, die winkte. Das war das Zeichen, niemand war in der Nähe. Vorsichtig ging Julius weiter. Er durfte sich durch kein Geräusch verraten. Plötzlich hörte er etwas. Er stockte. Biss sich auf die Unterlippe. Nichts. Julius ging weiter. Da war es wieder. Was war das? Er durfte nicht entdeckt werden. Er war so nah am Ziel. An der Ecke erschien ein Kopf.
" Julius, Mensch, wo bleibst du denn so lange?", flüsterte sein bester Freund Jack.
Das stimmte. Er musste sich beeilen. So schnell er konnte, aber gleichsam darauf bedacht, leise zu sein, rannte er den Gang entlang. Jack deutete auf eine große Tür. Das war sie.
"Geh du rein, ich halte hier Wache und warne dich, wenn jemand kommt. Aber mach schnell!", zischte Jack ihm ins Ohr.
Julius nickte zum Zeichen, dass er verstanden hatte und schlüpfte durch die Tür. Hastig sah er sich im Zimmer um. Wo war der Schmuck bloß? Er rannte zur Kommode und riss die erste Schublade auf. Nichts. Nur Klamotten. So schnell er konnte, riss er eine Schublade nach der anderen auf, doch nirgends war auch nur eine Perle zu sehen. Gehetzt blickte Julius sich weiter um. Wo konnte der Schmuck noch sein? Und dann sah er eine alte Holztruhe. Er hastete durchs Zimmer und riss den Deckel hoch. Diesmal hatte er Glück. In der Truhe lag haufenweise Schmuck. Wie viel würde reichen, um den Arzt zu bezahlen? Er durfte auf keinen Fall zu wenig mitnehmen, sonst würde Riwa sterben. Von draußen kam ein Pfiff. Das war das Zeichen von Jack. Jemand kam. Er griff in die Truhe und stopfte so viel in seine Taschen, wie er auf die Schnelle erreichen konnte. Er sprang auf und rannte. Raus aus dem Zimmer, das ihm jetzt wie eine Falle vorkam. Draußen sah er Jack, der gerade um die Ecke bog. Er drehte sich kurz um und rief "Lauf!"
Von der Treppe her hörte Julius die Soldaten, die Quiyas, herbeieilen. Er bog in einen Korridor und rannte. Am Ende blieb er kurz stehen. Wohin sollte er? Er hört jemanden rufen "Hierher! Einer ist da lang gelaufen." Dann Fußpaare, die losliefen.
Er hatte keine Zeit. Schlitternd rannte er links um die Ecke und rannte weiter. Die Geräusche wurden allmählich leiser. Aus der Ferne hörte er einen Ruf. "Nein!"
Die Fußpaare hielten an. "Er ist in die andere Richtung." Eine eisige Stimme schnitt ihm das Wort ab: "Wir teilen uns auf, ihr ..."
Einige Namen, die Julius nicht verstand, wurden genannt.
"geht da lang! Ihr anderen kommt mit mir hier entlang. Macht jetzt!"
Julius hörte, wie eine Gruppe den Korridor nahm, den er zuvor entlang gerannt war. Sein Herz klopfte bis zum Hals. Was, wenn die ihn erwischen würden? Was, wenn sie Jack erwischen würden? Es wäre seine Schuld, denn Jack hatte eigentlich gar nichts mit der ganzen Sache zu tun! Er wollte ihm nur helfen, und Julius könnte es sich nie verzeihen, wenn Jack dabei sterben würde. "Es sterben schon viel zu viele", schoss es ihm durch den Kopf.
Seine Frau Riwa war sterbenskrank und 'was war das?' Es hörte sich nach einem Fest an.
Ihm schoss ein genialer Gedanke durch den Kopf: Wenn dort oben ein Fest war, dann konnte er vielleicht im Gewimmel untertauchen, bis die Soldaten die Suche aufgegeben hatten. Er rannte in die Richtung, aus der die Musik kam. Vor einer prachtvollen Tür kam er schlitternd zum Stehen. Hinter dieser Tür musste die Quelle der Musik sein, denn hier konnte er sie am Deutlichsten hören und manchmal konnte Julius auch Lachen und einige Gesprächsfetzen wahrnehmen. Er presste sich die Hand in die Seite und versuchte seinen Atem zu beruhigen. Wenn er keuchend in ein Fest platzte, würde das zu auffällig sein. Dann holte er tief Luft und betrat den Raum. Im ersten Moment stockte ihm der Atem und er blieb starr stehen. Dann schob er sich schnell zwischen die Menge, denn die Leute nahe der Tür musterten ihn schon abfällig. Es war hier so prächtig, dass er eindeutig nicht hineingehörte. Die Wände waren von feinstem Holz getäfelt und mit wunderschönen Mustern vergoldet. Die Decke war mit verschiedenen Szenen bemalt. So etwas hatte Julius noch nie gesehen. Das Prächtigste aber waren die Leute: Die Frauen trugen prächtige Kleider und Perlenhandtaschen. Ihre Haare hatten sie zu kunstvollen Frisuren hochstecken lassen und sie trugen Handschuhe, die bis zum Ellenbogen reichten und an ihren zierlichen Fingern steckten Ringe mit Brillianten dran. Die Männer trugen alle feine Anzüge und passende Zylinder. Sie hatten alle schwarze Gehstöcke und auf Hochglanz polierte Schuhe. Sie alle plauderten, lachten oder tanzten vergnügt. Julius stach mit seinen Schäbigen Klamotten heraus wie ein helles Licht in finsterster Nacht. Er zog alle Blicke auf sich. Er senkte den Blick und versuchte, zu der Tür auf der anderen Seite des Raumes zu kommen. Hier war er nicht sicher. Plötzlich schlug die Tür auf und ein halbes Dutzend Soldaten platzten herein.
"Da ist einer!", schrie jemand von ihnen. "T`schuldigung? Verzeihung Mam, könnten sie mich bitte durchlassen?" "Ups, Tut mir leid?"
Immer wieder entschuldigte er sich im Vorbeigehen bei Personen, die er angerempelt hatte, während er durch die Menge hastete. Endlich erreichte er die Tür. Doch da packte ihn jemand am Arm. Julius schlug panisch um sich. Endlich lockerte sich der Griff und er hörte das Geräusch einer schweren Person die auf den Boden aufschlug. Ohne sich umzusehen rannte er durch die Tür nach rechts den Gang entlang. Hoffentlich hatten sie Jack nicht erwischt. Hoffentlich war er schlau genug, um den Wachen zu entwischen. An der Ecke bog er nach links und schlüpfte durch die erste Tür auf der rechten Seite. Er lauschte an der Tür, aber er konnte nichts mehr hören. Er atmete schwer. Doch dann hörte er mindestens fünf paar Füße den Gang entlanglaufen.
"Wo ist er hin?" rief jemand. "Durchsucht alles im Umkreis", zischte die eisige Stimme. Es war nur ein Hauch, doch trotzdem verstand Julius jedes Wort. Die Stimme stach ihm in sein Herz, machte ihn bewegungsunfähig. Doch das ging nicht, er musste weiter. Vor Panik und Hast zitterte er stark. Wo sollte er nur hin? Er rannte auf die Tür auf der anderen Seite des Raumes zu und gerade, als er durch sie hinausschlüpfte, öffnete jemand die Tür auf der anderen Seite.
" Da ist er ja!" rief dieser.
Julius rannte, flog fast den Gang entlang. Er bog nach links, rechts und wieder nach links. Hatte er seinen Verfolger schon abgehängt? Hastig sah er sich um. Er sah nichts. Keuchend ließ er sich auf der Treppe nieder. Wo war der Ausgang? Plötzlich hörte er etwas oben an der Treppe. Hatte ihm ein Wachmann den Weg abgeschnitten? Oh nein, alles war aus, er würde in den Kerker kommen oder sofort geköpft. Er drehte sich um und er hätte vor Freude am liebsten laut aufgeschrieen. Es war Jack!
"Ich bin ihnen entkommen", flüsterte Jack. "Und du?"
"Es ist mir nur einer hinterhergekommen, aber ich weiß nicht, ob ich ihn abgehängt habe!", antwortete Julius flüsternd.
"Hey Jack, wo ist der Ausgang?"
"Hier lang!"
Sie schlichen durch den Gang, immer in der Angst, dass gleich einer der Soldaten durch eine Tür platzte. Julius dachte, sie würden bis zur Abzweigung gehen, aber Jack schob einen Vorhang zur Seite, hinter dem ein enger Gang zum Vorschein kam. Jack sah seinen verdutzten Gesichtsausdruck.
"Woher weißt du"
Jack unterbrach ihn. "Ich war hier doch mal Diener. Und jetzt rein da!"
Kaum hatte er den Gang betreten, als er Soldaten um die Ecke schlittern hörte.
"Jetzt mach schon!" rief Jack. "Lauf!"
Sein Herz pochte wie wild, als sie den Gang entlang rasten. War man denn hier nie vor den Soldaten sicher? Sie platzten durch einen anderen Wandbehang.
"Nach links!" schrie Jack.
Als sie um die Ecke rasten, hörten sie die Soldaten. Und dann einen lauten Knall.
"Sie schießen auf uns!" rief Jack. "schneller!"
Sie beschleunigten noch mehr. Dann erreichten sie eine Tür, die aus dem Schloss herausführte.
"Hinter die Truhe", sagte Jack und schubste ihn hinter eine große Holztruhe, die neben der Tür stand. Während Julius sich hinter der Holztruhe zusammen kauerte, fummelte Jack am Schloss der Tür herum. "Ich bekomm sie nicht auf", flüsterte Jack.
Plötzlich kamen die Soldaten um die Ecke. Einer hatte das Gewehr geladen und richtete den Lauf mit einem fiesen Grinsen auf Jack. Jack seinen besten Freund, der keinen Ausweg hatte. Dann drückte er ab. Julius musste hilflos zusehen, wie Jack, sein bester Freund, der sich für ihn in Gefahr begeben hatte, leblos zusammen sackte. Überall war Blut. Die Soldaten lachten. Dann erschien der Mann mit der kalten Stimme.
"Ruhe!"
Dies musste der Anführer der Quiyas sein.
"Holt die Hunde! Abschaum muss man nicht bestatten."
Lachend entfernten sich alle. Julius stürzte hinter der Truhe hervor und kauerte sich neben Jack. Er durfte nicht tot sein! Das durfte er einfach nicht!
"Jack, komm! Wir müssen gehen, die Soldaten sind weg!", sagte er.
Doch tief in seinem Innern wusste er, dass es zu spät war. Es war seine Schuld! Tränen strömten ihm übers Gesicht. Es gab nichts, was er noch für ihn tun konnte. Es war zu spät. Er hatte sich noch nie so hilflos gefühlt. Doch er konnte dafür sorgen, dass Jacks Leiche nicht geschändet würde. Er würde nicht zulassen, dass die Hunde ihn fraßen. Er öffnete die Truhe. Sie war leer. Er hiefte Jack hinein.
"Es tut mir leid", flüsterte er.
Hier sollte Jack ewig ruhen. Vorsichtig schloss er die Truhe wieder. Jack hatte es doch noch geschafft, die Tür zu öffnen. Er öffnete sie, ging hindurch und schlug die Tür hinter sich zu. Und rannte, rannte in die Freiheit, mit dem Gefühl einen Teil von sich selbst im Schloss zurückgelassen zu haben und fest entschlossen, einen anderen Teil von sich selbst zu retten. Nämlich seine Frau Riwa. Er würde nicht aufgeben. Er würde den Schmuck irgendwo in Geld umtauschen lassen, oder verkaufen und dann, ja dann konnte er sie retten.

Leila war mit der Ausbeute dieses Jahr eigentlich ganz zufrieden. Sie hatte einen neuen Anorak bekommen. Er war von innen mit Pelz (natürlich keinem echten) gefüttert) und wärmte herrlich. Damit würde sie gewiss morgens nicht mehr frieren, zumal sie auch noch ein paar gestrickte Handschuhe bekommen hatte, die ebenfalls von innen gefüttert waren. Deshalb hatte ihre Mutter Leilas Vorwurf, sie würde nichts gegen ihr Frieren unternehmen, einfach ignoriert. Außerdem hatte sie die neue CD von Miranda Cosgove "Sparks Fly", den dritten Band von "Tintenherz", "Tintentod", Die erste und die zweite Staffel von "H2O Plötzlich Meerjungfrau" und ein paar neuer Ohrringe bekommen.
Sie hatte sich zwar eigentlich noch einen Fotoapparat gewünscht, aber dann hätte sie diese Dinge nicht bekommen. Also eigentlich kein Grund zum meckern. Anschließend hatten sie die Gemüsepfanne verputzt und ihre Mutter war gerade dabei, einen Geburtstagskuchen zu backen. Ihr Vater hatte sich heute den ganzen Nachmittag frei genommen, da es sich für ihn nicht lohnte, jetzt noch zur Arbeit zu fahren und er war im Garten beschäftigt. Bei dieser Kälte, brr. Aber überall im Garten war Laub, was Leilas Mutter nicht duldete. Er würde wohl stattdessen morgen, am Samstag, arbeiten müssen. Gerade saß sie im Schneidersitz auf ihrem Bett und las in "Tintentod".
Nach einiger Zeit wurde das Lesen langweilig. Es lag nicht am Buch, aber Leila hatte einfach keine Lust mehr, auf ihrem Bett zu hocken und zu lesen. Also legte sie es beiseite und überlegte, was sie jetzt tun könnte. Sie ging in das Arbeitszimmer und begann die Rücken der Ordner entlangzufahren. Und dann fand sie ihn. Einen verstaubten alten Ordner, mit der Aufschrift "Leila".
Ihre Mutter hatte ihr am Vorabend gesagt, dass sie ihn an ihrem dreizehnten Geburtstag endlich lesen dürfe. Jahrelang hatte sie darauf gebrannt, diesen Ordner endlich lesen zu dürfen. Sie konnte sich immer noch nicht vorstellen, was so wichtig und geheimnisvoll war, dass sie so lange hatte warten müssen. Aber jetzt verschwendete sie keinen Augenblick mehr. Sie rief nur noch auf dem Weg in ihr Zimmer: "Mami, ich lese jetzt den Ordner" nach unten, war sich aber nicht sicher, ob ihre Mutter dies gehört hatte, da sie immer noch vor sich hin sang. Sie sprang aufs Bett und schlug den Ordner auf. Da waren Fotos. Fotos von Leila, als sie noch klein war. Fotos von Leila und ihren Eltern. Leila im Bettchen. Leila beim Baden. Leila im Arm von Dad. Leila mit ihrem Onkel Wilbert. Leila unterm Tannebaum.
Leila wusste nicht, warum sie das all die Jahre nicht hatte sehen dürfen. Was daran war denn früher nicht für sie bestimmt gewesen? Sie konnte es sich nicht erklären. Sie blätterte weiter und die Leilas auf den Fotos wurden immer größer und älter. Leila bei der Einschulung. Leila, wie sie ihrer Familie im Wohnzimmer vorsang. Leila im Krankenhaus, als ihr kleiner Cousin Thomas geboren wurde. Und da stutzte sie. Es waren keine Fotos von ihr als richtiges Baby dabei. Klar, vielleicht von ca. einem Jahr, aber nicht als sie kleiner war. Nur ein paar Tage, Wochen oder Monate alt. Nichts. Ihre Eltern hatten doch immer sorgfältig alles dokumentiert. Warum nicht von früher? Und da blätterte sie eine aktuellere Seite um und erschrak zutiefst. In großen Buchstaben stand da ADOPTIONSURKUNDE.
Das konnte nicht sein! Sie begann zu lesen: Am 4.Oktober wurde Leila Laue von den Hartlies adoptiert. Nach ca. einem Jahr im Waisenhaus, wo sie fast kurz nach ihrer Geburt abgegeben wurde. Es folgten ein weiterer Text und die Unterschrift eines Richters, der Hartlies und der Direktorin des Waisenhauses. Im ersten Moment war Leila zu geschockt, um sich zu bewegen. Zu geschockt m zu denken. Dann sprang sie vom Bett, schnappte sich ihren neuen Anorak und die Handschuhe und rannte die Treppe runter.
"Was ist, Leila-Liebling?", trällerte ihre Mutter, doch Leila antwortete nicht.
Sie rannte an ihr vorbei und zog sich dabei die Jacke und die Handschuhe an.
"Leila?", fragte ihre Mutter schockiert.
Dann fiel das Lächeln aus ihrem Gesicht. Sie begriff. "Leila, du kannst doch deswegen nicht abhauen!", schrie sie. "Komm, wir können doch darüber reden!"
"Ich will nicht reden!", schrie Leila sie an. "Ich will weg von hier, bloß weg!"
"Aber heute ist doch dein Geburtstag."
"Ich wünschte, das wär er nicht. Aber jetzt will ich nur weg!"
Sie rannte aus dem Haus, die Straße entlang. Wo sollte sie hin? "Bloß weg. Weg von meinen Eltern. Adoptiveltern", verbesserte sie sich. Sie brauchte jetzt Zeit zum Nachdenken.
Aber Zuhause hielt sie es jetzt nicht aus. Nicht mit diesem Wissen. Dann sah sie den Wald, in dem sie früher so oft gespielt hatte. Sie rannte hinein, immer weiter. Nur weg. Plötzlich hörte sie ein Knacken und Rascheln im Unterholz, das von rechts immer näher auf sie zukam. Es bewegte sich schnell. Leila blieb wie erstarrt stehen. Die Angst schnürte ihr die Brust zu. Es war leichtsinnig gewesen, einfach so in diesen Wald zu rennen, obwohl sie so wütend gewesen war. Leila wusste doch, dass hier viel Wild lebte. Sie ärgerte sich über sich selber.
Dann brach das weißeste makelloseste Pferd durch das Unterholz, das sie je gesehen hatte. Und auf seinem Rücken saß Alaya.
"Hi", grinste diese. "Jetzt können wir reden."
"Was willst du von mir", sagte Leila abweisend. "Ich habe im Moment kein Interesse daran, mich mit einem fremden Mädchen zu unterhalten."
"Aber ich bin nicht fremd, Lilaya.", sagte Alaya mit einem unentschlüsselbarem Gesichtsausdruck. "Lilaya? Was ist das denn für ein komischer Name und warum nennst du mich so?", fragte Leila, deren Interesse nun doch geweckt war.
"Weil Lilaya dein wahrer Name ist", antwortete Alaya. "Aha?", meinte Leila verständnislos.
Sie hatte keine Ahnung, was dieses Mädchen von ihr wollte. Sie hatte es noch nie gesehen, abgesehen von heute auf dem Schulhof. "Was soll das heißen, du bist nicht fremd? Und warum willst du dich mit mir unterhalten? Warte mal - bist du mir etwa gefolgt? Wie hast du das gemacht?"
" Sachte, sachte", lachte sie. "Du bist noch genau so wie ich dich in Erinnerung habe, genau so. Du warst ein sehr lebhaftes Baby. Soweit ich mich erinnern kann, ich war ja selbst fast noch eines." "Du, du hast mich als Baby gekannt?"
Leila hatte einen Kloß im Hals. Jetzt würde sie erfahren, was vor der Adoption passiert war. Warum sie bei den Menschen lebte, bei denen sie nun einmal lebte. Aber, konnte sie diesem fremden Mädchen, das behauptete, sie zu kennen, trauen? Sie zögerte. "Das sind etwas viele Fragen, meinst du nicht Lilaya?"
" Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich dich bitten, mich Leila zu nennen, daran bin ich gewöhnt, weißt du.", antwortete Leila.
"Nun gut, Leila", fuhr Alaya fort. "Ja, ich kenne dich, seit du ein Baby warst. Und ich erinnere mich."
"Aber, wer bist du?"
"Jetzt warte doch einmal ab, Leila. Erst die anderen Fragen. Ich will mich mit dir unterhalten, nun ja, weil wir uns zwölf Jahre nicht gesehen haben."
"Aber warum bist du dann nicht schön früher gekommen, warum auch immer du unbedingt kommen musstest"
"Ich sagte doch: warte ab. Und ja, ich bin dir gefolgt. Ich bin nicht von hier oder hierher gezogen. Ich wusste, dass das Benefizkonzert ausfällt, deswegen habe ich gelogen."
"Woher?"
"Ich- ich äh, nun ja, das Wetter.", stammelte sie unsicher. Dann versuchte sie ihre Unsicherheit zu verbergen:
"Es war doch klar, dass das Benefizkonzert bei diesem Wetter nicht stattfinden kann, oder?"
Leila glaubte Alaya kein Wort. Sie wusste zwar nicht, wie sie es sonst wissen konnte, aber es war offensichtlich, dass sie sich gerade verplappert hatte. "Jedenfalls", fuhr Alaya fort, "hab ich mich versteckt, nachdem ihr in die Klasse zurück gerufen worden seid und habe auf dich gewartet. Ich bin dir nun schon den ganzen Tag auf den Fersen und warte darauf, dass du das mit der Adoption erfährst."
Plötzlich musste Leila heftig dagegen ankämpfen, nicht loszuheulen.
"Warum?"
"Nun, damit du mir glaubst, was ich dir zu erzählen habe.", sagte Alaya ungerührt.
"Maren und Torben waren wie Eltern zu dir. Wenn du das bis jetzt nie erfahren hättest und ich dir jetzt sagen würde, du wärst adoptiert, würdest du mir glauben?"
Leila dachte nach. Bis jetzt hatte es nie Zweifel gegeben, dass Maren und Torben nicht ihre richtigen Eltern wären. Sie schüttelte den Kopf.
"Siehst du?", sagte Alaya und erzählte weiter.
"Also, als ich sah, dass du weg ranntest, dachte ich mir, dass du es herausgefunden hast - was ja auch stimmte.?"
Leila nickte.
"Also rief ich Sonnenschatten, so heißt mein Pferd, und folgte dir."
Wie zur Bestätigung stieg Sonnenschatten
"Ruhig! Also, wo war ich? Ach ja: Jetzt habe ich dich gefunden und rede mit dir, so wie ich es vorhatte." "Aber, warum?"
"Ich musste unbedingt mit dir sprechen Lilaya, ich meine Leila."
"Warum?", drängte Leila abermals.
" Weil unsere beiden Schicksale untrennbar miteinander verflochten sind."
"Hä, jetzt versteh ich gar nichts mehr", sagte Leila verwirrt.
"Ich fange am besten ganz von vorne an", meinte Alaya. "Vor vielen Jahren, ging ein angesehener König im Wald spazieren. Sein Name war Naran."
Sie schauderte. "Niemand weiß genau, was passiert ist, wahrscheinlich nicht einmal mehr er selbst. Das einzige, was wir wissen ist, dass er ohne Seele zurückkehrte. Und das Leila, ist das schlimmste, was einem passieren kann. Die Seele ist das Makelloseste, was man besitzt. Für unser Volk..."
" Euer Volk?"
"Ja Leila, mein, und auch dein Volk, aber dazu komme ich später, sind die Ewaren ..."
"Die Ewaren?"
"Solche wie ich. Wir haben makellose, weiße Haut" "Aber ich habe keine weiße Haut", jammerte Leila. "Unsere weiße Haut stammt von der Sonne", erwiderte Alaya. "Sie ist nicht so stark wie eure. Aber makellos ist deine Haut wohl. Braun, aber makellos" Leila betrachtete sich. Das stimmte. Sie war noch gebräunt, aber ihre Haut war makellos und rein. "Jedenfalls ist die Seele für die Ewaren ein Inbegriff der Tugend. Wer seine Seele verliert, verliert seine Unschuld."
"Unschuld? Was soll das denn nun wieder heißen?"
"Man verfällt ganz und gar dem Bösen. Man kann keine Liebe oder Freundschaft mehr empfinden. Man wurde dem Schönsten beraubt, was man besitzt. Deshalb gib immer auf deine Seele acht. Und darauf, dass du sie nicht zerreist."
"Meine Seele zerreißen?"
"Man zerreißt seine Seele, indem man aus purer Boshaftigkeit oder egoistischen Gründen tötet. Tötet, weil es Spaß macht. Tötet, um an die Macht zu kommen. Jedenfalls verlor Naran seine Seele. Und damit die Liebe zu seiner schwangeren Frau. Er versuchte sie zu töten, als sie noch schwanger war." "Was? Das Kind ist auch verloren?"
"Du musst genauer zuhören Leila. Ich sagte versuchte."
"Dann schaffte er es nicht?"
"Nein. Elana war stark genug, sich zu verteidigen. Naran floh und baute sein eigenes Reich auf. Die Weberinnen des Schicksals brachten genau zu diesem Zeitpunkt eine Prophezeiung heraus. Eine Königstochter und ein Mädchen aus dem Armenviertel, das zur gleichen Zeit wie sie geboren würde, allein könnten Naran und seine Quiyas aufhalten."
"Was bitte schön sind denn nun wieder Quiyas?? "Mächtige Magier. Magier, die das schwarze Feuer beherrschen, eine schreckliche Waffe."
Leila fragte nicht genau nach, was das schwarze Feuer war, aber sie wollte es auch nicht unbedingt wissen.
"Alaya, Lilaya, Quiyas - Ihr scheint ja ein Faible für den Buchstaben 'y' zu haben?", murmelte sie.
" Ich weiß nicht, was ein Faible ist, aber ja, wir benutzen den Buchstaben 'y' ziemlich oft.", erwiderte Alaya.
" Und was geschah mit der Königin, Elana?"
"Sie regierte allein und trauerte, denn sie liebte ihren Mann. Er war ein guter König, bis er, nun ja, bis er seine Seele verlor. Du bist die Königstochter, Leila. Und ich, bin das Mädchen aus dem Armenviertel. Die königliche Garde hat das Armenviertel nach einem Mädchen abgesucht, das zur gleichen Zeit, wie die Königstochter geboren wurde. Sie fanden mich und brachten mich in den Palast, um mich dort zu beschützen. Aber um dich hat sie sich wohl mehr Sorgen gemacht. Wahrscheinlich, weil du ihre Tochter bist und sie gab dich in ein Waisenhaus, in der Hoffnung, dass dich ein Paar finden würde, das dir eine Familie geben und dich schützen würde. Sie wollte nicht, das Naran dich findet und tötet. Aber mich behielt sie, weil, weil ..." sie brach ab.
Leila wusste, dass sie sich erneut verplappert hatte. Es hatte wohl auch damit zu tun, dass sie wusste, dass das Benefizkonzert?
Leila klappte der Mund auf: "Du, äh, ihr Ewaren habt nicht zufällig irgendwelche Kräfte, oder?"
"Doch, warum?"
"Du kannst in die Zukunft sehen. Du kannst in die Zukunft sehen, habe ich recht? - Ja, deswegen wusste meine Mutter auch sicher, dass mich jemand adoptieren würde. Denn wenn es stimmt, was du sagst, wär sie doch nicht einfach so ein Risiko eingegangen, oder? Sie hat dich behalten, um zu erfahren, ob mir etwas zustößt. Damit sie es verhindern kann. Und deswegen wusstest du auch, dass das Benefizkonzert abgesagt wird und du konntest dich schon mal an mich ranschmeißen, weil du wusstest, dass du gar nicht hättest singen müssen."
"Wie bist du so schnell darauf gekommen?", fragte Alaya tonlos
"Dann hab ich also recht?" fragte Leila neugierig.
" Ja, du hast recht?", sagte Alaya. "Mensch, dir kann man nicht so leicht etwas vormachen."
"Köpfchen", kicherte Leila.
"Ja, ja, Mensch, du hast echt Köpfchen. Ja also, jetzt wo du alles weißt, solltest du nach Hause gehen. Deine Mutter macht sich bestimmt schon Sorgen? meine Alaya.
"Sie hat Recht", dachte Leila. Ihre "Mutter" machte sich bestimmt Sorgen. Ganz bestimmt. Sie drehte sich auf dem Absatz um und machte sich auf den Weg nach Hause.

Gebt mir doch bitte ein Feedback oder Verbesserungsvorschläge! BITTE IRGENDWO AUF ROSSIPOTTI.DE damit ich es lesen kann. Danke!

Feedback:

Hi Helena,

ich finde die Geschichte spannend. Wie geht sie weiter?

Doreen (12 Jahre)

Di 17.08.2010

* * *

Ich finde Leila zickig. Die ist sogar zu faul, zum Bus zu laufen und meckert die ganze Zeit rum. Und so jemand soll Königin sein?

Nele (9 Jahre)

So 15.08.2010