Manfred Bofinger

* 1941 in Berlin
† 2006 in Berlin


Leben


Manfred Bofinger © leiv

Manfred Bofinger wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Sein Vater war Plakatmaler und seine Mutter Verkäuferin. In seinem Buch Der krumme Löffel hat er viele Kindheitserinnerungen aus dem Nachkriegsberlin aufgeschrieben. Bofinger besuchte in Berlin das humanistische Gymnasium zum Grauen Kloster. Er hatte schon früh den Wunsch, einmal „Kunst zu machen“. Deshalb begann er 1959 nach dem Abitur eine zweijährige handwerkliche Ausbildung zum Schriftsetzer. Als er die Lehre beendet hatte, wollte er als Typograph im journalistischen Bereich arbeiten. 1961 fing er als Volontär bei der Satirezeitschrift Eulenspiegel an. In dieser Zeit hat er sich autodidaktisch mit dem Zeichnen von Karikaturen beschäftigt. 1968 beendete Bofinger seine Festanstellung. Er arbeitete seitdem als freiberuflicher Grafiker, Cartoonist und Buchillustrator auch weiterhin für den Eulenspiegel und für die Kinderzeitschrift Frösi. Bofinger wurde als Karikaturist oft ein „zeichnender Weltverbesserer“ genannt. Seine Vorbilder waren Kurt Tucholsky, Joachim Ringelnatz oder Erich Kästner. Genau wie Kästner glaubte Manfred Bofinger daran, dass man die Welt durch Lachen verändern kann.
Bofinger illustrierte über 300 Bücher aber auch Bastelbögen, Kalender, Postkartenbücher, Programmhefte, Spielkarten und Plakate. Auf die Frage, ob er sich mehr als Künstler oder als Handwerker fühle, antwortete er: „Ich bin eigentlich mehr Handwerker, handwerklich tätig. Aber es muss trotzdem mit Seele erfüllt werden. Da muss man etwas reintun, was mit einem persönlich zu tun hat. Es muss einem Vergnügen bereiten, es muss die Literatur interpretieren, es muss eine eigene Idee haben.“ Manfred Bofinger hatte ein besonderes Verhältnis zu Kindern. Er illustrierte nicht nur Bücher für sie, sondern besuchte sie auch oft in Kindergärten, Schulen und Bibliotheken. Dort zeichnete, las und spielte er mit ihnen.
Bofinger engagierte sich auch gesellschaftlich. Er war von 1963 bis 1989 Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), von 1972 bis 1989 Mitglied des Verbandes Deutscher Journalisten und von 1974 bis 1990 Mitglied des Verbandes Bildender Künstler (VBK).
Manfred Bofinger lebte bis zu seinem Tode 2006 mit seiner Frau in Berlin.

Werk und Stil

Manfred Bofinger war einer der beliebtesten Illustratoren der DDR. Er zeichnete sehr humorvoll für Kinder und Erwachsene und schrieb auch ab und zu selbst Bildergeschichten. Der kleine Zauberer und die große 5 von Uwe Kant war das erste Kinderbuch, das Bofinger illustrierte. Seine Zeichnungen sind darin sehr farbenfroh. Menschen und auch Tiere sind in lustigen Situationen und mit ebenso lustigen Gesichtern dargestellt. In einem Interview sagte er: „Danach hat mich die Bilderwelt für Kinder nicht mehr losgelassen.“ So wurde das Illustrieren von Kinderbüchern zu seiner Hauptbeschäftigung. Einige Ideen hat er den witzigen und verrückten Geschichten seiner Tochter Luise zu verdanken.


  llustration: Manfred Bofinger
„Alfons Zitterbacke“
© Bofinger

Bofinger zeigte nicht nur als Cartoonist sondern auch als Kinderbuchillustrator seinen hintergründigen Humor. Er brachte zum Beispiel Gegensätze zwischen Kindern, Eltern und Schule knapp, zielgerichtet und mit viel Witz auf den Punkt wie in Alfons Zitterbacke von Gerhard Holtz-Baumert. In Das Gänsehautbuch oder Das Menschenfresserbuch, die er auch selbst geschrieben hat, wandte er sich mit seinem heiteren, indirekten Humor gegen Konsumterror und Kapitalismus. Dabei moralisierte und belehrte er aber nicht. Es ging ihm vor allem darum, Dinge von einer anderen Perspektive aus zu betrachten.
Manfred Bofinger brauchte nur wenige klare, schwingende Linien, um ein Motiv zu zeichnen. Dafür benutzte er einen schwarzen Stift. Entweder blieben die Illustrationen schwarz-weiß, wie in vielen seiner Cartoons, oder er malte sie teilweise mit kräftigen farbigen Stiften aus wie in Hasenjunge Dreiläufer von Gerhard Holtz-Baumert. Egal, ob er Menschen oder Tiere malte, die Gesichter haben alle einen besonderen Ausdruck, obwohl sie nur aus ganz wenigen Strichen bestehen. Sie sind frech, brav, fröhlich, nachdenklich oder verträumt – aber immer humorvoll und witzig übertrieben wie die gesamte Illustration.
In Graf Tüpo, Lina Tschornaja und die anderen sind seine Illustrationen ganz anders als in seinen Cartoons oder Kinderbüchern. Es ist ein Spiel-Buch mit geometrischen Figuren in Rot, Weiß oder Schwarz und grafisch eingesetzter Schrift. Diese Illustrationen spiegeln sehr schön seine frühere Arbeit als Schriftsetzer und Typograf wieder.
Wie Bofinger selbst sagte, ist sein Zeichenstil nicht in allen Büchern gleich. Er veränderte ihn leicht je nachdem, ob er ein Bilderbuch für Kinder oder einen Roman für Jugendliche illustrierte. Trotzdem bleibt Manfred Bofingers Stil immer erkennbar.

Auszeichnungen (Auswahl)

1981 Kunstpreis der DDR
1987 Goethepreis der Stadt Berlin
1989 Hans-Baltzer-Preis
1991 Buch des Monats für Graf Tüpo, Lina Tschornaja und die anderen
1994 Buch des Monats für Zirkus Konfetti
1995 Schnabelsteherpreis für Das Gänsehautbuch
2000 Deutscher Karikaturenpreis der Sächsischen Zeitung
2002 Rahel-Varnhagen-von-Ense-Medaille
2006 Zehn besondere Bücher zum Andersentag für Als Papa noch Pirat war und andere Flunkergeschichten

Titelauswahl

Alfons Zitterbacke / Holtz-Baumert, Gerhard (Text); Bofinger, Manfred (Illu.) - Kinderbuchverlag Berlin 1958. Buchvorstellungen: (1)
Graffunda räumt auf / Holland-Moritz, Renate (Text); Bofinger, Manfred (Illu.) - Eulenspiegel Verlag 1969. Buchvorstellungen: ()
Der kleine Zauberer und die große Fünf / Kant, Uwe (Text); Bofinger, Manfred (Illu.) - Kinderbuchverlag Berlin 1974. Buchvorstellungen: ()
Hasenjunge Dreiläufer / Holtz-Baumert, Gerhard (Text); Bofinger, Manfred (Illu.) - Kinderbuchverlag Berlin 1976. Buchvorstellungen: ()
Das Tangeltingel / Brücher, Hartmut (Text); Bofinger, Manfred (Illu.) - Kinderbuchverlag Berlin 1976. Buchvorstellungen: ()
Kuckucksgarn / Viertel, Martin (Text); Bofinger, Manfred (Illu.) - Kinderbuchverlag Berlin 1977. Buchvorstellungen: ()
Ticki Mumm / Viertel, Martin (Text); Bofinger, Manfred (Illu.) - Kinderbuchverlag Berlin 1978. Buchvorstellungen: ()
Das Wildpferd unterm Kachelofen / Hein, Christoph (Text); Bofinger, Manfred (Illu.) - Altberliner Verlag 1984. Buchvorstellungen: ()
Apfelmus im Zauberhut - Ein Witz-Lexikon / Bofinger, Manfred (Text); Bofinger, Manfred (Illu.) - Kinderbuchverlag Berlin 1985. Buchvorstellungen: ()
Ein Baum geht in die Stadt. Eine turbulente Bildergeschichte. / Bofinger, Manfred (Text); Bofinger, Manfred (Illu.) - Altberliner Verlag 1985. Buchvorstellungen: ()
Von Kinder, Zwergen und anderen Größen / Bofinger, Manfred (Text); Bofinger, Manfred (Illu.) - Eulenspiegel Verlag 1989. Buchvorstellungen: ()
Graf Tüpo, Lina Tschornaja und die anderen / Bofinger, Manfred (Text); Bofinger, Manfred (Illu.) - Faber & Faber 1991. Buchvorstellungen: ()
Flossi und Fressi / Bofinger, Manfred (Text); Bofinger, Manfred (Illu.) - Leipziger Kinderbuchverlag 1992. Buchvorstellungen: ()
Das Gänsehaut-Buch. Ein ABC des Grauens für tapfere Kinder und Eltern. / Bofinger, Manfred (Text); Bofinger, Manfred (Illu.) - Eichborn 1994. Buchvorstellungen: ()
Der Struwwelpeter / Hoffmann, Heinrich (Text); Bofinger, Manfred (Illu.) - Rütten & Loening 1994. Buchvorstellungen: ()
Haps: Das Menschenfresserbuch / Bofinger, Manfred (Text); Bofinger, Manfred (Illu.) - Eichborn 1994. Buchvorstellungen: ()
Isa und das schöne Tierchen / Holtz-Baumert, Gerhard (Text); Bofinger, Manfred (Illu.) - Verlag Neues Leben 1996. Buchvorstellungen: ()
Der krumme Löffel - Miniaturen einer Kindheit / Bofinger, Manfred (Text) - Aufbau-Verlag 1998. Buchvorstellungen: ()
Ein dicker Hund - Geschichten mit Kindern / Bofinger, Manfred (Text); Bofinger, Manfred (Illu.) - Aufbau-Verlag 2003. Buchvorstellungen: ()

http://www.rossipotti.de/ausgabe05/kulturtasche.html
http://www.rossipotti.de/ausgabe08/rossipottis_leibspeise.html#pludra
http://de.wikipedia.org/wiki/Manfred_Bofinger
http://digitale-schule-bayern.de/dsdaten/9/19.1.pdf