Leo Lionni

* 1910 in Amsterdam
† 1999 in der Toscana, Italien


Leben


Leo Lionni
© Random House

Leo Lionni verbrachte seine Kindheit in Amsterdam und in einem kleinen Ort in der Nähe der holländischen Hauptstadt. Sein Vater war gelernter Diamantenschleifer und seine Mutter Opernsängerin. Schon als Kind war Lionni von Kunst umgeben. Im Haus eines seiner Onkel hingen viele Bilder berühmter Maler. Ein anderer Onkel war selber Zeichner und lehrte ihn einige Grundlagen des Zeichnens. In den Amsterdamer Museen fand Lionni viele Kunstobjekte, die zu Vorlagen für seine eigenen Zeichnungen wurden. Bereits damals wusste er, dass er einmal Künstler werden wollte.
1922 zogen seine Eltern nach New York. Vor allem sein Vater hoffte dort auf beruflichen Erfolg. Bevor sie auch Leo zu sich nach Amerika holen konnten, blieb er zwei Jahre bei seinen Großeltern in Brüssel. Mit seinen Eltern lebte er danach nur ein Jahr in Philadelphia, als sie 1925 nach Genua umzogen. Sein Vater übernahm dort für seine Firma die Leitung der italienischen Filiale.
Von 1928 bis 1930 studierte Lionni in Italien und in der Schweiz Wirtschaft. 1935 erhielt er den Doktortitel in Volkswirtschaft an der Universität Genua. Für Lionni war aber immer klar, dass er mit Kunst sein Geld verdienen wollte. Darum war er schon während seines Studiums als Grafiker und Maler tätig und schloss sich der Kunstbewegung des Futurismus an.
1939 verließ er Italien und ging mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in die Vereinigten Staaten. Dort arbeitete er als Grafikdesigner und künstlerischer Leiter für verschiedene Zeitschriften und Werbeagenturen.
1959 erschien sein erstes Kinderbuch Little Blue and little yellow (Das kleine Blau und das kleine Gelb). Die Idee dazu entstand auf einer Zugfahrt mit seinen Enkelkindern. Er riss aus einer Zeitschrift farbige runde Flächen heraus und erfand eine Geschichte dazu, um den Kindern die Zeit zu vertreiben. Dieses erste Bilderbuch wurde zu einem einschneidenden Erlebnis für sein weiteres Leben und er beschreibt seine Gefühle später so: „Da ich mit meinen Verlegern eine Vereinbarung hatte, nicht mehr als ein Buch pro Jahr zu machen, hatte dieses jährliche Ereignis eine Bedeutung in meinem Leben gewonnen, die ich nie vorher gesehen hätte.“
1945 wurde Lionni amerikanischer Staatsbürger. 1962 kehrte er mit seiner Familie nach Italien zurück. Seitdem lebt und arbeitet er als freischaffender Künstler sowohl in Italien als auch in New York.

Werk und Stil

Leo Lionni ist einer der bekanntesten Bilderbuchkünstler. Seine Bücher finden sich in fast allen Buchläden und öffentlichen Büchereien mit Kinderbuchabteilung.  Leo Lionni war gleichzeitig Autor und Illustrator seiner Bilderbücher, die vor allem Vorschul- und Grundschulkinder lesen.
In ihnen tauchen die verschiedensten Tiere auf. Vor allem Mäuse, aber auch Schnecken, Hasen oder Fische sind die Helden seiner kurzen und lehrreichen Geschichten. Seine Enkeltochter Ann sagt über Lionnis Figuren: „Durch seine tierischen Helden war es ihm möglich, seine eigenen Grenzen und Ideale zu entdecken und auszudrücken.“
In Lionnis erstem Kinderbuch Das kleine Blau und das kleine Gelb sucht man allerdings vergeblich nach Tieren. Es geht darin um die Geschichte zweier Farbkleckse, blau und gelb, die sich umarmen und so zu einem grünen Klecks werden. Neben der Geschichte über Freundschaft und Anerkennung, erfährt man in dem Buch viel über die einzelnen Farben und wie sie sich in Verbindung mir anderen Farben verändern. Obwohl die Farbkleckse gemalt sind, sehen sie aus wie herausgerissene bunte Papierschnipsel.


Leo Lionni: Frederick
©  Beltz & Gelberg Verlag

Tatsächlich arbeitete Leo Lionni in seinen anderen Büchern oft mit Collagen. In Alexander und die Aufziehmaus oder in Frederick hat er verschiedene Materialien benutzt wie Tapete, Zeitungspapier oder farbigen Karton und diese auf Papier aufgeklebt. Mit dieser Technik hat er eine ganze Reihe von Mäusegeschichten gemacht. In ihnen  erzählt Lionni von  Mäusen, die Außenseiter sind oder aus der Gruppe ausscheren, um Dinge zu erfahren, die sie in der Gruppe nicht machen können. Am Ende finden sie einen Freund oder werden von der Gemeinschaft in ihrer Andersartigkeit akzeptiert oder sogar bewundert. Bekannt ist der kleine Dialog aus Frederik, in der die Mäuse endlich verstehen, warum Frederik anders als sie selbst ist. Nachdem die Maus ihnen ein Gedicht vorgetragen hat, rufen sie: „'Frederik, du bist ja ein Dichter!'. Frederick wurde rot, verbeugte sich und sagte bescheiden: 'Ich weiß es - ihr lieben Mäusegesichter.'" 
Nicht nur die Themen in den Mäusebüchern, sondern auch die aus den anderen Büchern Lionnis sind immer noch sehr aktuell. In  Swimmy geht es zum Beispiel darum, sich für andere einzusetzen und gemeinsam ein Ziel zu erreichen. Oder in Das größte Haus der Welt erfährt man, dass es oft einen Sinn hat, warum die Natur Dinge so gemacht hat, wie sie sind.

Neben der Collage verwendete Lionni auch Pastell und Bleistift und unterschiedliche Drucktechniken, um seine Bilder auf das Papier zu bringen. Zu den Drucktechniken gehören beispielsweise die Frottage oder der Stempeldruck. Bei der Frottage lassen sich erhabene Formen oder Strukturen wie die von Holz oder Blättern abbilden. Man legt dafür dünnes Papier auf die Oberfläche des Gegenstandes und reibt mit Bleistift, Kreide oder Wachsstift die jeweilige Musterung durch das Papier. Der Stempeldruck funktioniert genau anders herum: Man taucht einen Gegenstand mit der Oberfläche in eine farbige Flüssigkeit. Danach drückt man ihn auf eine Fläche, wo er seine charakteristische Struktur in einer bestimmten Form hinterlässt. Diese Techniken kommen besonders ausdrucksstark in Swimmy zum Einsatz.
In Das größte Haus der Welt oder in Im Kaninchengarten verwendete Lionni vorwiegend Buntstifte, Pastellkreide und Wasserfarbe.


Leo Lionni: Pezzettino
©  Beltz & Gelberg Verlag

Besonders an Leo Lionnis Illustrationsstil ist neben dem Gebrauch unterschiedlicher Techniken auch die Stilisierung und Reduzierung der Geschichte auf das Wesentliche. Im Zentrum steht die Illustration der Handlungsträger und die Gegenstände, mit denen sie umgehen. Die übrige Umgebung wird nur mit wenigen Strichen angedeutet oder ganz weggelassen.  Entsprechend sind auch seine Texte schlicht und knapp in einer bildhaften Sprache formuliert. Manchmal stehen kleine Texte auch in comicartigen Sprech- Denk- oder Geräuschblasen.
„Wenn man für Kinder schreibt", sagte Lionni einmal, „muss man zurücktreten und das Kind aus der Perspektive eines Erwachsenen ansehen.“
Da Lionni nicht nur Illustrator sondern auch Autor war, machte er sich natürlich Gedanken über das Verhältnis von Text und Bild.  Er selbst beschreibt das Verhältnis so: „Wenn eine Geschichte in meiner Vorstellung Form annimmt, geschieht das in Sätzen und Bildern. Manchmal ziehen die Worte das Bild nach sich, oft ist es umgekehrt, aber das Geben und Nehmen zwischen Wort und Bild geht fast simultan in der Abgeschlossenheit meines eigenen Geistes vor sich."

Auszeichnungen (Auswahl)

1961 Caldecott Honor für Inch by Inch
1962 Lewis Carroll Shelf Award für Inch by Inch
1965 Deutscher Jugendliteraturpreis für Swimmy
1964 Caldecott Honor für Swimmy
1967 Goldener Apfel der Biennále ilustrácií Bratislava (BIB) für Swimmy
1968 Caldecott Honor für Frederick
1968 Auswahlliste des Deutschen Jugendliteraturpreises für Frederick
1970 Caldecott Honor für Alexander and the wind-up mouse
 

Titelauswahl

Stück für Stück (Inch by Inch) / Lionni, Leo (Text); Lionni, Leo (Illu.) - Middelhauve Verlag 1962 (1960). Buchvorstellungen: ()
Swimmy (Swimmy) / Lionni, Leo (Text); Lionni, Leo (Illu.) - Middelhauve Verlag 1964 (1963). Buchvorstellungen: ()
Frederick (Frederick) / Lionni, Leo (Text); Lionni, Leo (Illu.) - Middelhauve Verlag 1967 (1967). Buchvorstellungen: ()
Das grösste Haus der Welt (The biggest house of the world) / Lionni, Leo (Text); Lionni, Leo (Illu.) - Middelhauve Verlag 1969 (1968). Buchvorstellungen: ()
Alexander und die Aufziehmaus (Alexander and the wind-up mouse) / Lionni, Leo (Text); Lionni, Leo (Illu.) - Middelhauve Verlag 1971 (1969). Buchvorstellungen: ()
Am Strand sind Steine die keine sind (On my beach there are many pebbles) / Lionni, Leo (Text); Lionni, Leo (Illu.) - Middelhauve Verlag 1975 (1974). Buchvorstellungen: ()
Im Kaninchengarten (In the rabbitgarden) / Lionni, Leo (Text); Lionni, Leo (Illu.) - Middelhauve Verlag 1975 (1975). Buchvorstellungen: ()
Pezzettino (Pezzettino) / Lionni, Leo (Text); Lionni, Leo (Illu.) - Middelhauve Verlag 1977 (1975). Buchvorstellungen: ()
Was machen wir heute? (Let's make rabbits) / Lionni, Leo (Text); Lionni, Leo (Illu.) - Middelhauve Verlag 1982 (1982). Buchvorstellungen: ()
Cornelius (Cornelius) / Lionni, Leo (Text); Lionni, Leo (Illu.) - Middelhauve Verlag 1983 (1983). Buchvorstellungen: ()
Das kleine Blau und das kleine Gelb (Little Blue and little yellow) / Lionni, Leo (Text); Lionni, Leo (Illu.) - Middelhauve Verlag 1986 (1959). Buchvorstellungen: ()
Mister McMaus (Mr. McMouse) / Lionni, Leo (Text); Lionni, Leo (Illu.) - Middelhauve Verlag 1993 (1992). Buchvorstellungen: ()
Ein außergewöhnliches Ei (An extraordinary egg) / Lionni, Leo (Text); Lionni, Leo (Illu.) - Middelhauve Verlag 1994 (1994). Buchvorstellungen: ()
Zwischen Zeiten und Welten (Between worlds) - Autobiographie / Lionni, Leo (Text); Lionni, Leo (Illu.) - Middelhauve Verlag 1998 (1998). Buchvorstellungen: ()

http://de.wikipedia.org/wiki/Leo_Lionni
http://www.randomhouse.com/kids/lionni/
http://www.seitenzahl.de/kinder/lionni.htm