Jürgen Spohn

* 10.06.1934 in Leipzig
† 18.06.1992 in Berlin


Leben

Jürgen Spohn studierte Grafik an der Hochschule für bildende Kunst in Kassel. 1961 zog er nach Berlin und wurde dort zunächst Mitarbeiter an der Technischen Universität Berlin im Bereich Landschaftsbau und Gartenkunst. Außerdem war er Gastdozent für Graphik, Druck und Werbung an der Berliner Akademie für Graphik. Er gestaltete viele Plakate, Buch- und Schallplattencover und eine Briefmarke für die tschechoslowakische Post. Von 1964 an illustrierte und schrieb er erzählende Kinderbücher für die Reihe Reinbeker Kinderbücher. Sein erstes Bilderbuch erschien 1966, es heißt Der Spielbaum.
Zum Professor für Grafik-Design an der Hochschule der Künste wurde er 1972 ernannt. Viele seiner Bilderbücher waren für den Deutschen Jugendliteraturpreis in der Sparte Bilderbuch nominiert. Den Preis selbst erhielt er für ein Kindergedichtbuch mit dem Drunter & Drüber. Daneben stellte Jürgen Spohn seine Plakate, Illustrationen und Entwürfe oft in In- und Ausland aus. Er war der erste Deutsche, der auf der Biennale den Goldenen Apfel erhielt, eine hohe Auszeichnung für Bilderbuchillustration.
1992 ist Jürgen Spohn in Berlin gestorben.

Werk und Stil

Bei mir
da faßt man zweimal hin
freut sich
das Doppelkinn
Ein Glücksfall
daß ich doppelt bin.

Jürgen Spohn hat nicht nur Kindergedichte, wie dieses geschrieben, er war auch ein wichtiger Bilderbuchillustrator. Ein Doppeltbegabter, sozusagen. Ob mit Sprache oder Bildern, mit beiden ging Jürgen Spohn spielerisch und humorvoll um.
In den 1960er und 70er Jahre waren seine Illustrationen bahnbrechend neu, denn sie hoben sich stark von dem ab, was damals in Bilderbüchern üblich war. Fantastische und filigran gezeichnete Bilder waren damals in Mode, Spohn allerdings setzte seine Bildgegenstände ganz plakative und mit viel schwarzer Farbe ins Bild. Häufig zeigte er Alltagsdinge, Tiere, zum Teil auch Menschen in vereinfachter Form und riesig groß im Zentrum einer Seite.
Beispielsweise ein Telefon mit Wählscheibe, aus der sich die rote 7 davon gestohlen hat. Oder einen Elefanten, der im Wasser steht.
Weil die einzelnen Seiten öfters wie Poster gestaltet sind, spricht man auch von Posterbilderbüchern.
Die Gegenstände gestaltet Spohn oft mit gerundeten Formen, so dass sie organisch und lebendig wirken.
Die Welt der Dinge in den Vordergrund zu stellen, übernahm Spohn von der bildenden Kunst, genauer von der Kunstrichtung des Pop-Art. Die amerikanische Pop-Art, zu deren bekanntesten Vertretern Roy Liechtenstein und Andy Warhol zählen, kritisierte die Kosumwelt in dem sie alltägliche Dinge auf große Gemälde malten oder in serieller Reihung nebeneinander zu Papier brachten.
Diese Prinzipien übernahm Spohn von den Pop-Art-Künstlern und gestaltet daraus Wort-Bild-Erzählungen. Auch seine Posterbilderbücher sind kritisch und zeigen eine Welt, die Kindern gegenüber feindlich gesinnt, außerdem ungleich und ungerecht ist.
Daneben spielen sie aber auch mit Lauten und Reimen, stellen aberwitzige, teilweise verkehrte Situationen dar oder würfeln graphische Formen und Worte neu zusammen.
Wie in folgendem Gedicht:

Der Zauberzirkus
1,2,3
zeigt allerlei
Zauberei
3,1,2
der Zauberer als Papagei
(...)

Diese Verse illustriert Spohn unter anderem mit einem Zauberer mit Vogelkopf, einem Vogel mit dem Kopf des Zauberers und einem Elefant, der auf einem Ei liegt.
Seine Bilderbuchbilder sind meistens Kombinationen von Bild- und Textelementen. Zum Beispiel gestaltet er auf einer Seite die abgebildeten Dingen in einer Reihe und ordnet diesen jeweils kleine Textpassagen zu. Da die Texte aus besonders geformten Buchstaben gesetzt sind und manchmal ein wenig schief im Text sitzen, wirken sie, als ob jemand die einzelnen Buchstaben mit der freien Hand auf das Papier gestempelt habe. Dadurch gehören auch die Buchstaben als Gestaltungselement selbst zum Bild dazu. Auf einem Bild hält beispielsweise ein riesiger schwarzer Wal ein Nonsense-Gedicht in seinem großen Maul mit spitzen Zähnen:

Der Fisch heißt Wal
er ist nicht schmal
sonst wär’s ein Aal.

Auszeichnungen (Auswahl)

1986 Ehrenliste für das Gesamtwerk, Hans-Christian-Andresen-Preis des Internationalen Kuratoriums für das Jugendbuch
1986 Internationale Kinderbuchmesse Bologna, Primo Grafico für Das Schnepfen-Köfferchen
1981 Deutscher Jugendliteraturpreis, Sparte Kinderbuch für Drunter & Drüber
1971 Silbermedaille, Internationale Buchausstellung Leipzig für Das Riesenross
Die schönsten Deutschen Bücher, Stiftung Buchkunst Frankfurt am Main
1974 für Ein Raubtier – das ein Raubtier sah ...

Titelauswahl

Der Spielbaum. Reime & Bilder / Spohn, Jürgen (Text); Spohn, Jürgen (Illu.) - Bertelsmann Jugendbuchverlag 1966. Buchvorstellungen: ()
Eledil und Krokofant / Spohn, Jürgen (Text); Spohn, Jürgen (Illu.) - Reinhard Mohn 1967. Buchvorstellungen: ()
Das Riesenross: reime & Bilder / Spohn, Jürgen (Text); Spohn, Jürgen (Illu.) - Bertelsmann Jugendbuchverlag 1968. Buchvorstellungen: ()
Der Papperlapapp-Apparat / Spohn, Jürgen (Text); Spohn, Jürgen (Illu.) - Annette Betz 1978. Buchvorstellungen: ()
Drunter & Drüber. Verse zum Vorsagen, Nachsagen, Wetersagen / Spohn, Jürgen (Text); Spohn, Jürgen (Illu.) - Bertelsmann Jugendbuchverlag 1980. Buchvorstellungen: ()
Warte noch ein Weilchen - Bilder und Texte zum Ausschneiden / Spohn, Jürgen (Text); Spohn, Jürgen (Illu.) - Beltz & Gelberg 1982. Buchvorstellungen: ()
Falamaleikum. Gedichte und Bilder / Jandl, Ernst (Text); Spohn, Jürgen (Illu.) - Luchterhand 1983. Buchvorstellungen: ()
darum. Ganzkurzgeschichten / Spohn, Jürgen (Text); Spohn, Jürgen (Illu.) - Beltz & Gelberg 1984. Buchvorstellungen: ()
Ali Gator auf der Suche / Spohn, Jürgen (Text); Spohn, Jürgen (Illu.) - Thienemann 1987. Buchvorstellungen: ()
Drauf & Dran. Ganzkurzgeschichten und Wünschelbilder / Spohn, Jürgen (Text); Spohn, Jürgen (Illu.) - Carlsen 1988. Buchvorstellungen: ()
Pardauz & Co. Verse zum Vorsagen, Nachsagen, Weitersagen / Spohn, Jürgen (Text); Spohn, Jürgen (Illu.) - Nagel & Kimche 1991. Buchvorstellungen: ()