Ilon Wikland

* 05.02.1930 Tartu (Estland)


Leben


Ilon Wikland
Foto: Hannibal

Ilon Wikland wurde als Tochter eines Ingenieurs und einer Malerin und Textilkünstlerin in Estland geboren. Ihre Kindertage verbrachte sie bei ihren liebevollen Großeltern auf dem Land in Hapsal. Dort hatte sie eine schöne Kindheit. Auch als Erwachsene erinnert sie sich immer wieder gerne an die ländliche Idylle damals.
Als sie 14 Jahre alt war, flüchtete Ilon Wikland mit der Familie einer Klassenkameradin vor der sowjetischen Besatzung Estlands nach Schweden. Am 25.09.1944 erreichte sie mit etwa 200 anderen Flüchtlingen an Bord eines Fischerboots das schwedische Festland.
Hier lebte Ilon Wikland dann bei ihrer Tante in Stockholm, die wie ihre Mutter Künstlerin war. Wikland besuchte dort zuerst die Stockholmer Buch- und Werbekunstschule. Später machte sie eine Ausbildung an der Stockholmer Kunsthochschule. Außerdem studierte sie zeitweise an den künstlerischen Hochschulen in London und Paris.
Nach dem Abschluss war Ilon Wikland als Werbegraphikerin und Buchherstellerin (Layouterin) in einem Verlag angestellt.
Nach ihrer Heirat war sie 1951 als freie Illustratorin tätig. Für ihre weitere Karriere war vor allem das Jahr 1954 entscheidend, in dem sie Astrid Lindgren kennen lernte. Lindgren war der Meinung, dass Wikland Märchen illustrieren könne und ließ sie deshalb Probezeichnungen zu ihrem neuen Buch Mio, mein Mio machen. Als Lindgren die Zeichnungen von Wikland gefielen, war das der Anfang einer langen, intensiven Zusammenarbeit.  Seither konnte Wikland von ihrer Arbeit als selbständige Kinderbuchillustratorin leben.
Im Jahr 2006 schenkte Ilon Wikland ihr gesamtes zeichnerisches Werk bestehend aus fast 800 Originalzeichnungen dem Läänemaa Museum in ihrer Heimatstadt Hapsal. Im selben Jahr wurde hier die Galerie Ilons Wunderland eröffnet.
Ilon Wikland hat vier Töchter und zehn Enkel. Heute lebt sie in Stockholm.

Werk und Stil

Ilon Wikland wurde vor allem durch die Illustrationen der Bücher von Astrid Lindgren bekannt.
Über 30 gemeinsame Werke sind so aus der Zusammenarbeit von Wikland und Lindgren hervorgegangen und haben dafür gesorgt, das Wikland auch international zu den bekanntesten Illustratorinnen zählt.
Neben der Zusammenarbeit mit Astrid Lindgren hat Ilon Wikland aber auch Kinderbücher anderer Autoren illustriert. So zum Beispiel die Kinderbücher von Marlen Haushofer, Elle-Kari Höjeberg, Rose Lagercrantz und Elisabeth Hjortvid. Außerdem hat sie auch ein eigenes Bilderbuch geschrieben und illustriert: Mein unglaublicher erster Schultag.

Das erste Buch, das Wikland von Lindgren illustrierte, war der Kinderbuchroman Mio mein Mio.
In Mio, mein Mio wächst der neunjährige Bosse als Waisenkind bei lieblosen Verwandten auf. Weil er sich sehr einsam fühlt, träumt er sich als Mio in ein märchenhaftes Land, wo er einen Vater hat und sich als mutiger Held gegen einen bösen Herrscher behaupten kann. Weil Mio nie mehr Bosse werden will, kehrt er am Ende des Buchs aus der Phantasie- oder Märchenwelt nicht mehr in die Realität zurück. Ob das bedeutet, dass er stirbt oder sich aus der Wirklichkeit „nur“ gedanklich und gefühlsmäßig verabschiedet hat, bleibt offen.
Dieses eigentlich sehr traurige Buch hat Wikland mit ihrem typischen hellen, kindlichen, liebevollen Zeichenstil illustriert. Meistens zeichnet sie nur die Umrisse ihrer Figuren und Gegenstände mit schwarzer Feder und lässt den Rest weiß. Dadurch wirkt alles sehr hell und freundlich. Manchmal malt sie die Flächen aber auch schwarz aus, mustert oder schraffiert sie. Zum Beispiel, wenn sie Kleider voneinander unterscheiden oder einzelne Tiere oder Pflanzen hervorheben will.  Wenn die Stelle im Buch gerade gefährlich ist oder böse Gestalten und Wesen auftreten, schraffiert sie ganze Szenen schwarz oder legt sie auf dunklen Hintergrund. Durch diese schwarz-weißen Schattierungen passt sich Wikland der jeweiligen Stimmung und Atmosphäre der geschilderten Szenen an.
Ganz ähnlich illustrierte Ilon Wikland Lindgrens Roman Die Brüder Löwenherz. Auch dieses Buch handelt vom endgültigen Abschied aus der wirklichen Welt und den Eintritt in eine Phantasiewelt, in der ein böser Herrscher besiegt werden muss. Wikland hat dem Kunstmärchen oder der phantastischen Erzählung von Lindgren einen märchenhaften, hellen Grundton gegeben. Da in dem Buch allerdings noch mehr düstere Stellen vorkommen als in Mio, mein Mio, gibt es dementsprechend auch wesentlich mehr schwarz-schraffierte, düstere Bilder.
Während Mio mein Mio und Die Brüder Löwenherz in einer phantastischen oder märchenhaften Welt spielen, sind die meisten anderen Romane von Lindgren, angefangen von den Madita-Büchern über die Kinder von Saltkrokan, Büllerbü und der Krachmacherstraße bis hin zu Michel aus Lönneberga in der Wirklichkeit angesiedelt. Sie stellen weitgehend unproblematische, oft idyllische oder heile Familienszenen, Kinder und Kindererlebnisse im ländlichen Schweden dar. Die kleinen Abenteuer, die sie erleben, sind aus dem Alltag gegriffen und enden meistens gut.
Zu diesen ungefährlichen Situationen passen die fröhlichen, unbeschwerten Bilder von Ilon Wikland so gut, dass man sich Lindgrens Bücher ohne ihre Illustrationen schon fast nicht mehr vorstellen kann.
Im Unterschied zu Lindgren, die ihren Helden durchaus unterschiedliche Charaktere gibt, sehen die Kinder, die Wikland malt, allerdings alle sehr ähnlich aus. So ähnlich, dass es einem schwer fällt, sie auseinander zu halten. Fast alle haben Pausbacken, eine kleine Stupsnase und wirken beinahe wie große Kleinkinder.

Über ihr Verhältnis zu Lindgren sagte Wikland einmal, dass sie Lindgrens Texte wunderbar und inspirierend findet. Durch die Texte würden in ihr ständig neue Bilder entstehen. Wenn sie einen Text von Lindgren illustrierte, habe sie sofort gesehen, an welche Stelle welches Bild passen würde.
Daneben sagt Wikland von sich selbst, dass sie als Vorbild für ihre realistischen Zeichnungen neben eigenen Vorstellungen auch Szenen aus dem alltäglichen Leben hat. So orientiert sie sich zum Beispiel am Ausdruck und der Bewegung von Kindern.

Neben den vielen schwarz-weiß Zeichnungen gibt es auch farbige Illustrationen von Ilon Wikland. Zum einen auf Buchtiteln und Bilderbüchern von Lindgren-Büchern. Zum anderen als Illustrationen anderer Autoren und ihres eigenen Bilderbuchs.
Bei den farbigen Illustrationen koloriert sie entweder die schwarz-weißen Federzeichnungen mit leuchtender Farbe oder malt allein mit Farbe.  Diese Gemälde sind dann öfters mit dezenteren Farben und ohne scharfe Umrisse oder Konturen gemalt.

Auszeichnungen (Auswahl)

Elsa-Beskow-Preis für das Gesamtwerk
Kulturpreis der estnischen Vertretung in Stockholm für das Gesamtwerk

Titelauswahl

Wir Kinder aus Bullerbü / Lindgren, Astrid (Text); Wikland, Ilon (Illu.) - Verlag Friedrich Oetinger 1954 (1947). Buchvorstellungen: (1)
Mehr von uns Kindern aus Bullerbü / Lindgren, Astrid (Text); Wikland, Ilon (Illu.) - Verlag Friedrich Oetinger 1955 (1949). Buchvorstellungen: ()
Mio, meine Mio / Lindgren, Astrid (Text); Wikland, Ilon (Illu.) - Verlag Friedrich Oetinger 1955 (1954). Buchvorstellungen: ()
Immer lustig in Bullerbü / Lindgren, Astrid (Text); Wikland, Ilon (Illu.) - Verlag Friedrich Oetinger 1956 (1952). Buchvorstellungen: ()
Karlsson vom Dach / Lindgren, Astrid (Text); Wikland, Ilon (Illu.) - Verlag Friedrich Oetinger 1956 (1955). Buchvorstellungen: ()
Matthias und das Eichhörnchen / Peterson, Hans (Text); Wikland, Ilon (Illu.) - Oetinger Verlag 1958. Buchvorstellungen: ()
Die Kinder aus der Krachmacherstraße / Lindgren, Astrid (Text); Wikland, Ilon (Illu.) - Verlag Friedrich Oetinger 1958 (1957). Buchvorstellungen: ()
Klingt meine Linde / Lindgren, Astrid (Text); Wikland, Ilon (Illu.) - Verlag Friedrich Oetinger 1960 (1959). Buchvorstellungen: ()
Madita / Lindgren, Astrid (Text); Wikland, Ilon (Illu.) - Verlag Friedrich Oetinger 1961 (1963). Buchvorstellungen: ()
Lotta zieht um / Lindgren, Astrid (Text); Wikland, Ilon (Illu.) - Verlag Friedrich Oetinger 1962 (1961). Buchvorstellungen: ()
Karlsson fliegt wieder / Lindgren, Astrid (Text); Wikland, Ilon (Illu.) - Verlag Friedrich Oetinger 1963 (1962). Buchvorstellungen: ()
Der beste Karlsson der Welt / Lindgren, Astrid (Text); Wikland, Ilon (Illu.) - Verlag Friedrich Oetinger 1968 (1968). Buchvorstellungen: ()
Nina und die Schildkröte / Orgel, Doris (Text); Wikland, Ilon (Illu.) - Carlsen Verlag 1972. Buchvorstellungen: ()
Pietje reitet / Unnerstad, Edith (Text); Wikland, Ilon (Illu.) - Gundert Verlag 1974. Buchvorstellungen: ()
Die Brüder Löwenherz / Lindgren, Astrid (Text); Wikland, Ilon (Illu.) - Verlag Friedrich Oetinger 1974 (1973). Buchvorstellungen: (1)
Madita und Pims / Lindgren, Astrid (Text); Wikland, Ilon (Illu.) - Verlag Friedrich Oetinger 1976 (1976). Buchvorstellungen: (1)
Märchen / Lindgren, Astrid (Text); Wikland, Ilon (Illu.) - Verlag Friedrich Oetinger 1978. Buchvorstellungen: ()
Erzählungen / Lindgren, Astrid (Text); Wikland, Ilon (Illu.) - Verlag Friedrich Oetinger 1979. Buchvorstellungen: ()
The stable troll / Hjortvid, Elisabeth (Text); Wikland, Ilon (Illu.) - Lutterworth 1985. Buchvorstellungen: ()
Mein unglaublicher erster Schultag / Wikland, Ilon (Text); Wikland, Ilon (Illu.) - Oetinger Verlag 1998. Buchvorstellungen: ()
Brav sein ist schwer / Haushofer, Marlen (Text); Wikland, Ilon (Illu.) - G & G 2009. Buchvorstellungen: ()
Schlimm sein ist auch kein Vergnügen / Haushofer, Marlen (Text); Wikland, Ilon (Illu.) - G & G 2010. Buchvorstellungen: ()

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