Wilhelm Busch

* 15. April 1832 in Wiedensahl in der Nähe von Hannover
† 9. Januar 1908 in Mechtshausen


Leben

Wilhelm Busch
Wilhelm Busch / Selbstportrait

Wilhelm Busch wurde als erstes von sieben Geschwistern vor fast 200 Jahren als Sohn eines Krämers geboren. Damals wurde der Herd noch nicht mit Strom, sondern mit Holz beheizt. Das Haus war mit Stroh bedeckt und die Großmutter saß am Spinnrad in der Stube.
Als Wilhelm Busch neun Jahre alt wurde, zog er zu seinem Onkel, dem Pastor Georg Kleine, in das mehrere Tagesreisen entfernte Dorf Ebergötzen. Sein Onkel übernahm die Ausbildung Buschs und gab ihm Privatunterricht. Wilhelm gefiel es bei seinem Onkel gut, denn er war für die damalige Zeit wenig streng. Er schlug Wilhelm nur einmal mit der Rute, weil er dem „Dorftrottel“ die Pfeife voll Kuhhaare gestopft und angezündet hatte. Außerdem gefiel es Busch in Ebergötzen, weil er dort den Sohn des Müllers kennen lernte, mit dem er sein Leben lang befreundet blieb. 1845 zog Wilhelm Busch mit seinem Onkel in die Pfarrei in Lütthorst. Damals fing er an, sich mit Philosophie, Literatur und der Malerei zu beschäftigen.
Nach dem Wunsch seines Vaters begann Busch mit fünfzehn Jahren ein Maschinenbau-Studium an dem Polytechnikum Hannover. Weil ihm das Studium aber nicht gefiel, brach er es nach dreieinhalb Jahren wieder ab und studierte von 1851 bis 1864 Malerei in Düsseldorf, Antwerpen und München. In Antwerpen lernte Wilhelm Busch die alten, flämischen Künstler wie Rubens und Frans Hals kennen, die ihn sehr beeindruckten und in seiner Malerei prägten. Neben seinem Malerei-Studium sammelte Busch Märchen, Sagen und Lieder seiner Heimat, die nach seinem Tod veröffentlicht wurden. In seiner Freizeit beschäftigte er sich außerdem mit der Bienenzucht, der Wappenkunde und Theaterstoffen.
Weil er Geld verdienen musste und er von seinen Gemälden nicht leben konnte, begann Busch Ende 1858 für die satirische Zeitschrift Fliegende Blätter des Münchner Verlegers Kaspar Braun humoristische, das heißt witzige, pointierte Bilder und Texte zu zeichnen und zu schreiben. Die Bildgeschichten wurden in der Zeitschrift ganzseitig als sogenannter Bilderbögen veröffentlicht, die damals sehr beliebt waren.
Zuerst illustrierte Busch vor allem fremde Texte, doch bald wollte er nur noch seine eigenen Texte bebildern. 1864 veröffentlichte er ein eigenes Kinderbuch mit dem Titel Bilderpossen. Das hatte zwar noch keinen großen Erfolg, aber schon ein Jahr später gelang ihm mit der Bildergeschichte  Max und Moritz der Durchbruch.
1884 veröffentlichte Busch mit Maler Klecksel seine letzte große Bildgeschichte. Danach malte er vor allem realistische Öl-Gemälde und Portraits und schrieb Gedichte und Geschichten. Außerdem veröffentlichte er die Gedichtbände Kritik des Herzens, Zu guter Letzt und Schein und Sein und die märchenhaften Erzählungen Der Schmetterling und Eduards Traum. 1893 veröffentlicht er außerdem seine Autobiographie Von mir über mich.
Zwischen 1869 bis 1872 lebte er in Frankfurt am Main. Hier begegnete er der Bankiersgattin Johanna Keßler, die ihm ein Atelier einrichtete und mit der er viele Jahre befreundet war.
1872 zog er sich zu seiner Schwester Fanny und deren Familie nach Wiedensahl zurück. Die letzten zehn Lebensjahre verbrachte Busch bei seinem Neffen in Mechtshausen im Harz, wo er bis zu seinem Tod 1908, ausgenommen von ein paar Reisen, ein zurückgezogenes Leben führte.

Werk und Stil

Wilhelm Busch war ein vielseitiger Künstler. Er malte Ölbilder, zeichnete, schrieb Gedichte, Märchen, Schwänke, Theaterstücke und sogar ein Opernlibretto. Weltberühmt und schon zu Lebzeiten international bekannt wurde er allerdings fast nur durch seine gereimten Bildergeschichten, die in Zeitschriften als Bilderbögen erschienen. Heute gilt Busch als Klassiker des deutschen Humors und Ur-Vater des Comics. Viele seiner Reime sind geflügelte Worte geworden, so zum Beispiel die Verszeilen „Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr“ aus der Bildergeschichte Julchen.
Buschs mit Abstand berühmtestes Werk ist mit 200 Übersetzungen Max und Moritz. Darin spielen die Spitzbuben Max und Moritz verschiedenen Rollentypen eines Dorfes sieben böse Streiche: Der Witwe Bolte ersticken sie mit trickreichen Ködern die Hühner und stehlen sie ihr danach gebraten aus dem Kamin. Dem Schneider Böck sägen sie die Brücke an und schauen schadenfroh zu, wie er fast ertrinkt, dem Lehrer Lempel stopfen sie Schießpulver in die Pfeife und riskieren, dass er explodiert, und dem Onkel Fritze stecken sie Maikäfer ins Bett. Nach dem sechsten Streich haben Bauer Mecke und Meister Müller genug von den Possen der Kinder. Ebenfalls schadenfroh stecken sie die Kinder in einen Getreidesack und mahlen sie zu Mehl. Im Dorf trauert niemand um die Kinder. Äußerst zufrieden ruft man aus: „Gott sei Dank! Nun ist’s vorbei / mit der Übeltäterei“.

Max und Moritz wurden zur Vorlage der Comicreihe The Katzenjammer Kids, einer Lausbuben-Geschichte, die in den USA so erfolgreich wurde, dass sie stilbildend für andere Comics wurde. Es waren sicher nicht nur die reizvollen, anti-heldenhaften Charaktere Max und Moritz, die sich zur Comic-Vorlage eigneten, sondern auch Buschs karikierender Bild- und sein knapper, witziger Sprachstil. Zwar knüpfte Busch offensichtlich an die Tradition der humoristisch-satirischen Darstellungen des damals beliebten Bilderbogens an, führte aber mit speedlines, das sind Linien, um Bewegung darzustellen, Zeitraffern und Heranzoomen von einzelnen Ausschnitten neue Techniken ein, die vom Comic später aufgegriffen wurden. Wie im Comic ging Busch auch nicht zimperlich mit seinen Figuren um. Sie werden gebügelt, plattgewalzt, schmelzen zu Wasserpfützen oder werden zu Korn gemahlen. Insgesamt werden die Menschen bei Busch zu Typen oder „Konturwesen“, wie Busch sie selbst nannte, verknappt. Zum Leben erweckt werden sie nicht durch ihre naturgetreue Darstellung, sondern durch ihre überzeichnete Mimik und Gestik.
Themen von Buschs Bildergeschichten sind meistens die bürgerliche Spießbürgerlichkeit und seine satte Selbstzufriedenheit. Seine oft dicken, feisten Figuren kümmern sich in erster Linie darum, Haus und Hof in Ordnung zu halten und scheinen harmlose, brave Bürger zu sein. Doch dann konfrontiert Busch seine Figuren mit einem chaotischen, triebgesteuerten Element, das meist von Kindern oder Tieren verkörpert wird, und die Situation gerät außer Kontrolle. Die Handelnden quälen und ärgern sich gegenseitig und bringen sich gegenseitig manchmal sogar um.
In Fipps der Affe treibt ein aus Afrika importierter Affe so viel Unfug, dass er am Ende voll süßer Rachegelüste von seinen Opfern erschossen wird. Der Rabe Hans Huckebein liefert sich mit Fritz und dessen Tante eine Hausschlacht und bringt am Ende sich selbst mit einer Kordel um. Und in Diogenes und die bösen Buben von Korinth werden die Jungen von Diogenes' Tonne aus Versehen wie ein Kuchenteig platt gewalzt.
Busch hat keine Mitleid mit seinen Protagonisten. Weder mit den Kindern, noch mit den Tieren und auch nicht mit alten Tanten, deren Hund gestohlen und gebraten wird. Denn Busch hatte eine pessimistische, das heißt schwarz seherische Weltsicht. Der Mensch ist seiner Meinung nach nicht nur hilfreich und gut, sondern auch böse und gemein. Insofern kritisierte er die verlogene Moral und falsche Frömmigkeit seiner Mitbürger, die das alles unter den Teppich kehren wollten.
Buschs Weltsicht und seine satirischen, entlarvenden Darstellungen stießen immer wieder auf Kritik. Zu seiner Zeit kritisierten Konservative, die das Alte bewahren wollten, seine liberale, freiheitliche Denkart, andere beschwerten sich über seine Derbheit. Lehrer und Erzieher fanden vor allem Max und Moritz schrecklich. Sie fanden, dass die Geschichte Kinder und Jugendliche zu bösen Streichen anstacheln würde.
Heute steht Wilhelm Buschs Bild der Juden und Afrikaner immer wieder in der Kritik. In Die fromme Helene stehen beispielsweise die Verse „Und der Jud mit krummer Ferse / Krummer Nas’ und krummer Hos’ / Schlängelt sich zur hohen Börse / Tiefverderbt und seelenlos“. Und in anderen Geschichten tauchen Afrikaner als Wilde mit Ring durch die Nase auf. Umstritten ist heute vor allem, inwieweit Busch Kind seiner Zeit war, und inwieweit er sich von dem damaligen Bild der Juden und Afrikaner hätte distanzieren können und müssen.

Obwohl Buschs Verse sehr bekannt wurden und bis heute zitiert werden, stand für den Künstler selbst das Bild im Vordergrund. Wie er selbst angab, zeichnete er zuerst die Bilder und überlegte sich danach die Verse dazu.
Buschs Bildergeschichten wurden die längste Zeit im Holzstich-Verfahren vervielfältigt. Dabei trug Busch seine Zeichnung zuerst spiegelbildlich mit Bleistift auf einen Holzstock auf. Danach wurde aus dieser Zeichnung von einem Xylographen, das ist jemand, der aus dem Holzstock die Zeichnung herausschneidet, eine Druckplatte hergestellt. Und zuletzt wurde auf die Druckplatte Farbe geschmiert und auf Papier gedruckt.
Beim Herausschneiden der Zeichnung vom Holzstock ging die originale Vorzeichnung verloren, was für den jeweiligen Künstler natürlich ärgerlich war. Je nachdem wie gut der Xylograph seinen Beruf beherrschte, wichen Original und Druck deshalb mehr oder weniger voneinander ab. Herr und Frau Knopp konnten 1876 durch die Einführung einer neuen Technik  zum erstenmal fotomechanisch gedruckt werden.

Titelauswahl

Bilderpossen / Busch, Wilhelm (Text); Busch, Wilhelm (Illu.) - Heinrich Richter 1864. Buchvorstellungen: ()
Max und Moritz / Busch, Wilhelm (Text); Busch, Wilhelm (Illu.) - Braun & Schneider 1865. Buchvorstellungen: ()
Hans Huckebein der Unglücksrabe / Busch, Wilhelm (Text); Busch, Wilhelm (Illu.) - Hallberger 1867. Buchvorstellungen: ()
Schnurrdiburr oder die Bienen / Busch, Wilhelm (Text); Busch, Wilhelm (Illu.) - Braun & Schneider 1869. Buchvorstellungen: ()
Die fromme Helene / Busch, Wilhelm (Text); Busch, Wilhelm (Illu.) - Friedrich Bassermann 1872. Buchvorstellungen: ()
Kritik des Herzens - Gedichte / Busch, Wilhelm (Text) - Friedrich Bassermann 1874. Buchvorstellungen: ()
Herr und Frau Knopp / Busch, Wilhelm (Text); Busch, Wilhelm (Illu.) - Friedrich Bassermann 1876. Buchvorstellungen: ()
Julchen / Busch, Wilhelm (Text); Busch, Wilhelm (Illu.) - Friedrich Bassermann 1877. Buchvorstellungen: ()
Fipps, der Affe / Busch, Wilhelm (Text); Busch, Wilhelm (Illu.) - Friedrich Bassermann 1879. Buchvorstellungen: ()
Plisch und Plum / Busch, Wilhelm (Text); Busch, Wilhelm (Illu.) - Friedrich Bassermann 1882. Buchvorstellungen: ()
Maler Klecksel / Busch, Wilhelm (Text); Busch, Wilhelm (Illu.) - Friedrich Bassermann 1884. Buchvorstellungen: ()
Eduards Traum - Erzählung / Busch, Wilhelm (Text) - Friedrich Bassermann 1891. Buchvorstellungen: ()
Von mir über mich - Autobiographie / Busch, Wilhelm (Text) - Friedrich Bassermann 1893. Buchvorstellungen: ()
Der Schmetterling - Erzählung / Busch, Wilhelm (Text) - Friedrich Bassermann 1895. Buchvorstellungen: ()
Zu guter Letzt - Gedichte / Busch, Wilhelm (Text) - Friedrich Bassermann 1904. Buchvorstellungen: ()

http://www.rossipotti.de/archiv.html#comics
http://www.wilhelm-busch.de/
http://www.wilhelm-busch-seiten.de/index.html
http://gutenberg.spiegel.de/suche?q=Wilhelm+Busch