Jacky Gleich

* 1964 in Darmstadt


Leben


Jacky Gleich
© Carl Hanser Verlag

Jacky (eigentlich Jacqueline) Gleich ist in Darmstadt geboren. Sie war ein Jahr alt, als ihre Mutter mit ihr in die Nähe von Berlin, in die damalige DDR, zog. Dort wuchs sie zusammen mit zwei Geschwistern auf. Sie machte nach dem Abitur ein Volontariat beim Fernsehen im Bereich Szenenbild und studierte danach Animation an der Hochschule für Film und Fernsehen in Babelsberg. Als Regisseurin, Grafikerin und Trickfilmzeichnerin arbeitete sie zuerst für das Ostberliner Sandmann-Studio, dann für ein West-Berliner Studio und später im selbst gegründeten Trickfilmstudio KREATUR. Zur Eröffnungsfeier von KREATUR kam auch die Autorin und Fernsehmoderatorin Amelie Fried, die von Jacky Gleichs Bildern so begeistert war, dass sie ihr vorschlug, Bilderbücher zu illustrieren. 1995 erschien Das geht doch nicht! als erstes von Jacky Gleich illustriertes Bilderbuch. Den Text schrieb Brigitte Schär. Obwohl sie zwischen 2001 und 2004 vier Trickfilme gestaltete – auch für die Sendung mit der Maus – ist Jacky Gleich seitdem vor allem als Kinderbuchillustratorin und Gestalterin von Buchumschlägen tätig.
Mit ihrem Mann Bruno Blume, der einige der Texte schrieb, die sie illustrierte, sowie ihren vier Kindern lebt sie auf einem alten Hof in Mecklenburg.

Werk und Stil

Ein Trickfilm täuscht Bewegung vor, indem viele Bilder in schneller Folge nacheinander zu sehen sind, in denen sich jeweils Kleinigkeiten verändern. In einem Comic stehen die Bilder zwar still, aber dadurch, dass sie eng aneinander gereiht sind und zum Beispiel Speedlines (Bewegungslinien) verwenden um Bewegungen zu kennzeichnen, entsteht im Kopf des Betrachters eine Art Film. In einem Bilderbuch dagegen gibt es weniger, dafür aber große Bilder. Im Gegensatz zum Film und zum Comic wirken die Bildgeschichten in einem Bilderbuch deshalb eher starr.
Nicht so bei Jacky Gleich. Die aus ungewöhnlichen Perspektiven gezeichneten Bildräume scheinen voller Bewegung. Sich wellende, schlängelnde, schräg ins Bild gesetzte Linien beleben die dargestellten Szenen in den Bildern. Dazu treten oft verschwummerte, verschmierte Farbflächen oder Farboberflächen, die zerkratzt oder verwischt wirken. Jacky Gleichs Bilder bilden die Welt nicht realistisch ab. Vielmehr zeigt sie die Welt so, wie sie sich für ihre Figur anfühlt.
Im Bilderbuch Ein richtig schöner Tag gibt es zum Beispiel kaum eine gerade Linie. Die Geschichte erzählt von einer Familie, die sich vornimmt, allerlei Besorgungen hübsch nacheinander zu erledigen, um dann in Ruhe einen schönen Tag im Garten verbringen zu können. Dieser Zeitplan gerät wortwörtlich aus der Bahn und mit ihm die Figuren und Räume in den Bildern. Bewegung erzeugt Jacky Gleich dadurch, dass sie die Farben, mit denen sie die Flächen und Formen füllt „gestisch“ behandelt. Das heißt, man sieht ihnen an, mit welchen Bewegungen, also Gesten Jacky Gleich sie aufgetragen und bearbeitet hat. Nachdem sie eine Farbe – meist Öl- oder Acrylfarbe – zu Papier gebracht hat, bearbeitet sie die Farboberfläche, verwischt oder zerkratzt sie mit einem Pinselstiel oder einem trockenen Borstenpinsel.


llustration aus dem Buch „Hat Opa einen Anzug an?“
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on Jacky Gleich (Illu.) und Amelie Fried (Text) © Carl Hanser Verlag

Zerkratzte Farboberflächen verwendet sie besonders stark in ihrem Bilderbuch Hat Opa einen Anzug an?, zu dem Amelie Fried den Text geschrieben hat.
Doch nicht nur diese „Maltechnik“ ist ungewöhnlich, auch das Thema war – als das Buch erschien – noch kein übliches Thema im Bilderbuchbereich. Es erzählt aus der Sicht des kleinen Brunos vom Tod des Opas. Jacky Gleich zeigt die Bilder auch aus Brunos Sicht. Das erste Bild zeigt die Schuhe des verstorbenen Großvaters von unten, denn der Opa liegt erhöht in einem offenen Sarg. War es bisher üblich, das Thema Tod – wenn überhaupt – sehr vorsichtig im Kinderbuchbereich anzusprechen und mit freundlichen Fraben abzumildern, wagte Jacky Gleich nicht nur einen Toten im Sarg zu zeigen, sondern ausschließlich düstere Brauntöne zu verwenden.

Früher, als man Trickfilme noch nicht digital, sondern per Hand herstellte, verwendete man durchsichtige Folien, auf die man unterschiedliche Bildebenen zeichnete: Auf einer Folie war dann zum Beispiel der Hintergrund und auf einer anderen die Figur. Das hatte den Vorteil, dass man nur die Folie, auf der sich etwas veränderte, neu zeichnen musste und nicht das ganze Bild. Jacky Gleich malte viele Illustrationen mit dicker Öl- oder Acrylfarbe auf solche Folien. Den schmierigen Effekt, der dadurch entstand, ist bis heute ein Markenzeichen ihrer Illustrationen, auch wenn sie keine Folien bemalt. Spuren verschiedener Farben tauchen in einer Farbfläche auf, die so wirkt als würde sie sich weich anfühlen, wenn man sie anfassen könnte. Ebenso wirken auch die Münder ihrer Figuren, als wären sie mit verschmiertem Lippenstift bemalt. Obwohl es freundliche und lebhafte Figuren sind, die Jacky Gleich zeichnet, sind sie eines ganz bestimmt nicht: niedlich. Denn, so sagt sie: „Ich zeichne gegen die Verniedlichung der Welt.“

Auszeichnungen (Auswahl)

1998 Deutscher Jugendliteraturpreis für Hat Opa einen Anzug an?
1998 IBBY-Ehrenliste, Hans Christian Andersen-Preis für Monsterbesuch!
2002 Ehrendiplom Die schönsten deutschen Bücher für Mama ist groß wie ein Turm
2004 Gustav-Heinemann-Friedenspreis für Kinder- und Jugendliteratur für Der Aufsatz, Text Antonio Skármeta
2010 IBBY Ehrenliste für Gufidaun.
2010 Prix Chronos für Opa Meume und ich.

Titelauswahl

Das geht doch nicht / Schär, Brigitte (Text); Gleich, Jacky (Illu.) - Hanser 1995. Buchvorstellungen: ()
Monsterbesuch! / Schär, Brigitte (Text); Gleich, Jacky (Illu.) - Hanser 1996. Buchvorstellungen: ()
Hat Opa einen Anzug an? / Fried, Amelie (Text); Gleich, Jacky (Illu.) - Hanser 1997. Buchvorstellungen: ()
Das Haus auf dem Hügel / Schär, Brigitte (Text); Gleich, Jacky (Illu.) - Hanser 1998. Buchvorstellungen: ()
Der unsichtbare Vater / Fried, Amelie (Text); Gleich, Jacky (Illu.) - Hanser 1999. Buchvorstellungen: ()
Ein richtig schöner Tag / Blume, Bruno (Text); Gleich, Jacky (Illu.) - Carlsen 2001. Buchvorstellungen: ()
Mama ist groß wie ein Turm / Schär, Brigitte (Text); Gleich, Jacky (Illu.) - Hanser 2001. Buchvorstellungen: ()
Mitten in der Nacht / Blume, Bruno (Text); Gleich, Jacky (Illu.) - Fischer 2002. Buchvorstellungen: ()
Anna, genannt Humpelhexe / Fühmann, Franz (Text); Gleich, Jacky (Illu.) - Hinstroff 2002. Buchvorstellungen: ()
Der Aufsatz / Skármeta, Antonio (Text); Gleich, Jacky (Illu.) - Dressler 2003. Buchvorstellungen: ()
Der Handschuh / Schiller. Friedrich (Text); Gleich, Jacky (Illu.) - Kindermann 2005. Buchvorstellungen: ()
Wer liest, ist / Blume, Bruno (Text); Ballhaus, Verena, Buchholz, Quint, Budde, Nadia, Gleich, Jacky, Janssen, Susanne (Illu.) - Hinstorff Verlag 2006. Buchvorstellungen: ()
Gufidaun - Martin und der Außerirdische / Blume, Bruno (Text); Gleich, Jacky (Illu.) - Tulipan 2007. Buchvorstellungen: ()
Ein Sommernachtstraum - Märchen nach Shakespeare / Fühmann, Franz (Text); Gleich, Jacky (Illu.) - Hinstroff 2007. Buchvorstellungen: ()
Mayas Handtäschen / Hohler, Franz (Text); Gleich, Jacky (Illu.) - Sauerländer 2008. Buchvorstellungen: ()
Ein richtig schöner Geburtstag / Blume, Bruno (Text); Gleich, Jacky (Illu.) - Tulipan 2009. Buchvorstellungen: ()

http://www.blumengleich.de